Von Schüttelfrost bis Müdigkeit: Worin unterscheiden sich die Reaktionen auf die Corona-Impfstoffe?

Ein Patient bekommt von einem Arzt eine Schutzimpfung gegen Covid-19 mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer. Wie die Impfreaktion eines Menschen ausfällt, hängt auch vom verwendeten Vakzin ab.

Ein Patient bekommt von einem Arzt eine Schutzimpfung gegen Covid-19 mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer. Wie die Impfreaktion eines Menschen ausfällt, hängt auch vom verwendeten Vakzin ab.

Fieber, Abgeschlagenheit oder ein „dicker Arm“ – das sind, wie bei vielen anderen Impfungen auch, mögliche Reaktionen nach dem Piks mit einem Vakzin gegen Covid-19. Sie treten laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) meist innerhalb von zwei Tagen nach der Impfung auf und halten selten länger als ein bis zwei Tage an.

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Die Symptome sind dem Bundesgesundheitsministerium zufolge ein Zeichen für eine Immunreaktion des Körpers und somit unbedenklich. Wer stark auf die Corona-Impfung reagiert, empfindet das wohl dennoch als unangenehm. Wovon genau hängt es also ab, wie stark die Reaktion ausfällt? Zum einen kommt es auf das eigene Immunsystem an, zum anderen auf das verwendete Vakzin.

Der Körper reagiert auf die Impfung, um Immunantwort zu bilden

Die Immunantwort eines Menschen setzt sich aus einer angeborenen und einer erworbenen Reaktion zusammen. Dringt nach einer Ansteckung ein Krankheitserreger – wie etwa das Virus Sars-CoV-2 – in den Körper ein, erkennt das angeborene Immunsystem ihn als fremd. Innerhalb weniger Stunden oder Tage versucht der Körper deshalb, ihn abzuwehren, auch mithilfe von Entzündungsreaktionen wie Fieber oder Schmerz. Gleichzeitig bildet der Körper auch Zellen, die sich Merkmale der eindringenden Erreger merken – sogenannte Gedächtniszellen. Bei einem späteren Kontakt mit den gleichen Krankheitserregern sind diese Gedächtniszellen in der Lage, die Bildung von passenden Antikörpern zu veranlassen. Dadurch können die Erreger, die der Körper bereits kennt, sofort unschädlich gemacht werden.

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Dieser Prozess wird bei einer Impfung gegen Covid-19 nachgeahmt. Mit dem Impfstoff werden dem Körper abgetötete oder abgeschwächte Krankheitserreger präsentiert, welche die Erkrankung jedoch nicht auslösen. Dennoch reagiert der Körper mit der Bildung von Antikörpern und Gedächtniszellen, die bei einem Kontakt mit dem echten Krankheitserreger sofort reagieren können. Während dieser Prozess bei den einen ganz unterschwellig abläuft, klagen andere über Symptome wie Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen, Nesselsucht oder Übelkeit. Auf den Immunschutz selbst wirkt sich das nicht aus: Der entsteht ohnehin – ob mit oder ohne Anzeichen einer Reaktion des Körpers. Der Körper kann nach der Bildung des vollständigen Immunschutzes bei einer Ansteckung dann schnell abwehren – er ist immun gegen diesen Erreger.

mRNA-Impfstoffe: Impfreaktionen unterschiedlich häufig

Auch die Wahl des Vakzins spielt bei erwartbaren Impfreaktionen nach der Injektion eine Rolle. Sowohl das in Deutschland für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als auch das Robert Koch-Institut (RKI) listen die Ergebnisse aus den Zulassungsstudien zu dem Thema auf. Welche Reaktionen bei welchem Impfstoff auftreten, halten die Behörden daher für jedes Vakzin separat fest.

Erwartbar sind beim mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer etwa:

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  • Schmerzen an der Einstichstelle: Sie traten bei rund 80 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer auf.
  • Müdigkeit trat bei mehr als 60 Prozent der Untersuchten auf.
  • In mehr als 50 Prozent der Fälle klagten Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer über Kopfschmerzen.
  • Auch Muskelschmerzen, Durchfall und Schüttelfrost zeigten sich im Rahmen der Untersuchungen häufig – ebenso wie Gelenkschmerzen, Übelkeit, Fieber und Schwellungen der Einstichstelle.
  • Gelegentlich – also in zwischen 0,1 und 1 Prozent der Fälle – traten laut Paul-Ehrlich-Institut Lymphknotenschwellungen, Schlaflosigkeit, Schmerzen im Impfarm, Unwohlsein, Juckreiz an der Einstichstelle sowie Überempfindlichkeitsreaktionen, zum Beispiel allgemeiner Ausschlag und Juckreiz, auf.

