Reha nach Corona-Infektion: „Zuerst habe ich atmen gelernt“
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Thomas Thielen (41), Unternehmer aus Leverkusen, hat sich im März mit Corona infiziert.
© Quelle: Frank Söllner
Rund 310.300 Menschen in Deutschland gelten laut Robert-Koch-Institut (Stand: 23.10.20) nach einer Covid-19-Erkrankung als genesen. Das bedeutet, dass sie keine typischen Krankheitssymptome mehr aufzeigen und ein weiterer Test negativ ausgefallen ist. Doch der Verlauf der Erkrankung kann dabei ganz unterschiedlich ausfallen. Einige Patienten leiden unter schwerwiegenden Folgeerkrankungen und müssen auch nach einem Krankenhausaufenthalt weiter behandelt werden.
Einer von ihnen ist Thomas Thielen aus Leverkusen. Nach einer Skireise hatte sich der 41-Jährige im März mit dem Virus infiziert, wie er im Gespräch mit der „Ostsee-Zeitung“ erzählt. In der zweiten Woche seiner Quarantäne wurde der Unternehmer plötzlich von einer schweren Müdigkeit geplagt, Erkältungssymptome hatte er zu diesem Zeit jedoch nicht. Einige Wochen später fiel Thielen plötzlich das Atmen schwer, er wurde in eine Klinik gebracht. Die Ärzte stellten fest, dass seine Lunge zu diesem Zeitpunkt bereits schwer geschädigt war.
„Ich gehe, als hätte ich zwölf Kölsch intus“
Thielen wurde in die Berliner Charité verlegt, wo er die Diagnose „Post-Covid-Erschöpfungssyndrom“ erhielt. In einer Reha-Klinik in Heiligendamm wurde die Erkrankung schließlich weiter behandelt. „Zuerst einmal habe ich atmen gelernt“, sagt Thielen der „Ostsee-Zeitung“. Nach wie vor hat er mit Atemnot, psychischen Problemen, Konzentrationsverlust und Gedächtnislücken zu kämpfen. „Wenn ich eine Zeitung lese, habe ich unten vergessen, was oben stand.“
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Auch das Laufen muss Thielen wieder lernen: „Ich gehe, als hätte ich zwölf Kölsch intus, übe hier mit alten Leuten Tennisbälle zu fangen und stelle mich wie ein totaler Körperklaus an“, sagt er. Ständig kommen zudem neue Symptome wie taube Finger und Gliedmaßen hinzu. „Wir haben hier verschiedene Covid-Gruppen und alle haben Symptome, die einer Demenz gleichen. Wir kommen uns alle unfassbar blöd vor und haben Angst. Da sind Gespräche, Whatsapp-Gruppen und psychologische Angebote schon hilfreich“, sagt er. Nach vier Wochen Therapie zeigen sich zwar Erfolge, doch bis er zurück in seinen Alltag kann, liegt noch ein langer Weg vor Thielen.
RND/mkr