Drosten veröffentlicht neue Version seiner Corona-Studie zu Kindern
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Prof. Dr. Christian Drosten hat seine Corona-Studie aktualisiert.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa-pool/dpa
Berlin. Christian Drosten hat eine neue Version seiner Studie zur Infektiosität von Kindern veröffentlicht. Darin beschreibt der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, wie anfällig unterschiedliche Altersgruppen für das Coronavirus sind und welche Rolle sie für die Ausbreitung des Sars-CoV-2-Erregers spielen.
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In der überarbeiteten Fassung der Studie halten Drosten und sein Forscherteam an ihrer grundlegenden Aussage fest: Es gebe keine Hinweise darauf, dass Kinder im Bezug auf Sars-CoV-2 nicht genauso ansteckend seien wie Erwachsene, heißt es in der aktualisierten Version. Sie ist noch nicht in einem begutachteten Fachjournal erschienen, sondern wurde als sogenanntes Preprint veröffentlicht.
Mehrzahl der Infizierten mit Viruslast
In der vorgestellten Überarbeitung hat das Team die Daten von insgesamt 3303 Sars-CoV-2-Infizierten analysiert. Sie fanden demnach bei 29 Prozent der Kinder im Kindergartenalter (0 bis 6 Jahren), bei 37 Prozent der Kinder zwischen 0 und 19 Jahren sowie bei 51 Prozent der über 20-Jährigen eine Virusmenge, die für eine Ansteckung wahrscheinlich ausreichend ist.
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© Quelle: RND
Die Unterschiede zwischen den Gruppen könnten auch auf unterschiedliche Anwendung der Tests zurückzuführen sein. „Wir schlussfolgern, dass ein erheblicher Anteil infizierter Personen aller Altersgruppen – auch unter denen mit keinen oder milden Symptomen – eine Viruslast trägt, die wahrscheinlich Infektiosität bedeutet.“
Studie stand zuletzt stark in der Kritik
Schon mehrere Tage, nachdem Drosten die erste Version der Studie veröffentlicht hatte, häufte sich die Kritik an der verwendeten Methodik und statistischen Auswertung. Die angewandten Methoden seien nicht geeignet, hieß es von Wissenschaftlern unter anderem. Allerdings hatten die Kritiker später betont, dass solche Diskussionen in der Wissenschaft normal seien und Kritik an der Methode nicht zwangsläufig das Ergebnis infrage stelle.
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Und auch der Virologe selbst machte in seinem NDR-Podcast auf mögliche Schwächen der Studie aufmerksam: “Das ist sicherlich nicht die normale Art von Studie, die man machen würde, um die Frage nach der Übertragung von und durch Kinder zu beantworten.” Die Untersuchung könne nur indirekte Hinweise geben.
Studie entfesselte Streit zwischen Drosten und der Bild-Zeitung
In seiner Studie Ende April, die noch nicht von unabhängigen Experten überprüft worden war, hatten Drosten und sein Team bei 3712 infizierten Patienten die Menge der Viruslast im Hals untersucht. Je älter die Testpersonen, desto größer war auch die Menge an gefundener Viruslast. Die Untersuchungen zeigten aber, dass es “keine signifikanten Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen gibt”, teilte Drosten auf seinem Twitter-Account mit.
Zuletzt hatte vor allem die “Bild” die Studie stark kritisiert: “Drosten-Studie über ansteckende Kinder grob falsch”, titelte sie am 25. April. Vorausgegangen war eine Anfrage der Zeitung an den Virologen, innerhalb von einer Stunde zu ausgewählten, kritischen Stimmen Stellung zu nehmen. “Ich habe Besseres zu tun”, antwortete Drosten und entfachte damit eine Welle an Kritik und Drohungen. Er erhielt aber auch viel Unterstützung und Zustimmung.
Statistik-Experten loben Überarbeitung
Über die neue Version der Studie äußern sich einige Statistikexperten nun bereits sehr positiv: Der Wirtschaftsprofessor Jörg Stoye von der New Yorker Cornell University spricht auf Twitter von einer “überzeugenden Neuanalyse”, die seine Bedenken “vollständig ausräumt”.
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Auch für den Bonner Statistiker Dominik Liebl hat sich die Statistik deutlich verbessert: “So funktioniert Wissenschaft im #TeamWissenschaft, auch wenn Bild versucht zu spalten”, schreibt er auf Twitter.
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„In der neuen Version der Studie werden die Kommentare, die es zur statistischen Analyse der ersten Fassung gab, aus meiner Sicht überzeugend eingearbeitet“, urteilt Christoph Rothe, Statistiker von der Universität Mannheim auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nach einer ersten Durchsicht der überarbeiteten Ergebnisse. Er gehörte zu den Forschern, die die statistischen Methoden in der ursprünglichen Analyse kritisiert hatten.
RND/lb/dpa