Die Impfungen gehen weiter: Was Sie über den Astrazeneca-Neustart wissen müssen

Auf einem Tisch in einer Hausarztpraxis liegen bzw. stehen Spritzen und Ampullen mit dem Covid-19-Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmakonzerns AstraZeneca. Nachdem das Bundesgesundheitsministerium die Impfungen mit dem Vakzin vorübergehend ausgesetzt hat, soll es von Freitag an wieder losgehen.

Auf einem Tisch in einer Hausarztpraxis liegen bzw. stehen Spritzen und Ampullen mit dem Covid-19-Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmakonzerns AstraZeneca. Nachdem das Bundesgesundheitsministerium die Impfungen mit dem Vakzin vorübergehend ausgesetzt hat, soll es von Freitag an wieder losgehen.

Amsterdam/Berlin. Entwarnung für den Impfstoff von Astrazeneca: Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA sieht die Vorteile des Vakzins als deutlich größer an als die Risiken. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Impfungen mit dem Präparat in Deutschland am Montag vorerst gestoppt. Auch andere Länder setzten die Impfungen aus. Am Donnerstagabend gab Spahn wieder grünes Licht für das Vakzin.

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Wie sieht die EMA den Impfstoff?

Die Europäische Arzneimittelbehörde hat das Präparat von Astrazeneca nie negativ bewertet – aber nach dem vorläufigen Stopp noch einmal überprüft. Auslöser waren Fälle von Thrombosen, also Blutgerinnseln, in Hirnvenen nach einer Impfung. Hinweise darauf, dass die Impfungen die Vorfälle verursacht hätten, hat die EMA aber nicht gefunden. Ausgeschlossen sei dies zwar auch nicht. Aber EMA-Chefin Emer Cooke ist davon überzeugt, dass der Impfstoff folgende Voraussetzungen erfüllt: Er sei sicher. Er sei wirksam gegen Covid-19. Und deshalb überwögen die Vorteile bei Weitem die Risiken.

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Was ändert sich nun?

Der Impfstoff soll mit einer Warnung versehen werden. Demnach soll er in möglichen seltenen Fällen Thrombosen an Hirnvenen bei Frauen unter 55 Jahren verursachen können. Unterm Strich sehen EMA und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland aber keine unvertretbar höheren Gesundheitsgefahren. Ärzte und Patienten sollen auf Aufklärungsbögen über die Thromboserisiken informiert werden – solange die nicht gedruckt sind, können Ärzte diese Infos auch handschriftlich ergänzen, wie Spahn ankündigte.

Worauf sollten Astrazeneca-Geimpfte und Impfärzte nun achten?

Nach der Impfung sollten Ärzte und Patienten auf Anzeichen einer solchen Sinusvenenthrombose achten. Dazu gehören Atemlosigkeit, Schmerzen in der Brust oder im Magen sowie Schwellungen oder Kälten in einem Arm oder Bein. Auch starke Kopfschmerzen und Sehstörungen können auf ein Blutgerinnsel hindeuten, ebenso wie starke blaue Flecken, Blutblasen unter der Haut oder anhaltende Blutungen. Stellen Patienten diese Symptome vier bis 16 Tage nach der Impfung bei sich fest, sollten sie umgehend einen Arzt aufsuchen.

Was hat es mit den Thrombosen überhaupt auf sich?

Es handelt sich um Blutgerinnsel in Hirnvenen. 13 Fälle sind im Zusammenhang mit einer Impfung in Deutschland inzwischen gemeldet. Drei endeten tödlich. Zwölf Frauen und ein Mann zwischen 20 und 63 Jahren erlitten eine solche Thrombose. Das ist nur ein kleiner Bruchteil der insgesamt 1,78 Millionen Menschen, die Astrazeneca mittlerweile laut Robert-Koch-Institut (RKI) erhalten haben. Doch diese sonst auch auftretenden Thrombosen sind statistisch gesehen sonst noch seltener zu erwarten.

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Wo wird wieder geimpft - und was passiert mit ausgefallenen Terminen?

