Glücklich trotz Pandemie: Globale Studie zeigt Methoden zur Stressminderung

Optimismus

Positives Denken hilft bei der Stressbewältigung.

Ob eine abgesagte Reise, ein unerwarteter Wechsel ins Homeschooling oder eine eingeschränkte Geburtstagsfeier: Seit rund anderthalb Jahren bestimmt die Corona-Pandemie den Alltag von Millionen Menschen weltweit – und verlangt vieles von ihnen ab. Dass daraus nicht selten eine psychische Belastung resultiert, zeigen mehrere Studien. Die Menschen schlafen weniger, sie streiten mehr in Partnerschaften, greifen häufiger zu Tabak und Alkohol.

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Wie es gelingt, glücklicher durch die Krise zu kommen und eigene Emotionen zu regulieren, hat nun ein internationales Team aus Forschenden untersucht. Hierfür übten sich 21.644 Teilnehmende aus 87 Ländern an der sogenannten kognitiven Neubewertung, auch bekannt als kognitives Reframing. Das Ergebnis: Die eigenen Umstände zu reflektieren hilft nicht nur dabei, positiver zu denken. Die Methode eignet sich darüber hinaus als gezielte, flächendeckende Bewältigungsstrategie für alle Menschen, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature“.

Studie zum Umgang mit Corona-Stress: Zwei Methoden zur Veränderung der Denkweise

Ziel des Teams um Ke Wang, Doktorand an der Harvard Kennedy School, war es, herauszufinden, welche Veränderung der Denkweise möglichst vielen Menschen dazu verhilft, mit Stress in Pandemiezeiten umzugehen. Dafür testeten die Forschenden zwei subtil unterschiedliche Strategien zur Neubewertung, indem sie den Probandinnen und Probanden Fotos zeigten, die sie an Situationen aus den vergangenen anderthalb Jahren erinnerten.

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Die erste Methode nennt sich „Refokussierung“ – und bedeutet etwa, sich bei einer Ausgangssperre nicht an den Gedanken zu klammern, „ich bin an diesen Ort gefesselt“, sondern zu versuchen, das Gute aus einem individuellen Lebensumstand zu ziehen. So wäre es hier beispielsweise denkbar, sich selbst aufzuzeigen, wie viel Zeit dadurch in Haushalt und Hobbys fließt. Die zweite Strategie heißt „Rekonstruktion“ und geht einen Schritt weiter: Nicht eine bestimmte Situation steht im Fokus, sondern die gesamte Sicht auf das Leben. Im Falle der Corona-Pandemie bedeutet das etwa, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, zum Beispiel auf gefährliche Krankheiten und Kriege. Der Leitgedanke: Die Menschen haben so vieles erlebt und geschafft, dann werden sie auch die Herausforderungen der Pandemie meistern. Im Rahmen der Analyse haben beide Techniken ein ähnlich gutes Ergebnis dabei erzielt, negative Emotionen zu mindern.

Psychologische Tricks in der Pandemie: Produktiv denken und Lösungen suchen

Eine Erkenntnis, die auch von anderen Experten und Expertinnen unterstützt wird. Wer sich unveränderlichen Umständen mental widersetzt, steht sich grundsätzlich selbst im Weg, erklärte auch Neurobiologe Marcus Täuber im März gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Die Frage ist immer: Wie produktiv ist mein Denken?“, sagt Täuber. Dabei gehe es nicht darum, alles rosarot zu sehen. „Produktiv sind Gedanken, die Lösungen fokussieren, entspannend sind oder uns gesund erhalten.“ Das betonen auch die Autorinnen und Autoren der Studie: Denn bei der Neubewertung von Situationen gehe es nicht darum, negatives Gedankengut generell nicht anzuerkennen, sondern darum, einzugreifen, wenn diese Gedanken belastend werden.

Kritik an Corona-Studie: Fotos können Pandemiestress nicht nachbilden

Am effektivsten war die Neubewertung der eigenen Umstände laut der Forschungsgruppen in Brasilien, Deutschland und Ungarn, das Schlusslicht bildeten demnach Russland, Rumänien und Ägypten. Eine systematische Erklärung dazu, welche Länder wie von der Strategie profitieren, gibt es nicht, da die Forschenden nicht in allen untersuchten Staaten mit repräsentativen Stichproben arbeiteten.

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Deshalb wird ebenso Kritik an der Studie laut, berichtet das US-Portal „Vox“. Sie betrifft auch die Art der Methodik – denn eine so große Studie hätte besonders aufschlussreiche Ergebnisse geliefert, wenn auch die langfristigen Effekte der Neubewertungen geprüft worden wären, so Psychologin Jessica Schleider gegenüber „Vox“.

Und auch die Forschenden selbst erkennen demnach Lücken in ihrem Vorgehen an. Sie seien sich dessen bewusst, dass Fotos nicht an die realen emotionalen Auslöser der Pandemie herankommen.

Die Autorinnen und Autoren der Studie sind dennoch sicher: Je mehr psychologische Maßnahmen aus Intensivtherapien gezogen werden, desto mehr bewirken sie potenziell weltweit. Denn psychische Grundversorgung sei oft unzugänglich und teuer – und schließe allein dadurch Menschen, deren Leiden nicht für eine entsprechende Diagnose ausreicht, aus. Die Techniken zur Neubewertung von Situationen hingegen förderten die Widerstandsfähigkeit der psychischen Gesundheit flächendeckend.

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