Maskenverweigerer in Bussen und Bahnen: Das sagt die Risikogruppe
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Die Maskenpflicht gilt auch in Zügen.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Für Thomas* ist die Sache klar: In Bussen und Bahnen fühlt er sich nicht mehr sicher. “Weil ich einfach nicht darauf vertraue, dass alle bei der Maskenpflicht mitziehen”, sagt der Twitter-Nutzer, der wegen einer Vorerkrankung in puncto Coronavirus zur Risikogruppe zählt. Er und viele andere haben sich binnen kurzer Zeit auf einen Aufruf gemeldet, ihren Eindruck von der Maskenpflicht in Bussen und Bahnen zu teilen.
Bei Thomas fällt der nicht besonders positiv aus. Er sei seit März nicht mehr mit der Bahn unterwegs gewesen, obwohl er das wegen des Umweltschutzes eigentlich bevorzugt. Aber wenn in Zügen Menschen eine Maske nicht richtig tragen, könne er nun mal nicht einfach flüchten. Er fährt mittlerweile mit dem Auto zur Arbeit, wie er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland sagte.
Auch bei anderen, denen wegen Vorerkrankungen ein schwererer Covid-19-Verlauf droht, ist die Verunsicherung seit Beginn der Pandemie groß. So wie bei Volker Beck. Normalerweise pendelt der PR-Profi aus Süddeutschland “aus Umweltgründen” mit der Bahn – doch seit der Lockdown vorbei ist, nimmt auch er lieber das Auto.
“Das hat gesundheitliche und finanzielle Gründe”, betont Beck. So lohne sich angesichts zahlreicher Homeofficetage kein Pendlerticket mehr. Doch zugleich tragen aus seiner Sicht zu viele Fahrgäste keine Mund-Nasen-Bedeckung. “Gäbe es eine Maskenpflicht, dann würde ich wieder den ÖPNV nutzen”, sagt Beck.
Was ist mit der Maskenpflicht?
Nun gibt es eigentlich eine Maskenpflicht in Bussen und Zügen. Doch besonders in Letzteren hapert es an der Durchsetzung. Seit Wochen beschweren sich etwa Bahnkunden, dass andere Fahrgäste nicht konsequent eine Mund-Nasen-Bedeckung trügen. Tatsächlich hält die Bahn ihr Personal an, Fahrgäste zur Einhaltung der Regeln zu bewegen – was oft genug auch klappt. “Die weit überwiegende Mehrheit” komme der Pflicht, Mund und Nase zu bedecken, nach, so ein Sprecher der Bahn.
Allerdings ist längst nicht in jedem Zug ein Schaffner unterwegs. Und selbst wenn, kann er Verstöße gegen die Regel nur mithilfe von Behörden sanktionieren, wie die Bahn jüngst erklärte. Die Folge: Schwarze Schafe fühlen sich in Zügen oft sicher, zumal die Bahn die Maskenpflicht nicht in ihre Beförderungsbedingungen aufgenommen hat. In Österreich etwa ist das anders, dort drohen ab Montag 40 Euro Geldbuße bei Verstößen gegen die Regelung. “Ich bin als Teil der Risikogruppe immens glücklich darüber”, schrieb prompt ein Österreicher, der sich ebenfalls auf den Twitter-Aufruf meldete.
Es geht um Rücksichtnahme
In Deutschland hingegen wünschen sich Menschen wie Tine Heintz*, dass die Menschen konsequenter Masken tragen. “Die sind ja vor allem dafür gedacht, dass man Rücksicht auf andere nimmt. Gerade, wenn so viele es nicht einmal hinkriegen, die richtig aufzusetzen, oder das mit Absicht machen, ist das echt ein richtig blödes Gefühl”, erzählt die Twitter-Nutzerin, die eigenen Angaben zufolge ebenfalls zur Risikogruppe gehört.
Dafür, dass sich Menschen in Bussen und Bahnen mit Masken schwertun, hat die Leipzigerin wenig Verständnis. Ihr sei zwar bewusst, dass angesichts niedriger Fallzahlen die Ansteckungswahrscheinlichkeit im Moment nicht sehr hoch sei. “Aber man fühlt sich total hilflos, weil man absolut nichts machen kann, nur weil so viele von einem Stückchen Stoff genervt sind”.
Angst vor dem Winter
Heintz ist sich allerdings unsicher, ob sie bei konsequenterer Durchsetzung der Maskenpflicht mehr mit Bus und Bahn unterwegs wäre, wie sie selber zugibt. “Zumindest im Winter nicht, wenn alle Fenster zu sind”, sagt sie angesichts der Ansteckungsgefahr durch Aerosole.
Wie groß diese in Zügen ist, ist indes unklar. Das Belüftungssystem dort unterscheidet sich stark von dem in Flugzeugen, wozu es viele Forschungen gibt. Die Deutsche Bahn selbst hält die Übertragung etwa durch Klimaanlagen von Zügen für “äußerst unwahrscheinlich”, wie jüngst ein Bahn-Sprecher der “Neuen Westfälischen Zeitung” sagte.
Bei Menschen aus der Risikogruppe machen derartige Beteuerungen offenbar wenig Eindruck: Insgesamt meldeten sich auf den Aufruf viele, die derzeit lieber ganz auf die Nutzung von Bussen und Bahnen verzichten.
*Namen von der Redaktion geändert.