Die Impfungen mit dem Mittel von Astrazeneca werden in jedem Bundesland unterschiedlich organisiert.

Hinweis: Einige Bundesländer haben sich noch nicht geäußert, wie sie mit der Terminvergabe verfahren. Wir tragen diese nach.

Baden-Württemberg nimmt die Impfungen an diesem Freitag wieder auf. Die Impfzentren wurden gebeten, dies schon für diesen Freitag und Montag zu ermöglichen. Infos dazu soll es in lokalen Medien geben.

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In Bayern sollen die Impfungen ebenfalls wieder möglich sein. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte am Donnerstagabend, dass die Impfzentren individuell regeln müssten, wie sie mit den bestehenden Terminen und auch möglichen Nachholterminen verfahren würden.

Nach der Wiederzulassung für das Vakzin Astrazeneca wird in Berlin am Freitag der Betrieb in den Impfzentren Tegel und Tempelhof wieder aufgenommen. Alle in der Zukunft liegenden Termine, die am Montag abgesagt worden seien, würden wieder eingesetzt. „Dazu werden die Impfberechtigten per Mail und SMS kontaktiert, soweit die Kontaktdaten hinterlegt sind“, teilte die Senatsverwaltung mit. Impfberechtigte, deren Termin durch den Impfstopp zwischen Montagnachmittag und Donnerstag nicht zustande gekommen ist, können diesen Samstag und Sonntag ohne Termin direkt zu den Öffnungszeiten in das ursprünglich für sie gebuchte Impfzentrum Tegel (9-18 Uhr) oder Tempelhof (14-18 Uhr) kommen. Alternativ können sie sich auch an einem beliebigen Werktag der kommenden Woche impfen lassen, indem sie sich bei der Impfhotline melden und einen Termin vereinbaren.

Nachbarland Brandenburg nimmt die Impfungen gegen das Coronavirus mit dem Impfstoff Astrazeneca ebenso wieder auf. Das teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. Demnach werden auf dem Onlinebuchungsportal www.impfterminservice.de im Laufe des Tages freie Termine eingestellt. Alle bereits vergebenen Impftermine mit Astrazeneca in einem Impfzentrum für diesen Samstag finden laut Ministerium statt. Auch die Impftermine für die kommende Woche können wahrgenommen werden.

Im kleinsten Bundesland Bremen soll ebenfalls schnellstmöglich wieder mit Astrazeneca geimpft werden. Das bestätigte Bremens Bürgermeister, Andreas Bovenschulte, am Donnerstagabend im ZDF „heute journal“. In Bremerhaven sollen die Impfungen am Samstag erneut starten.

Auch in Hamburg wird bei den Corona-Schutzimpfungen wieder das Mittel von Astrazeneca verabreicht. Allerdings habe man damit – anders als in anderen Bundesländern – keine besondere Eile, weil in der Stadt auch nach der Aussetzung der Impfungen mit dem Mittel keine Termine abgesagt worden seien, hieß es am Donnerstagabend aus der Gesundheitsbehörde.

Hessen nimmt die Corona-Schutzimpfungen mit Astrazeneca ab sofort wieder auf. Das teilte das Innenministerium am Freitag in Wiesbaden mit. Sammeltermine, die die Impfzentren für aktuell Berechtigte wie Lehrer oder Erzieher für Freitag angesetzt hatten, könnten nach der Freigabe des Mittels auch bereits durchgeführt werden. Ab Samstag finden Impftermine mit Astrazeneca hessenweit in den 28 Impfzentren wieder statt, hieß es weiter.

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Wegen des vorsorglichen Stopps der Astrazeneca-Impfungen waren laut Ministerium zwischen dem 15. und 19. März rund 24.000 Impftermine abgesagt worden. „Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden sobald es möglich ist Ersatztermine erhalten.“

Auch Mecklenburg-Vorpommern nimmt die Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca wieder auf. Mit dem Impfen könne am Freitag begonnen werden, erklärte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Donnerstagabend. Das Callcenter des Landes kümmere sich ab sofort um die Terminvergabe für die Menschen, deren Termine wegen der Aussetzung der Impfungen verschoben worden sind. „Die Betroffenen werden vom Callcenter direkt angerufen“, erklärte Glawe. Bestehende Impftermine behielten ihre Gültigkeit. Wer zur Prioritätsgruppe zwei gehört und noch keinen Termin hat, könne vom kommenden Mittwoch an beim Callcenter anrufen und einen Termin vereinbaren.

