Heuschnupfen im Herbst – kann das sein?
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Heuschnupfen ist auch im Winter möglich.
© Quelle: Maurizio Gambarini/dpa
Im Herbst fallen die Temperaturen, die Tage werden kürzer und Blumen und Bäume hören auf zu blühen. Trotzdem klagen einige Menschen auch im Herbst über Heuschnupfensymptome. Einige wenige Pollen sind auch noch in den kälteren Jahreszeiten unterwegs, dazu gehören beispielsweise Ambrosia und Beifuß. Aber ist das der einzige Grund für tränende Augen und verstopfte Nasen im Herbst?
Durch die milden Winter und steigenden Temperaturen wird der Leidensdruck, der durch Blütenstäube geplagten Allergiker, zunehmen, befürchtet Thomas Fuchs, Professor an der Universitätsmedizin Göttingen und Vizepräsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen. Dass der Pollenflug der Baumpollen von Hasel, Erle und Birke, die für die meisten Allergien verantwortlich sind, seit Jahren immer früher beginnt, bestätigt auch Christian Bergmann, Professor an der Charité Berlin und Vorsitzender des Polleninformationsdiensts. Das sei den milden Wintern geschuldet. Im Ausgleich ende der Pollenflug dieser Pflanzen dann auch früher.
Heuschnupfen – was tun?
Laufende Nase, juckende Augen, Kratzen im Hals, sowie Atemnot und Husten – klare Anzeichen für Heuschnupfen.
© Quelle: RND
Grob zusammengefasst gibt es drei Pollenarten, unter denen Allergiker und Allergikerinnen leiden können. Es wird zwischen Baum, Gräser und Kräuterpollen unterschieden. Genau wie bei den Baumpollen, beginnt auch der Flug der Gräserpollen durch die milden Temperaturen immer früher. Bestimmte Kräuterpollen, wie Beifuß und Ambrosia, fliegen hingegen länger in den Herbst hinein. Sollte eine betroffene Person gegen Baum-, Gräser-, und Kräuterpollen gleichzeitig allergisch sein, ergäbe sich durch die wärmeren Temperaturen eine längere „Leidenssaison“, erklärt Bergmann
Früh um Hilfe kümmern
Für Heuschnupfenpatienten und -patientinnen bedeutet der früher einsetzende Pollenflug, dass sie sich auch früher um eine Immunisierung kümmern müssen. Diese sollte am besten vier Monate vor der Allergiesaison durchgeführt werden, so Bergmann. Auch an die rechtzeitige Beschaffung entsprechender Allergiemedikamente sollte gedacht werden. Fuchs und Bergmann empfehlen, sich zusätzlich online und mit Apps über den aktuellen Pollenflug zu informieren. Die Apps „Husteblume“ und „Pollen-App“, die kostenlos im App-Store erhältlich sind, konnten die Allergologen von der Pollenstiftung besonders überzeugen.
Pollen sind nicht der einzige Allergieauslöser im Herbst
Doch auch wenn viele Betroffene glauben, an einem „Herbstheuschnupfen“ zu leiden, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um einen allergiebedingten Schnupfen durch Schimmelpilzsporen handelt, erklärt Fuchs. „Schimmelpilzsporen werden als Auslöser für Allergien häufig unterschätzt“, sagt der Allergologe. Häufig bilden sich die Sporen zwischen feuchtem Laub, aber auch in feuchten Kellern, vor allem, wenn dort auch Papier lagert. Die Sporen können laut Fuchs nicht nur allergischen Schnupfen auslösen, sondern auch für Beschwerden der tieferen Atemwege sorgen.
Sollten im Herbst und Winter Heuschnupfensymptome auftreten empfiehlt der Allergieexperte eine Diagnostik bei einem Allergologen oder Hals-Nasen-Ohrenarzt, ein einfacher Hauttest reiche in solch einem Fall in der Regel nicht aus. Sich vor den Schimmelsporen zu schützen, oder ihnen auszuweichen, ist laut Fuchs kaum möglich. Die Sporen seien mit bloßem Auge nicht zu sehen und befänden sich häufig unter Wandverkleidungen in sanierten Häusern.
Dass die anhaltenden warmen Temperaturen zukünftig für einen ganzjährigen Pollenflug sorgen könnten, hält der Arzt für Atemwegs- und Lungenkrankheiten nicht für ausgeschlossen, sicher können dies aufgrund der aktuellen Forschungsergebnisse noch nicht gesagt werden. In diesem Jahr begann der Pollenflug laut Bergmann bereits im Januar. Er vermutet, dass einzelne Pollenarten noch bis Ende Oktober fliegen werden.