Beim mRNA-Vakzin des amerikanischen Impfstoffherstellers Moderna zeigten sich ähnliche Impfreaktionen, wenngleich die Häufigkeit leicht anders ausfällt:

  • 90 Prozent der Geimpften berichteten von kurzzeitigen Schmerzen an der Einstichstelle.
  • Rund 70 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer berichteten von Abgeschlagenheit.
  • Kopf- und Muskelschmerzen waren in mehr als 60 Prozent der Fälle ein Problem, heißt es seitens des PEI.
  • Häufig traten auch Gelenkschmerzen, Schüttelfrost, Übelkeit oder Erbrechen auf.
  • In jeweils mehr als 10 Prozent der Fälle waren die berichteten Impfreaktionen Lymphknotenschwellungen in der Achselhöhle, Fieber sowie Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle. Auch allgemeiner Ausschlag und Nesselsucht gelten den Studien nach als mögliche Immunantwort.
  • Gelegentlich kam es im Rahmen der Untersuchungen außerdem zu Juckreiz an der Einstichstelle.

Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson

In vielen Fällen ruft auch das Vektorvakzin des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca kurzfristige Reaktionen des Körpers hervor.

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  • Laut PEI war die am häufigsten berichtete Impfreaktion mit mehr als 60 Prozent Druckempfindlichkeit an der Injektionsstelle.
  • Die Hälfte der Betroffenen klagte über Kopfschmerzen, Ermüdung und Schmerzen an der Einstichstelle.
  • Muskelschmerzen und Unwohlsein sind in der Zulassungsstudie mit 40 Prozent angegeben.
  • Häufig traten im Rahmen der Studien auch ein Fiebrigkeitsgefühl und Schüttelfrost, Gelenkschmerzen und Übelkeit sowie Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle auf.
  • Gelegentlich, also in zwischen 0,1 und 1 Prozent der Fälle, berichteten Betroffene von Lymphknotenschwellungen, Juckreiz oder Hautausschlag, vermindertem Appetit, Schwindel, Schläfrigkeit und vermehrtem Schwitzen.

Beim Impfstoff von Johnson & Johnson wird nur eine Dosis verabreicht. Aber auch bei diesem Vektorvakzin werden Impfreaktionen erwartet – wenngleich laut Zulassungsstudien weniger häufig als bei den anderen Mitteln:

  • Die am häufigsten berichteten Impfreaktionen in den Zulassungsstudien waren Schmerzen an der Einstichstelle mit mehr als 40 Prozent.
  • In der Auflistung folgen Kopfschmerzen, Ermüdung und Muskelschmerzen mit mehr als 30 Prozent sowie Übelkeit mit mehr als 10 Prozent.
  • Häufig, also zwischen 1 und 10 Prozent, wurde über Fieber, Husten, Gelenkschmerzen, Rötung und Schwellung der Einstichstelle sowie Schüttelfrost berichtet.
  • Gelegentlich, zwischen 0,1 und 1 Prozent, traten Zittern, Niesen, Schmerzen in Mund und Rachen, genereller Ausschlag, vermehrtes Schwitzen, Schwäche der Muskeln, Schmerzen in Arm oder Bein, Rückenschmerzen, allgemeines Schwächegefühl und Unwohlsein auf.

Ob die Impfreaktionen auf die erste oder zweite Dosis folgen, hängt vom Vakzin ab

Die verschiedenen Vakzine unterscheidet den Studien zufolge auch der Zeitpunkt, zu welchem die Impfreaktionen eintreten. Bei den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer zeigen sich die Symptome eher nach der zweiten Dosis als nach der ersten. Die meisten Reaktionen sind bei älteren Personen etwas seltener als bei jüngeren zu beobachten. Umgekehrt ist es beim Vektorimpfstoff Vaxzevria von Astrazeneca. Zwar sind auch bei diesem Mittel eher Jüngere als Ältere von auffälligen Symptomen betroffen. Sie treten jedoch nach der zweiten Impfung etwas seltener auf als nach der ersten.

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Was alle zugelassenen Corona-Impfstoffe eint: Die meisten Impfreaktionen sind laut Paul-Ehrlich-Institut mild oder mäßig ausgeprägt. Außerdem seien Impfreaktionen bei Älteren grundsätzlich seltener als bei Jüngeren. Ein möglicher Grund hierfür ist das Nachlassen der Immunaktivität im Alter.

Wichtig ist, zwischen Impfreaktionen und Nebenwirkungen zu unterscheiden. Darauf weist auch das Bundesgesundheitsministerium hin. Doch wo hört eine kurzfristige Reaktion des Körpers auf – und wo fangen ernstzunehmende Nebenwirkungen an? Der Behörde nach ist es ratsam, ärztliche Hilfe zu suchen, wenn Betroffene „nach Abklingen der üblichen Impfreaktionen“, also vier bis 16 Tage nach Verabreichung des Vakzins, noch Symptome wie Kurzatmigkeit, Unterleibsschmerzen oder Schwellungen in Armen oder Beinen zeigen.

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