Schwere Neben­wirkungen nach Corona-Impfung: Welche gibt es – und wie oft kommen sie vor?

Schwere Nebenwirkungen nach einer Covid-19-Impfung kommen bislang sehr selten vor. Bei einem Verdacht sollte man das beim Arzt oder der Ärztin abklären.

Schwere Nebenwirkungen nach einer Covid-19-Impfung kommen bislang sehr selten vor. Bei einem Verdacht sollte man das beim Arzt oder der Ärztin abklären.

33 Prozent der Welt­bevölkerung haben bis Ende August 2021 mindestens eine Impf­dosis erhalten. Rund fünf Milliarden Dosen wurden seit dem Start­schuss der nationalen Impf­kampagnen verabreicht, rund 33 Millionen Impfungen finden täglich statt. Das geht aus der von der Universität Oxford betriebenen „Our World in Data“-Statistik hervor.

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Dass sich so viele Menschen auf dem Globus in kurzer Zeit gegen ein Virus immunisieren, gab es so noch nie. Die Impfungen gegen Covid-19 laufen nun seit Dezember 2020. Und je mehr Menschen sich über einen längeren Zeit­raum impfen lassen, umso mehr lässt sich auch über das Risiko sehr seltener Neben­wirkungen und Komplikationen im Zusammen­hang mit den in Deutschland zugelassenen mRNA- und Vektorimpfstoffen sagen.

Was ist riskanter: Impfung oder Corona-Infektion?

Dass die Vakzine von Biontech, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson allesamt vor Covid-19 schützen, hoch­wirksam, verträglich und auch sicher sind, befinden die Zulassungs­behörden welt­weit weiterhin. Auch die zuständigen Gremien in der EU und auch in Deutschland sind fest davon überzeugt, dass der Nutzen der Impfung die Risiken überwiegt. Das bestätigen inzwischen nicht mehr nur die Zulassungs­studien der Impfstoff­hersteller, sondern auch Daten aus der realen Welt.

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Wenn man die Risiken durch die Impfung mit den Risiken durch die Virus­infektion ins Verhältnis setzt, fällt die Antwort klar aus. So beweist unter anderem eine Ende August veröffentlichte Auswertung aus Israel, dass schwer­wiegende gesundheitliche Komplikationen infolge einer Corona­virus-Infektion viel häufiger vorkommen als nach einer Impfung mit Comirnaty, dem Mittel von Biontech und Pfizer. Dafür wurden Daten der größten Kranken­versicherung im Land ausgewertet. In der Gruppe der Geimpften sowie einer Kontroll­gruppe befanden sich im Mittel jeweils rund 880.000 Teilnehmende.

Für die meisten schwer­wiegenden, unerwünschten Ereignisse war der Impf­stoff nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden, resümieren die Autoren und Autorinnen in ihrer im Fach­magazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie. Die Ausnahme: Ein erhöhtes Risiko für Myokarditis, also einer Entzündung des Herz­muskels. Ein bis fünf solcher Fälle kamen in der Analyse auf 100.000 Geimpfte.

Allerdings trat ebenso eine Entzündung des Herz­muskels wie auch anderer schwer­wiegender Komplikationen statistisch gesehen wesentlich häufiger nach einer natürlichen Infektion mit dem Corona­virus auf. Im Schnitt kamen dann elf Myokarditis­fälle auf 100.000 Ungeimpfte. Zusätzlich stieg auf dieser Daten­grundlage das Risiko für eine Herzbeutel­entzündung (Perikarditis), eine Herzrhythmus­störung (Arrhythmie), eine tiefe Venen­thrombose, eine Lungen­embolie und spezielle Blut­gerinnsel.

