Erster Affenpockenfall in Deutschland bestätigt
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Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003, die von den Centers for Disease Control and Prevention zur Verfügung gestellt wurde, zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l.) und kugelförmige unreife Virionen (r.), die aus einer menschlichen Hautprobe im Zusammenhang mit dem Präriehundeausbruch von 2003 stammt.
© Quelle: Cynthia S. Goldsmith/Russell Reg
München. Ein erster Fall der Affenpocken ist in Deutschland aufgetreten. Das teilte das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Freitag mit. Bereits am Donnerstag habe man in München bei einem Patienten die „charakteristischen Hautveränderungen“ nachgewiesen, heißt es. Noch sei nicht bekannt, inwiefern dieser Fall mit den anderen gemeldeten Infektionen in Verbindung stehe.
Bei dem Betroffenen handelt es sich um einen Mitte 20-jährigen Patienten, der in der München Klinik Schwabing aufgenommen wurde. „Der Patient war auf einer Reise von Portugal kommend durch Deutschland“, so die Klinik. Er habe Er habe mit leichten Schluckstörungen und erhöhter Temperatur nur geringfügige Symptome und brauche noch keine speziellen Medikamente. „Dem jungen Mann geht es gut – er hat sich sehr verantwortungsbewusst direkt nach Symptombeginn in medizinische Betreuung begeben, um andere vor einer Infektion zu schützen“, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der Schwabinger Infektiologie. Der Patient werde weiter in dem Krankenhaus bleiben, da von einer drei bis vier Wochen andauernden Infektiosität ausgegangen werde.
Lauterbach: Virus „nicht so leicht übertragbar“
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden“, teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu dem Fall mit. Durch die Meldungen aus anderen Ländern seien Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten in Deutschland sensibilisiert. „Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann.“ Dafür sei aber schnelles Handeln nötig. „Wir werden jetzt das Virus genauer analysieren und prüfen, ob es sich um eine ansteckendere Variante handelt.“
In der Regel keine leichte Übertragung
Infektionen mit dem Affenpockenvirus werden mittlerweile in immer mehr Ländern verzeichnet, darunter Großbritannien, Spanien, Italien oder auch Belgien. Laut dem Institut sei dies der „bislang größte und weitreichendste Ausbruch von Affenpocken, der jemals in Europa beobachtet wurde“. Bei den meisten Fällen sei noch unklar, ob und wie diese zusammenhängen.
Auffällig ist dennoch, dass bisher viele der betroffenen Männer sind, die mit anderen Männern Sex hatten. Daher gehen Behörden derzeit davon aus, dass die Infektionen möglicherweise durch sexuellen Kontakt übertragen wurden. Ein Grund zur Sorge besteht allerdings bisher nicht. Denn das Affenpockenvirus lässt sich – anders als Sars-CoV-2 – nicht leicht von Mensch auf Mensch übertragen, informiert das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr weiter. Dafür sei meist enger Kontakt nötig.
Meist nur milde Symptome
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief zu einer Nachverfolgung aller Kontakte der Betroffenen auf. Die Viruserkrankung verursacht nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) meist nur milde Symptome, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Die WHO wolle sich am Freitagnachmittag im Genfer Hauptquartier zu einem Sondermeeting treffen und die Lage besprechen, wie Sprecher Christian Lindmeier gegenüber dem RND bestätigte.
Die Krankheit trägt den Namen Affenpocken, nachdem der Erreger 1958 erstmals bei Affen in einem dänischen Labor nachgewiesen wurde. Fachleute vermuten allerdings, dass das Virus eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen – und Menschen – gelten als sogenannte Fehlwirte.
RND/mr/dpa
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