Remdesivir: Ein medikamentöser Hoffnungsträger – mit Nebenwirkungen
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Remdesivir kann bisher nur intravenös verabreicht werden.
© Quelle: imago images/PPE
Es gilt als medikamentöser Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus: Remdesivir. Mithilfe des Ebola-Medikaments konnte die Behandlungsdauer von Corona-Patienten von 15 Tagen auf elf Tage verkürzt werden. “Das ist mehr als ein Anfang”, sagte Christoph Spinner, Infektiologe am Münchner Klinikum Rechts der Isar, im Interview mit den ARD-Tagesthemen.
EU wollen womöglich Remdesivir zulassen
Die Studien mit Remdesivir seien belastbar und zeigten, dass das Medikament im Allgemeinen gut verträglich ist, so Spinner. Allerdings sind die Nebenwirkungen des Arzneimittels noch nicht abschließend erforscht. Auftreten können unter anderem Leberentzündungen. Die Verabreichung, die per Infusion erfolgt, kann zudem zu Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen und niedrigem Blutdruck führen.
Trotzdem hat die Europäische Arzneimittel-Agentur inzwischen eine Zulassung unter Auflagen für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury empfohlen. Die EU-Kommission muss dem noch zustimmen, was aber als Formsache gilt. Die Entscheidung der Kommission soll laut EMA in der kommenden Woche fallen.
Bereits Anfang Mai hatte auch die US-Medikamentenbehörde FDA die Erlaubnis erteilt, Patienten, die wegen einer schweren Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus liegen, mit Remdesivir zu behandeln – allerdings nur in bestimmten Fällen. So dürfte beispielsweise das Arzneimittel nur schwer erkrankten Patienten verabreicht werden, darunter solchen mit Atemproblemen, denen Sauerstoff zugeführt werden muss oder die ein Beatmungsgerät benötigen, teilte die FDA mit.
US-Studie weist Wirksamkeit von Remdesivir nach
Hintergrund war eine US-amerikanische Studie, die die Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) durchgeführt haben. An der Studie nahmen 1063 Patienten teil, die so krank waren, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Remdesivir konnte die Zeit der Genesung von Patienten laut der NIH-Studie um 31 Prozent beschleunigen. Im Durchschnitt erholten sich Patienten innerhalb von elf Tagen, statt zuvor 15 Tagen. Das Medikament könnte auch die Sterberate senken; etwa 8 Prozent der Patienten starben mit dem Medikament und 11,6 Prozent ohne – Wissenschaftler halten diesen Unterschied aber für zu gering, um mit Sicherheit davon auszugehen, dass er auf das Medikament zurückzuführen ist.
Chinesische Studie ist wenig aussagekräftig
Da es nur an Patienten getestet wurde, die so krank waren, dass sie ins Krankenhaus kamen, könne keine Aussage über die Sicherheit und Wirksamkeit bei weniger kranken Menschen getroffen werden, sagte Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Allergie und Infektionskrankheiten. Dennoch habe das Medikament einen “bedeutsamen positiven Effekt”.
Eine im Fachmagazin “The Lancet” vorgestellte chinesische Studie kam hingegen zu dem Schluss, dass sich der Zustand der Patienten mit Remdesivir nicht wesentlich verbessert. Dabei wurden 237 Patienten aus zehn Krankenhäusern untersucht. 158 bekamen Remdesivir, 79 ein wirkungsloses Scheinmedikament. Allerdings musste die Studie aus Patientenmangel frühzeitig abgebrochen werden. Zudem waren die meisten dieser Patienten erst spät im Krankheitsverlauf mit Remdesivir behandelt worden.
Laura Beigel mit dpa