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Sehr häufig Impf­reaktionen, sehr selten Impf­komplikationen

Für Deutschland beobachtet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), wie viele Verdachts­fälle von schwer­wiegenden Komplikationen im Laufe der Impf­kampagne auftreten. Diese stehen dann in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung. Ob sie die Ursache für die aufgetretene Erkrankung sind, ist damit noch nicht bewiesen. Sie sind nicht zu verwechseln mit Impf­reaktionen wie etwa Muskel­schmerzen, Schmerzen an der Einstich­stelle oder Fieber. Über solche Symptome berichten Geimpfte sehr häufig. Sie sind erwartbar und klingen in der Regel nach kurzer Zeit wieder ab.

Impf­komplikationen hingegen sind über das normale Maß einer Impf­reaktion hinaus­gehende Folgen der Impfung. Sie belasten den Gesundheits­zustand der geimpften Person deutlich. Schwer­wiegende Verdachts­fälle bei den mRNA-Impf­stoffen (Biontech und Moderna) wie auch den Vektor­vakzinen (Astrazeneca und Johnson & Johnson) waren seit Start der Impf­kampagne Ende Dezember 2020 sehr selten.

Bis Ende Juli dieses Jahres wurden im Land laut aktuellem Sicherheitsbericht 131.671 Verdachts­fälle von Neben­wirkungen gemeldet, davon 14.027 schwer­wiegende. Auf 1000 Impf­dosen, bezogen auf alle verimpften Impf­stoffe, kamen im Schnitt 0,2 Meldungen über eine schwerwiegende Impfreaktion.

Faktencheck: Wie gut wirkt die Corona-Impfung?

Immer wieder heißt es: Die Corona-Impfung sei nutzlos, weil auch Geimpfte an Covid-19 erkranken und sogar daran sterben können. Doch das ist falsch.

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In 1254 Verdachtsfall­meldungen wurde über einen tödlichen Ausgang in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zur Impfung berichtet. In 48 dieser Fälle sei es möglich oder wahrscheinlich, dass die Impfung dafür verantwortlich ist, resümiert das PEI in seiner Analyse. Basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts von Anfang August ergebe sich „kein Signal für eine insgesamt erhöhte Sterblichkeit nach Covid-19-Impfstoff-Gabe.“

mRNA-Impfstoffe: Was ist bei Biontech und Moderna aufgetreten?

Mit welchen Impf­komplikationen nach den Erfahrungen aus der Impf­kampagne nun in sehr seltenen Fällen zu rechnen ist, fasst das Mitte August aktualisierte Aufklärungsmerkblatt des Robert Koch-Instituts (RKI) zusammen. Bei den mRNA-Impf­stoffen von Biontech und Moderna sieht das so aus:

  • Gesichts­lähmungen wurden schon während der Zulassungs­studien sowohl bei Comirnaty als auch Spikevax in einzelnen Fällen beobachtet. Sie stehen möglicherweise in ursächlichem Zusammenhang mit der Impfung. Bei allen Betroffenen bildete sich die Gesichts­lähmung nach einigen Wochen zurück. Auch Gesichts­schwellungen und Nessel­sucht trat nach der Impfstoff­gabe auf.
  • Eine allergische Sofort­reaktion bis zum Schock kann nicht ausgeschlossen werden. Seit Einführung der Impfung wurde über einige anaphylaktische Reaktionen berichtet. Das kann sehr plötzlich auftreten und lebens­gefährlich sein. Der allergische Schock trat bei Betroffenen meistens kurz nach der Impfung auf, konnte aber direkt ärztlich behandelt werden.
  • Wie in Israel wurden auch in Deutschland im Verlauf der Impf­kampagne sehr seltene Fälle von Herz­muskel- und Herzbeutel­entzündungen (Myokarditis und Perikarditis) beobachtet, die statistisch häufiger berichtet wurden als zu erwarten war. Diese traten haupt­sächlich innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung auf und häufiger nach der Gabe der zweiten Dosis. Jüngere Männer unter 30 Jahren und männliche Jugendliche waren häufiger betroffen. Auch bei 12- bis 17-Jährigen gab es Fälle nach Biontech-Gabe. Bis Ende Juli waren es 24. Todes­fälle bei Jüngeren gab es keine. Einige ältere Personen, beziehungsweise welche mit Vorerkrankungen, verstarben.

