Trotz Corona-Impfung im Altenheim: Wie konnte es zum B-Ausbruch kommen?
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Die Impfung gegen Covid-19 verhindert schwere Covid-19-Verläufe. Unklar ist noch, ob sie auch die Infektion mit Sars-CoV-2 stoppt.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Ein Corona-Ausbruch in einem Altenheim in Niedersachsen hat am Wochenende große Aufmerksamkeit erregt: Obwohl alle Bewohner dort bereits am 25. Januar zum zweiten Mal mit dem Biontech-Vakzin geimpft wurden, fiel Anfang Februar trotzdem bei 14 Senioren ein Corona-Test positiv aus. Bei ihnen wurde die britische Virusvariante B.1.1.7 nachgewiesen.
Ist das ein Zeichen dafür, dass die Impfung gegen die Mutation womöglich nicht mehr wirkt? Erste Entwarnungen aus der Wissenschaft dazu gibt es bereits. Epidemiologen und Virologen zufolge waren bestätigte Sars-CoV-2-Infektionen nach der Impfung mit dem Biontech-Mittel zu erwarten. Und in gewissem Sinne beinhalte der Ausbruch sogar eine gute Nachricht. Denn keiner der Betroffenen erkrankte schwer an Covid-19.
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Biontech-Impfung mildert den Verlauf von Covid-19
Alle positiv getesteten Altenheimbewohner hätten bisher asymptomatische oder leichte Verläufe, versicherte der Pressesprecher des Landkreises Osnabrück, Burkhard Riepenhoff, mit Verweis auf Angaben des zuständigen Amtsarztes. Das könne ein Hinweis auf die positive Wirkung der Impfung sein. So sehen das auch Wissenschaftler. Der Epidemiologe Klaus Stöhr schrieb kurze Zeit später auf seinem Twitter-Account: „Ein Paradebeispiel wie die Impfung wirkt: nach Sars-CoV-2-Einschleppung in ein Altenheim nur asymptomatische und leichte Erkrankte, da alle geimpft sind. Was wäre ohne Impfung passiert?!“
Der Virologe Marco Binder stimmte dieser Aussage zu, ebenfalls auf Twitter. Das sei eigentlich eine „gute“ Nachricht. „Die geimpften Senioren wurden wohl allesamt (bislang) nicht ernstlich krank durch die britische Variante B.1.1.7!“, erläuterte der Virenspezialist. „Dass die Impfung jede Infektion verhindern könnte (sterile Immunität), war eine Hoffnung, aber keine Erwartung!“ Zudem seien die Geimpften zwar PCR-positiv, aber ob sie auch ansteckend sind, sei nicht klar.
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Verhindert eine Schutzimpfung auch die Infektion mit dem Virus?
Ob sich diese sogenannte sterile Immunität, von der Fachleute sprechen, bei den Corona-Impfungen gegen Covid-19 einstellt, ist noch unklar und wird sich erst im Lauf der Monate durch weitere Studien zeigen. Auf Grundlage der bisherigen Zulassungsstudien ist noch unklar, ob ein Transmissionsschutz nach der Schutzimpfung besteht. Sprich: Ob die Infektion trotzdem stattfindet. Eindeutig ist bislang nur, dass die Impfung einen schweren Verlauf von Covid-19 verhindert und die Erkrankung – beim Biontech-Mittel mit einer Wirksamkeit von rund 94 Prozent – abmildert. Die Impfung bietet folglich auch keinen 100-prozentigen Schutz.
Es ist also damit zu rechnen, dass sich mit einer zunehmenden Zahl von Geimpften auch Berichte über bestätigte Infektionen mehren. Denn Geimpfte können vereinzelt trotzdem erkranken und auch die Infektion womöglich noch weitergeben. Möglich ist auch, dass ein Geimpfter sich infiziert, aber keine Symptome zeigt und andere dennoch anstecken kann. Weil Geimpfte aber in jedem Fall seltener symptomatisch erkranken, ist das Risiko, dass sie das Virus verbreiten, geringer. Denn laut des Steckbriefs des Robert-Koch-Instituts spielen Ansteckungen von asymptomatischen Patienten eine untergeordnete Rolle. Übertragungen von infektiösen Personen würden wahrscheinlicher, wenn sie bereits Krankheitszeichen entwickelten.
Corona-Mutationen: Schützt die Impfung noch?
Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe gibt es bei der B.1.1.7-Variante aus Großbritannien bislang nicht. Anders sieht es mit der erstmals in Südafrika entdeckten Variante B.1.351 aus. Inzwischen wurden laut RKI erste Studien veröffentlicht, die vermuten lassen, dass der Schutz durch neutralisierende Antikörper, eine Komponente der Immunabwehr, gegenüber dieser Variante reduziert sein könnte bei Personen, die mit der ursprünglichen Variante infiziert waren oder einen auf dieser Variante beruhenden Impfstoff erhalten haben.
Die Universität Oxford hatte am Sonntag zudem eine Studie veröffentlicht, wonach der Astrazeneca-Impfstoff nur sehr vermindert vor leichten und moderaten Verläufen bei einer Infektion mit der südafrikanischen Coronavirus-Variante B.1.351 schützt. Keine Aussage trafen die Forscher über schwere Verläufe. Südafrika hatte daraufhin die geplante Verabreichung des Präparats vorläufig gestoppt. Auch bei der erstmals im brasilianischen Staat Amazonas zirkulierenden Variante B.1.1.28 P.1 wird eine mögliche Reduktion der Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Geimpften in der Wissenschaft diskutiert.
Trotz möglicherweise verminderter Wirkung gegen die südafrikanische und brasilianische Coronavirus-Variante, könnten aber wahrscheinlich noch schwere Verläufe, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle verhindert werden. Es zeichnet sich aber ab: Je nachdem, wie stark sich die Mutationen ausbreiten und welche Eigenschaften sie mitbringen, müssten die in der EU zugelassenen Impfstoffe von Moderna, Biontech/Pfizer und Astrazeneca womöglich noch einmal angepasst werden. Der Hersteller Moderna hat bereits angekündigt, einen Auffrischungsimpfstoff gegen B.1.351 zu entwickeln. Auch Biontech/Pfizer hält Anpassungen für möglich, sollte es in Zukunft nötig werden.