Europas prominente Coronavirus-Variante kommt vermutlich aus Spanien
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Reisen in der Corona-Krise? Ein schwieriges Unterfangen.
© Quelle: imago images/Christian Ohde
Coronavirus ist nicht gleich Coronavirus. In Europa zirkulieren derzeit Hunderte Varianten von Sars-CoV-2. Auffällig bei den untersuchten kleinen Mutationen im Erbgut laut Wissenschaftlern der Universität Basel: Nur sehr wenige dieser Varianten haben sich so erfolgreich verbreitet wie 20A.EU1.
Seinen Ursprung fand die Virusvariante wahrscheinlich im beliebten Reiseland Spanien – und das im Sommer. Also mitten in der Reisezeit, als die Maßnahmen zur Viruseindämmung geringer ausfielen und die Grenzen plötzlich wieder offen waren. Das fand ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Biozentrums der Universität Basel heraus. Die Forscher verglichen in einer groß angelegten Analyse Virusgenomsequenzen von Covid-19-Patienten in ganz Europa. Das Ziel war, die Entwicklung und Verbreitung des Erregers besser nachverfolgen zu können.
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Superspreading-Event in Spanien als Ursprung
Das Ergebnis: Der früheste Beweis für die Variante „20A.EU1“ hängt mit einem Superspreading-Event unter Landarbeitern im Nordosten Spaniens zusammen. Auch die lokale Bevölkerung infizierte sich daraufhin. Die Virusvariante verbreitete sich schnell im ganzen Land. Inzwischen mache sie fast 80 Prozent der Genomsequenzen in Spanien aus.
Beruhigend: „Es ist wichtig, festzuhalten, dass es derzeit keinen Hinweis darauf gibt, dass die Verbreitung der neuen Variante auf einer Mutation beruht, die die Übertragung erhöht oder den Krankheitsverlauf beeinflusst“, sagt Emma Hodcroft, leitende Studienautorin, in einer Mitteilung. Weniger beruhigend: „20A.EU1“ ist inzwischen in mindestens zwölf Ländern in Europa angekommen.
Forscher fordern: Reiseverhalten überdenken
Die Virusvariante zählt zu der am weitesten verbreiteten: 90 Prozent der Sequenzen aus dem Vereinigten Königreich, 60 Prozent der Sequenzen aus Irland und zwischen 30 und 40 Prozent der Sequenzen in der Schweiz und den Niederlanden entsprechen dieser Variante. Auch in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Lettland, Norwegen und Schweden wurde sie identifiziert. Die Studie zu den Ergebnissen ist Ende Oktober auf dem Preprint-Server „Medrvix“ veröffentlicht worden und muss noch von unabhängigen Gutachtern bewertet werden.
Die Studienautoren heben hervor, wie wichtig es sei, zu bewerten, wie Grenzkontrollen und Beschränkungen der Mobilität bei der Eindämmung von Sars-CoV-2-Übertragungen funktionierten. Langfristige Grenzschließungen und strenge Reiseregeln seien nicht wünschenswert und durchführbar, erklärt Hodcroft: „Aber anhand der Ausbreitung von 20A.EU1 scheint klar zu sein, dass die getroffenen Maßnahmen oft nicht ausreichten, um die Weiterverbreitung der neuen Variante zu stoppen.“ Sie fordert, dass bessere Wege für Öffnungen gefunden werden müssten, ohne einen erneuten Anstieg der Fälle zu riskieren.