Vektor­impfstoffe: Was sich bei Johnson & Johnson und Astrazeneca zeigen kann

Auch für die Vektor­impfstoffe von Johnson & Johnson und Astrazeneca gibt ein Aufklärungsmerkblatt Aufschluss zum Stand der Dinge:

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  • In seltenen Fällen traten bei Johnson & Johnson Überempfindlichkeits­reaktionen und Nessel­sucht auf.
  • Blut­gerinnsel, zum Beispiel im Gehirn als Sinusvenen­thrombosen oder auch im Bauch­raum, verbunden mit einer Verringerung der Blutplättchen­zahl (Thrombozytopenie) wurde im Laufe der Impf­kampagne in sehr seltenen Fällen und bei einem Teil dieser mit tödlichem Ausgang beobachtet. Das trat innerhalb von drei Wochen nach der Impfung und überwiegend bei Personen unter 60 Jahren auf.
  • Ebenfalls seit Einführung beider Vektor­impfstoffe wurden sehr selten Fälle des Kapillarleck­syndroms beobachtet, zum Teil mit tödlichem Ausgang. Teilweise waren Personen betroffen, die bereits früher an einem Kapillarleck­syndrom erkrankt waren. Das Krankheits­bild macht sich meist in den ersten Tagen nach der Impfung bemerkbar und Arme und Beine schwellen rasch an, man nimmt plötzlich an Gewicht zu und fühlt sich schwach. Man sollte eine solche Symptomatik sofort beim Arzt abklären.
  • Womöglich kann infolge der Impfungen auch das Guillain-Barré-Syndrom entstehen, einige solcher Fälle wurden beobachtet. Diese Krankheit ist gekenn­zeichnet durch Schwäche oder Lähmungen in den Beinen und Armen, die sich auf die Brust und das Gesicht ausdehnen können. Eine intensiv­medizinische Behandlung ist dann nötig.

Nicht aufgenommen, aber in Prüfung: Zyklus­störung bei Frauen

In Internet­foren und in den Medien wurde vermehrt über Zyklus­störungen nach der Covid-19-Impfung diskutiert: etwa Zwischen­blutungen, verstärkte Menstruation oder Schmerzen. Bis zum 31. Juli wurden in Deutschland 310 solcher Fälle an die Behörde gemeldet, davon 157 nach Comirnaty, 25 Fälle nach Spikevax, 127 Fälle nach Vaxzevria und ein Fall nach Johnson & Johnson. 9,3 Prozent davon wurden von den Betroffenen als schwer­wiegend bezeichnet.

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Dies hat das Paul-Ehrlich-Institut zum Anlass genommen, die Meldungen über Zyklus­störungen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung zu prüfen. Ob es einen ursächlichen Zusammenhang gibt, ist bislang ungeklärt. Das PEI verweist aber auch darauf, dass es bei bis zu einem Drittel aller Frauen im Laufe ihres Lebens zu anormalen Gebärmutter­blutungen kommen kann.

Geimpft: Was bei unerwarteten Neben­wirkungen tun?

Wenn nach einer Impfung Symptome auftreten, die über allgemeine Impf­reaktionen hinaus­gehen, sollte man den eigenen Haus­arzt oder Haus­ärztin zu Rate ziehen. Bei schweren Beeinträchtigungen, Schmerzen in der Brust, Kurz­atmigkeit oder Herz­klopfen sollte man sich sofort in ärztliche Behandlung begeben – notfalls auch in der Notfall­ambulanz abklären. Es gibt auch die Möglichkeit, Neben­wirkungen im Onlineportal des Paul-Ehrlich-Instituts selbst zu melden.

In einer vorherigen Version hieß es, dass von 131.671 Verdachtsfällen von Nebenwirkungen 8248 schwerwiegend waren und es nach der Gabe der zweiten Biontech-Dosis im zeitlichen Zusammenhang mit dem Auftreten einer Myokarditis keine Todesfälle gab. Wir haben das korrigiert.

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