Fume Events: Wenn die Luft im Flugzeug krank macht

Luftverunreinigungen in Flugzeugkabinen sind nicht immer wahrnehmbar.

Luftverunreinigungen in Flugzeugkabinen sind nicht immer wahrnehmbar.

Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie ist kontaminierte Luft in Flugzeugkabinen ein Thema. Immer wieder klagen Passagiere und Crewmitglieder über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Atembeschwerden, Muskelschwäche oder kognitive Beeinträchtigungen nach einem Flug. Für Ärzte sind diese Symptome klare Hinweise auf sogenannte Fume Events, die ein aerotoxisches Syndrom verursachen können.

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Was sind Fume Events?

Fume Events – zu deutsch: Rauchereignisse – sind Verunreinigungen der Luft in Flugzeugkabinen durch Giftstoffe aus Triebwerksöl. Nicht zu verwechseln mit den Abgasgerüchen, die meist kurz vor dem Start des Flugzeuges bemerkbar sind. Diese Gerüche entstehen dadurch, dass Abgase durch die Lüftungsanlage eingesaugt werden – die aber keine gesundheitliche Gefahr darstellen.

Wie kommt es zu Fume Events?

Die Atemluft in Flugzeugen wird gespeist durch die sogenannte Zapfluft (”Bleed Air”), die aus dem Kompressorbereich der Triebwerke in die Kabinen geleitet wird. Im Triebwerk verbinden Wellen die Kompressor- und Turbinenstufen. Diese Wellen müssen mit Öl geschmiert werden. Fume Events entstehen dadurch, dass Öl im Triebwerk austritt, sich stark erhitzt und giftige Dämpfe entstehen, die ungefiltert in die Flugzeugkabinen strömen. Diese Dämpfe enthalten Giftstoffe wie TCP (Tricresylphosphat) und Kohlenmonoxid, die über die Atemluft ins Blut gelangen und dort schwere, gesundheitliche Probleme verursachen.

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Im Winter können zudem Rückstände von Enteisungsmitteln, die Glykol enthalten, auf ähnliche Weise ins Innere des Flugzeuges geraten. Aber auch Pestizide und Insektizide stehen im Verdacht, für Verunreinigungen der Atemluft zu sorgen.

Wie oft treten Fume Events auf?

Seit 2009 beschäftigt sich die Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft, Post-Logistik und Telekommunikation (BG Verkehr) mit Fume Events. Während 2017 rund 920 Vorfälle angezeigt wurden, lag die Zahl im vergangenen Jahr bei rund 524.

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Die genaue Anzahl der Fume Events ist allerdings umstritten. In einem offenen Brief von Ende Mai macht die Patienteninitiative “Contaminated Cabin Air” auf einen Workshop der European Union Aviation Safety Agency (EASA) von Ende Januar aufmerksam. Dort habe die Lufthansa Group bestätigt, dass sie etwa zwei Fume Events am Tag verzeichne.

“Das sind über 700 Fume Events im Jahr alleine bei der Lufthansa Group, und das ohne eine anerkannter Maßen anzunehmende Dunkelziffer”, heißt es in dem Schreiben der Initiative, das an die EU-Kommission, die Bundesregierung und die Lufthansa Group adressiert war.

Sind Fume Events für Passagiere und Crewmitglieder wahrnehmbar?

Jein. “Unter bestimmten Voraussetzungen werden solche Ereignisse von unangenehmen Gerüchen begleitet, häufig sind sie jedoch überhaupt nicht wahrnehmbar”, schreibt die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) auf ihrer Webseite. Auch Symptome können teilweise erst Wochen nach dem Fume Event auftreten.

Was sollten Flugreisende während und nach Fume Events tun?

Für den Fall, dass Passagiere einen unangenehmen Geruch in der Flugzeugkabine bemerken, rät die Patienteninitiative “Contaminated Cabin Air” dazu, andere Reisende darauf anzusprechen. “Seien Sie aufmerksam, wenn Passagiere dauernd husten, und über Kopfschmerz und Schwindel klagen. Es könnte eine Vorwarnung sein”, empfiehlt die Organisation.

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Außerdem sollten Fluggäste im Fall eines Fume Events ein Protokoll erstellen, in dem sie Antworten auf folgende Fragen notieren:

  • Wann trat der Geruch auf? Also bei der Landung, beim Start, im Flug?
  • Wie lange trat der Geruch auf?
  • Wo trat er auf? Also in welcher Sitzreihe?
  • Wie und wonach roch es genau?
  • Welche Symptome traten wann auf?

“Contaminated Cabin Air” rät zudem dazu, Adressen und Telefonnummern mit anderen Fluggästen auszutauschen, “damit Sie sich später gegenseitig als Zeugen unterstützen können”. Außerdem sollten sich Passagiere die Namen der Crew und des Kapitäns geben lassen.

Fluggäste, die sich auf Dienstreisen befinden, sollten im Fall eines aerotoxischen Syndroms einen Durchgangsarzt aufsuchen. Eine Liste aller Durchgangsärzte stellt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Patienten hier zur Verfügung. Passagiere auf einer Urlaubsreise sollten Ärzte in den jeweiligen Flughafenkliniken konsultieren.

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Werden Fume Events als Arbeitsunfälle anerkannt?

Die meisten Unfälle nach Fume Events werden als Arbeitsunfälle anerkannt. Allerdings weist die BG Verkehr darauf hin, dass entsprechende Leistungen nur so lange gewährt werden, “wie ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Unfallereignis und Gesundheitsbeschwerden besteht”. Weiter heißt es: “Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen anhaltenden Beschwerden und einem Fume- and Smell-Event konnte bisher jedoch nicht festgestellt werden.”


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