Wie sich die Corona-Krise auf Organ- und Blutspenden in Deutschland auswirkt
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/BT6TKHR7RZHYZEILGQNTBEPLKI.jpeg)
Eine Organspende ist in Deutschland und anderen Ländern auch in der Corona-Krise noch möglich.
© Quelle: Soeren Stache/dpa
Hannover. Organ- und Blutspenden retten Leben. Beides ist - trotz Pandemie - in Deutschland aktuell noch möglich und wird nach hohen Hygienstandards durchgeführt, informieren die Deutsche Stiftung Organtransplantation und die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. In Zeiten von Corona zeigt sich jedoch bei den Zahlen in Deutschland, sowie auch in anderen Ländern, dass Menschen hinsichtlich der Organ- und Blutspende aktuell verunsichert sind.
Organspende in Deutschland weiterhin möglich – starker Rückgang in Italien und den USA
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation verzeichnete im ersten Quartal 2020 noch 41 postmortale Organspender mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Anstieg von 16,1 Prozent in Deutschland. Aktuelle Zahlen liegen noch nicht vor, so lässt sich noch nicht genau sagen, ob und inwieweit sich die Corona-Krise auf die Organspende auswirkt. In Deutschland gibt es aber nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation noch genügend Intensivkapazitäten in den Kliniken. Somit scheitere eine Organspende zumindest nicht an diesem Faktor. “Nach unseren Erfahrungen in den vergangenen Wochen denken die Entnahmekrankenhäuser weiterhin an die Organspende. Organspender werden weiterhin gemeldet und Organtransplantationen finden weiterhin statt”, sagte eine Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Neben den bisherigen Voraussetzungen ist derzeit auch ein negativer SARS-CoV-2-Befund bei einer klinischen Untersuchung für eine Organspende notwendig. Wie auch sonst werde jedoch Kosten und Nutzen für den Empfänger vor einer Organtransplantation abgewägt.
Coronavirus: Diese Maßnahmen schützen mich
Um eine zweite Ansteckungswelle in Deutschland zu vermeiden, sind einige Verhaltens- und Hygieneregeln zu beachten.
© Quelle: RND
Gleichwohl könnte die Corona-Krise laut Dr. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, zu einem Rückgang der Spender und Transplantationen führen: “Derzeit stellt die Coronavirus-Pandemie unser gesamtes Gesundheitssystem vor bisher nicht gekannte Herausforderungen, die möglicherweise auch an der Organspende und Transplantation in Deutschland nicht spurlos vorbeigehen werden”, sagte er der “Augsburger Allgemeine”. In Italien, in den USA, aber auch in anderen Ländern gebe es jedoch dramatische Rückgänge von Organtransplantationen um bis zu 30 Prozent.
Während Organspenden noch möglich sind, ist die sogenannte Lebendspende in vielen deutschen Transplantationszentren eingestellt worden, so die Sprecherin. Bei einer Lebendspende spenden Angehörige beispielsweise eine ihrer Nieren oder einen Teil ihrer Leber. Sie müssen dafür Verwandte ersten Grades (Eltern, Großeltern) oder zweiten Grades (Tanten, Onkel) des Empfängers sein, oder ein sehr enges Verhältnis zu ihm haben (Partner, enge Freunde). Derzeit werde die Lebendspende nur in Ausnahmefällen durchgeführt. “Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit ist man bei der Lebendspende aktuell sehr zurückhaltend”, sagte die Sprecherin.
DRK: Derzeit genügend Spender in Deutschland – doch Blutkonserven-Bedarf steigt bald wieder
Anfang März waren die Blutkonserven im Zuge der Corona-Krise knapp: Die Zahl der Blutspender ging stark zurück, der Bedarf an Blutkonserven konnte nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nicht gedeckt werden. Der DRK-Blutspendedienst konnte zudem vielerorts in Folge der Corona-Maßnahmen nicht mehr auf vorherige Spendeorte wie Schulen, Turnhallen und Gemeindehäuser zurückgreifen, da diese geschlossen wurden. Und Menschen hatten hinsichtlich einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus beim Blutspenden Bedenken. Doch darüber müssen sich potentielle Spender laut DRK und der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie keine Sorgen machen: Bei der Blutspende seien die ohnehin hohen Hygienstandards verschärft worden und es bestehe kein erhöhtes Risiko einer Ansteckung. Da auch und gerade in Corona-Zeiten Blutspenden benötigt werden, wurden bundesweit zahlreiche Aufrufe gestartet, um Menschen wieder zum Spenden zu motivieren.
“Die Aufrufe haben gefruchtet: Wir haben derzeit bundesweit genügend Spender”, sagte ein Sprecher des DRK-Blutspendedienstes dem RND. Seit dem Beginn der Corona-Krise habe das DRK trotz der anfänglichen Rückgänge einen Anstieg an Erstspendern und jungen Spendern erlebt. Schon Ende März gab die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie bekannt, dass die Zahl der Spender wieder gestiegen ist. Seitdem gab es keine Engpässe mehr, so der DRK-Sprecher, was nicht zuletzt auch an den Maßnahmen der Krankenhäuser gelegen hat, den Blutverbrauch zu reduzieren. So wurden beispielsweise nicht dringende Operationen verschoben. Der Blutverbrauch lag Ende März um etwa 30 Prozent niedriger als vor der Corona-Krise, erläuterte Dr. Hermann Eichler, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie.
Nun wollen die Kliniken allerdings angesichts der schrittweisen Lockerung der Corona-Maßnahmen auch ihren Betrieb langsam wieder hochfahren. Vorher verschobene Operationen, für die Blutkonserven benötigt werden, sollen also nach und nach wieder durchgeführt werden. “Der Blutspende-Bedarf wird also nun langsam wieder steigen. Zwar können wir in den nächsten Wochen in vielen Regionen hoffentlich mehr Spender-Standorte wieder nutzen, jedoch sind wir somit auch auf mehr Spender angewiesen”, sagte der DRK-Sprecher.