Verletzungsgefahr durch Böller und Raketen

Haut verbrannt? Ohren taub? Finger ab? Erste-Hilfe-Tipps für die Silvesternacht

Ein Mann zündet einen Böller am Silvesterabend an.

Ein Mann zündet einen Böller am Silvesterabend an.

Was tun, wenn man sich in der Silvesternacht eine Verletzung zuzieht? Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat Tipps für Erste-Hilfe-Maßnahmen und sicheres Feiern veröffentlicht. Am besten ist es natürlich, wenn es gar nicht erst zu Unfällen kommt. „Auch in Feierlaune sollten einige Regeln unbedingt gelten, um unbeschwert in das neue Jahr starten zu können“, sagt DRK-Bundesarzt Peter Sefrin.

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Dazu gehört zum Beispiel, nur zugelassene Feuerwerkskörper zu nutzen und vor dem Abbrennen unbedingt die Herstellerhinweise zu lesen. „Kinder dürfen grundsätzlich keine Böller in die Hände bekommen und Jugendliche unter 18 Jahren sollten umfassend über den Gebrauch aufgeklärt werden“, mahnt Sefrin.

Blindgänger, also Böller oder Raketen, die beim ersten Versuch nicht richtig zünden, dürften niemals erneut gezündet werden. „In jedem Fall ist beim Zünden ein ausreichender Abstand einzuhalten.“

Tipps für den Notfall: Wie man mit Böllern und Feuerwerk umgeht
Symbolbild: Beschlagnahmtes Silvester-Feuerwerk aus Polen, das in Deutschland verboten ist.

In der Silvesternacht haben die Notaufnahmen Hochkonjunktur. Nicht ohne Grund.

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Ein weiteres Risiko sei der Alkohol: Alkoholvergiftungen hätten in den vergangenen Jahren bei Jugendlichen zugenommen. Auch wenn Verbote oft nichts nützen, sollten Eltern ihre heranwachsenden Kinder zumindest über die Risiken eines Vollrausches „mit Nachdruck aufklären“, rät der Bundesarzt.

„Ganz auf Alkohol verzichten muss niemand, aber Maß zu halten, ist wichtig. Wer anfängt zu lallen oder unsicher zu gehen, sollte unbedingt eine Alkoholpause einlegen“. Als Faustregel empfiehlt er, zu jedem Glas Alkohol ein großes Glas Wasser zu trinken. Und zuvor eine „gute Grundlage“ mit einer ausgewogenen Mahlzeit zu schaffen. Kommt es dennoch zu Verletzungen und medizinischen Notfällen sei es wichtig, schnell zu reagieren, um sich oder anderen zu helfen, sagt Sefrin.

Silvester-Unfälle: Das sollten Sie tun

Alkoholvergiftungen

„Wenn jemand durch überhöhten Alkoholgenuss zusammenbricht, muss das unbedingt ernst genommen werden“, sagt Sefrin. Man sollte dann sofort Atmung und Puls überprüfen. „Bleibt die Person auch nach wiederholten Ansprechversuchen bewusstlos, unbedingt einen Notarzt rufen“. Wichtig sei auch, die Person in die stabile Seitenlage zu bringen und möglichst warm zu halten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der oder die Bewusstlose erbricht und die Atemwege verschlossen werden, im Freien droht außerdem Unterkühlung.

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Verbrennungen

Beim Hantieren mit Feuerzeug, Böllern und Raketen kann es zu Verbrennungen kommen. Kleinere Verbrennungen sollten kurz unter fließendem Wasser gekühlt werden. Ist die Verbrennung größer als eine Handfläche gilt das nicht: „Große Verbrennungen sollten nicht gekühlt werden. Sie sind ein Fall für den Notarzt“, sagt DRK-Bundesarzt Sefrin.

Augenverletzungen

Durch Silvesterunfälle kommt es regelmäßig zu Verletzungen an den Augen durch eingedrungene Fremdkörper und Verbrennungen. „In beiden Fällen sollte umgehend der Notruf 112 gewählt werden“, empfiehlt Sefrin. Er rät außerdem, bis zum Eintreffen von Arzt oder Ärztin beide Augen zu verbinden, damit das verletzte Auge nicht mehr bewegt wird.

Handverletzungen

Größere Wunden sollten sofort steril abgedeckt werden. Bei einem größeren Blutverlust sollte man sofort einen Notarzt rufen, so das DRK. Immer wieder kommt es auch vor, dass Finger durch explodierende Böller abgerissen werden. In diesem Fall kann der Finger gerettet werden, wenn man schnell und richtig handelt.

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Der abgetrennte Finger sollte dazu in ein möglichst sauberes Stück Stoff eingewickelt und in einen Plastikbeutel gegeben werden, den man verschließt. Den verschlossenen Plastikbeutel mit dem Finger gibt man dann am besten in einen weiteren Beutel mit Wasser und Eis wobei der Finger nicht nass werden darf, empfiehlt Sefrin. Danach sollte man sich auf dem schnellsten Weg in eine Notaufnahme begeben.

Was bei einem abgetrennten Finger ebenfalls wichtig sei, sei die Wunde gut zu versorgen. Dafür sollte keimfreies Material auf die Blutung gepresst werden, um sie zu stillen. Falls möglich, sollte man außerdem einen Druckverband anlegen, so der Rat des DRK.

Tauben Ohren

Explodierende Feuerwerkskörper können bis zu 175 Dezibel laut sein – lauter als ein Presslufthammer. Wenn Sie nach einem lauten Knall plötzlich wie durch Watte hören, ein dumpfes Gefühl im Ohr oder ein Ohrgeräusch haben, hat vielleicht Ihr Gehör Schaden genommen.

Ein Notfall, bei dem es auf jede Minute ankommt, seien Ohrgeräusche oder ein dumpfes Gefühl im Ohr aber noch nicht, so die Uniklinik Ulm: „Es ist durchaus auch möglich und medizinisch unbedenklich, dem Körper für einige Stunden oder sogar ein bis zwei Tage Ruhe zu gönnen und abzuwarten, wie sich die Symptome entwickeln“. Besteht der Verdacht, dass das Trommelfell geschädigt wurde, sollte dabei möglichst kein Wasser ins Ohr gelangen.

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Falls kein schlimmerer Schaden vorliegt, gehen die Beschwerden oft von alleine weg. Wenn nicht, sollte ein HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin das Ohr untersuchen. Ist etwa das Trommelfell gerissen, lasse es sich mit einer medizinischen Kunststofffolie schienen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, rät die Uniklinik Ulm, an Silvester Ohrstöpsel aus Wachs oder Kunststoff zu tragen, um das Gehör zu schützen. Die Empfehlung gilt nicht nur für Menschen mit einem empfindlichen Gehör, sondern für alle.

RND/mit Material der dpa

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