Sorge vor nachlassender Impfbereitschaft: Frankreich impft bald auch am Strand
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Menschen in Biarritz, Südwestfrankreich, tragen Mundschutz, während sie am Strand spazieren. Für den Sommer sind mobile Impfungen an Frankreichs Stränden geplant.
© Quelle: Bob Edme/AP/dpa
Paris. In diesem Sommer werden nicht nur Verkäufer von Eis und Sonnenhüten an Frankreichs Stränden unterwegs sein, sondern auch medizinisches und anderes Hilfspersonal mit einem besonderen Gut: Corona-Impfdosen. „Am Samstag organisieren die Marine-Feuerwehrleute von Marseille mobile Impfungen“, hieß es bereits Mitte Juni per Twitter. „Wir sind da von 10 bis 12 Uhr, ohne Termin, bringen Sie nur Ihre Versichertenkarte mit!“
In anderen Orten des Landes sind Impfbusse unterwegs, in Einkaufsgalerien und sogar an Autobahnen werden provisorische Zentren aufgebaut, in Paris gibt es Injektionen für Essenslieferanten auf dem Platz der Republik und für Studierende auf dem internationalen Campus Cité U. 62 Prozent der Menschen haben zumindest eine erste Dosis erhalten, doch zuletzt nahm die Zahl der verabreichten Injektionen pro Tag ab.
Vor allem benachteiligte Menschen sollen erreicht werden
Damit die französische Impfkampagne in den nun beginnenden Ferien nicht nachlässt, gibt es eine Reihe von Initiativen. Diese betreffen nicht nur Ferienorte, sondern auch Vorstädte mit einem hohen Anteil von sozial Schwachen, die besonders gefährdet sind, schwer an Covid-19 zu erkranken.
„Wir müssen weiter auf die Bevölkerung zugehen, vor allem auf die benachteiligten Menschen, die besonders von dieser Epidemie betroffen sind und die nicht spontan in ein Impfzentrum kommen“, sagte der Vorsitzende des wissenschaftlichen Corona-Beirats der französischen Regierung, Jean-François Delfraissy. Aufgrund der Delta-Variante, die in Frankreich derzeit rund 20 Prozent aller Corona-Infektionen ausmache, drohe eine vierte Welle im Herbst.
Vier von fünf Franzosen bereit zur Impfung
Vor diesem Hintergrund ist die Regierung besorgt darüber, dass die Impfbereitschaft im Land nachlässt, weil es weiterhin viele Skeptiker gibt – wenn auch ihre Zahl stark gesunken ist, seit massenweise geimpft wird und schwere Nebenwirkungen höchst selten blieben. Ende 2020 sagte in Umfragen nur knapp jeder zweite Franzose, er wolle sich impfen lassen; inzwischen tun dies vier von fünf. Eine Mehrheit befürwortet sogar eine Impfpflicht, vor allem für das Personal in Krankenhäusern und Altenpflegeheimen.
Dass es dort verhältnismäßig viele Impfskeptiker und -gegner gibt, wird als Problem gesehen. „Ich bin wie alle Französinnen und Franzosen schockiert darüber, dass die Epidemie zurückkommt und diejenigen, deren Aufgabe es ist, andere zu schützen und zu pflegen, einen Anteil daran haben“, sagte Premierminister Jean Castex. Ein Grund könnte sein, dass viele häufiges Testen vorziehen, das in Frankreich leicht und gratis verfügbar ist.
Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen?
Inzwischen wird ein möglicher Gesetzestext vorbereitet, der die Corona-Impfung für Pflegepersonal und möglicherweise auch für andere, besonders exponierte Berufsgruppen verpflichtend macht. Noch zögert die Regierung aber mit einer solch unpopulären Maßnahme und hat Gespräche mit Vereinigungen von Lokalpolitikern und den Vorsitzenden der parlamentarischen Gruppen aufgenommen. Gleichzeitig setzt man weiter auf die mobilen Impfzentren, auf Sensibilisierungskampagnen oder Anreize wie im südfranzösischen Nîmes: Dort gibt es für alle 18- bis 25-Jährigen bei der Impfung Geschenke – vom Jahresabo für Leihräder bis zu Konzertkarten.