Erst Astrazeneca, dann Biontech: Wie wirksam und sicher ist die Kreuzimpfung?

Auf einem Tisch stehen Ampullen mit dem Covid-19 Impfstoff von Astrazeneca.

Auf einem Tisch stehen Ampullen mit dem Covid-19 Impfstoff von Astrazeneca.

Berlin. Mit der schnellen Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante in Deutschland passt die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Impfempfehlung an. So sollen Menschen, die eine erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna erhalten, teilte das Gremium am Donnerstag mit.

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Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis solle dann mindestens vier Wochen betragen. Die Empfehlung gelte „vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren“, hieß es. Die Expertinnen und Experten der Stiko begründen diesen Rat damit, dass die Immunantwort nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten - erst Vektor-, dann mRNA-Impfstoff - der Immunantwort nach zwei Dosen Astrazeneca „deutlich überlegen“ sei.

Erste Daten: Kombi-Impfung aus Astrazeneca und Biontech wird gut vertragen

Dass diese Kombination unbedenklich ist, bestätigen inzwischen auch mehrere noch laufende Studien. Erst Astrazeneca und als zweite Dosis Biontech/Pfizer hat für Impflinge beispielsweise laut einer Anfang Juni auf dem Preprint-Server „medrxiv“ veröffentlichten Charité-Auswertung keine Nachteile bei Wirksamkeit und Verträglichkeit. Eine Kombination der Präparate in einem Abstand von zehn bis zwölf Wochen sei laut der Studie gut verträglich und rufe vergleichbare Immunantworten wie eine Impfserie mit zweimal Biontech hervor, schrieb der Charité-Wissenschaftler und Impfstoffforscher Leif Erik Sander auf Twitter.

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Aus Risiko-Nutzen-Abwägungen heraus wird in Deutschland bereits jetzt Menschen unter 60 Jahren, die schon eine Astrazeneca-Impfung haben, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie Biontech/Pfizer empfohlen. Die Rede ist dann von einer gemischten Impfserie, auch heterologes Impfschema genannt. Nach dem Bekanntwerden von seltenen, aber schweren Komplikationen nach Astrazeneca-Erstimpfungen kommt dieses Verfahren bislang vor allem bei Jüngeren zum Einsatz.

Immunantwort „vergleichbar“ mit purer mRNA-Impfung

Die Charité-Zwischenauswertung ist als sogenanntes Preprint veröffentlicht worden. Das bedeutet, dass eine Überprüfung durch externe Experten und die Publikation in einer Fachzeitschrift noch ausstehen. Das Team um Wissenschaftler Sander erhob und verglich Daten von rund 340 Mitarbeitern des Gesundheitswesen, die zwischen Ende 2020 und dem 21. Mai dieses Jahres geimpft wurden – davon eine Gruppe zweifach mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer im Abstand von drei Wochen und eine weitere mit Astrazeneca bei der Erst- und Biontech bei der Zweitimpfung.

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Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek schrieb nach der Veröffentlichung der Charité-Daten auf Twitter, es handle sich bei um „wichtige Daten“. Sie kommentierte: „Kurz zusammengefasst: Immunantwort ist (wie erwartet) sehr gut und vergleichbar mit homologer Impfung mit mRNA Impfstoff.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte: „Diese Kombi wird gut vertragen und wirkt noch etwas stärker als doppelte BionTech Impfung. Die Kombination kann man empfehlen.“

Kombi-Impfung: Studien laufen auch in Spanien und Großbritannien

Die Forschenden selbst schränken ein, dass es sich nicht um eine randomisierte kontrollierte Studie handle, also mit zufälliger Zuordnung der Probanden zu den Gruppen. Unklar sei, inwieweit beobachtete Unterschiede auch mit dem längeren Impfintervall der Gruppe mit den verschiedenen Impfstoffen zusammenhängen könnten.

Auch Daten aus einer Mitte Mai veröffentlichten Studie aus Spanien deuteten daraufhin, dass die Kombination aus einer ersten Impfstoffdosis gegen Covid-19 von Astrazeneca und einer zweiten von Biontech sicher und hochwirksam bleibt. Der Antikörperspiegel sei nach der zweiten Dosis zwischen 30 und 40 Mal höher als bei einer Kontrollgruppe, die nur eine einzelne Dosis Astrazeneca erhalten hatte, heißt es in einer Mitteilung der spanischen Gesundheitsbehörde „Instituto de Salud Carlos III“. 673 Personen nahmen an der Studie teil.

Die Ergebnisse stehen im Widerspruch zu einer in der Fachzeitschrift „Lancet“ erschienenen und noch laufenden Studie von Vakzinologen der University of Oxford, derzufolge Impflinge bei einer Kombination aus einem mRNA-Impfstoff und Astrazeneca eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für milde und moderate Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis haben. Daten über die Immunantwort dieser Personen stehen noch aus.

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Die Charité-Wissenschaftler weisen aber auf Unterschiede beim Studiendesign, dem Alter der Probanden und unterschiedliche Impfintervalle hin. Der längere Abstand zwischen den beiden Dosen in der Berliner Untersuchung könne mit den weniger stark ausgeprägten Impfreaktionen zu tun haben, so die Vermutung.

Wir haben diesen Text am 1. Juli aktualisiert.

RND/she/dpa

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