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Impfstoff von Astra Zeneca zugelassen: Ist das Großbritanniens „Weg aus der Pandemie“?
Impfstoff von Astra Zeneca zugelassen: Ist das Großbritanniens „Weg aus der Pandemie“?
- Großbritannien schöpft nach der Zulassung des Corona-Impfstoffs des Pharmakonzerns Astra Zeneca Hoffnung.
- Premierminister Boris Johnson ist sich sicher: „Dieser Impfstoff ist unser Weg aus der Pandemie“.
- Schon in der kommenden Woche will die britische Regierung mit einer Massenimmunisierung beginnen.
London. Großbritannien hat als erstes Land der Welt dem vom Pharmaunternehmen Astra Zeneca hergestellten Corona-Impfstoff eine Zulassung erteilt. Das Vakzin mit dem Namen AZD1222 wurde vom Jenner-Institut an der Universität von Oxford entwickelt, zusammen mit dem schwedisch-britischen Pharmakonzern parallel zu den Testverfahren produziert und steht daher jetzt schon in größeren Mengen bereit. Im Vergleich zu dem von Biontech/Pfizer entwickelten Impfstoff ist es leichter handhabbar und kostengünstiger.
Die britische Regierung, die 100 Millionen Dosen vorbestellt hat, sieht in der Zulassung einen Wendepunkt im Kampf gegen Corona und will in der nächsten Woche mit einer Massenimmunisierung beginnen. Die Europäische Union hat 300 Millionen Dosen bestellt, allerdings wird eine Zulassung durch die Arzneimittelbehörde Ema erst im Februar erwartet.

Premierminister Johnson: „Unser Weg aus der Pandemie“
„Es sind wirklich fantastische Nachrichten und ein Triumph für die britische Wissenschaft“, freute sich Premierminister Boris Johnson. „Wir werden jetzt beginnen, so viele Menschen so schnell wie möglich zu impfen.“ Impfstart ist der 4. Januar.
Gesundheitsminister Matt Hancock sieht eine Rückkehr zur Normalität und zeigte sich überzeugt, „dass wir genug vulnerable Menschen bis zum Frühjahr immunisieren können. Dieser Impfstoff ist unser Weg aus der Pandemie.“ Freilich bräuchte es dafür eine Riesenanstrengung. Es gibt rund 16 Millionen Menschen im Land, die über 60 Jahre alt sind. Um sie alle bis zu den Ostertagen Anfang April immunisiert zu haben, müsste man jede Woche eine Million Menschen impfen.
Günstiger und leichter aufzubewahren als Biontech-Impfstoff
Das Vakzin des Jenner Institute nutzt ein harmloses Adenovirus, um einen Teil des genetischen Materials des Coronavirus zu transportieren. Dieser sogenannte virale Vektor soll die menschlichen Körperzellen anregen, Proteine zu produzieren, die identisch mit denen auf der Oberfläche des Coronavirus sind. Dadurch wiederum wird das Immunsystem dazu angeregt, sie zu erkennen und mit der Produktion von Antikörpern und T- Zellen zu reagieren. Diese können dann das Coronavirus bekämpfen, sollte sich die geimpfte Person später anstecken.
Gegenüber den beiden anderen Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna, die eine Wirksamkeit von bis zu 95 Prozent erreichen, hatte das Oxford-Vakzin zunächst nur eine Wirksamkeit von 62 Prozent aufgewiesen, als zwei volle Dosen in einem Abstand von vier Wochen verabreicht wurden. In einem weiteren Test zeigte sich dann allerdings, dass weniger manchmal mehr ist: Da wurde den Testpersonen einer kleinen Gruppe aus Versehen zunächst eine halbe Dosis und einen Monat später eine volle Dosis des Impfstoffes verabreicht. Bei ihnen lag die Wirksamkeit dann bei 90 Prozent.
AZD1222 hat zudem den Vorteil, dass es bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aufbewahrt werden kann, während dagegen der Biontech/Pfizer-Impfstoff Temperaturen von minus 70 Grad benötigt. Zudem ist es mit einem Preisschild von rund 3 Pfund, umgerechnet 3,40 Euro, um ein Vielfaches günstiger als die Konkurrenz. Die britische Regierung hatte schon im Frühjahr 100 Millionen Dosen bei Astra Zeneca vorbestellt und bisher vier Millionen Dosen erhalten. Das wurde ermöglicht, weil parallel gefahren wurde: Noch während die Feldversuche liefen, war mit der Produktion von AZD1222 an zehn Standorten weltweit begonnen worden.
Astra Zeneca will den Impfstoff weltweit zur Verfügung stellen
Aufgrund dieser Vorteile hat AZD1222 das Potenzial, zum Impfstoff für die ganze Welt zu werden. Astra Zeneca will den Impfstoff weltweit zur Verfügung stellen. „Ein Schlüsselelement unserer Partnerschaft mit Astra Zeneca“, erklärte die Universität von Oxford, „ist die gemeinsame Verpflichtung, das Vakzin auf einer gemeinnützigen, nicht gewinnorientierten Basis für die Zeit der Pandemie anzubieten.“ Für Entwicklungsländer soll AZD1222 auch danach auf Dauer erschwinglich bleiben. Sir Mene Pangalos, Forschungsdirektor bei Astra Zeneca, hatte gegenüber der BBC erklärt: „Wir haben die Kapazität, nächstes Jahr drei Milliarden Dosen des Impfstoffs zu liefern.“