Niedersachsen will den Astrazeneca-Wirkstoff sofort wieder verimpfen. Dazu sollten die Impftermine in den Impfzentren wieder hochgefahren werden

Die NRW-Impfzentren impfen seit Freitag wieder mit Astrazeneca. Alle bereits vereinbarten Impftermine fänden wie geplant statt, teilte etwa die Stadt Münster mit. Impfungen, die wegen des Impfstopps seit dem 15. März ausgefallen waren, könnten in der kommenden Woche am selben Wochentag zur selben Uhrzeit nachgeholt werden. Alle Betroffenen würden per E-Mail darüber informiert. Auch in den Kreisen Minden-Lübbecke und Viersen sind nach Angaben von Sprechern seit Freitag wieder alle bereits geplanten Impfungen möglich. Ausgefallene Termine müssten neu gebucht werden. Der Oberbergische Kreis will von sich aus alle Personen kontaktieren, die wegen des Impfstopps einen neuen Termin benötigen. Düsseldorf wollte am Freitag ebenfalls wieder mit Astrazeneca starten und die Kapazitäten im Impfzentrum entsprechend hochfahren.

Rheinland-Pfalz setzt die Corona-Impfungen mit dem Mittel fort. Man werde diese Entscheidung unmittelbar umsetzen, teilte das Gesundheitsministerium in Mainz am Freitag mit. Erste Impfungen sollten bereits am selben Tag wieder stattfinden. Auch die gestoppte Terminvergabe für neue Termine in den Impfzentren für die Prioritätsgruppe zwei werde aufgehoben. Impftermine würden wieder für alle drei verfügbaren Impfstoffe vergeben. „Die entsprechenden Impfungen finden ab der kommenden Woche wieder statt“, erklärte das Ministerium.

Die Astrazeneca-Impfungen im Saarland gehen ebenfalls weiter. Allen Bürgerinnen und Bürgern, die diese Woche in den Impfzentren einen Termin zur Impfung mit dem Astrazeneca-Präparat gehabt hätten, wurde bereits ein alternatives Angebot mit dem Biontech-Impfstoff gemacht. „Dieses Angebot bleibt bestehen und die Termine, die ab kommenden Montag geplant waren, laufen nächste Woche wieder planmäßig fort. Somit müssen keine Termine abgesagt werden“, teilte das Gesundheitsministerium mit.

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Sachsen nimmt die vorsorglich gestoppten Astrazeneca-Impfungen ab Samstag wieder auf. „Ich bin sehr erleichtert und freue mich, dass wir die Impfungen wieder aufnehmen können“, sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Freitag.

Auch das Nachbarland Sachsen-Anhalt nimmt die Corona-Schutzimpfungen mit dem Mittel des Herstellers Astrazeneca wieder auf. Seit Freitag könnten die Impfungen mit dem Mittel fortgesetzt werden, teilte das Sozialministerium mit. Abgesagte Termine könnten wieder angeboten und die Zweitimpfungen durchgeführt werden. In Sachsen-Anhalt sind nach Aussage des Ministeriums bislang etwa 90.000 Impfdosen von Astrazeneca an die Impfzentren der Landkreise und kreisfreien Städte ausgeliefert worden. Davon sind bislang etwa 45.000 Erstimpfungen erfolgt.

In Schleswig-Holstein sollen ab Freitag wieder Corona-Schutzimpfungen mit dem Mittel von Astrazeneca verabreicht werden. Bereits abgesagte Impftermine seien wieder gültig und ausgefallene würden nachgeholt, teilte Gesundheitsminister Heiner Garg am Donnerstagabend in Kiel mit.

In Thüringen sind die vorsorglich gestoppten Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca wieder aufgenommen worden. „Seit Freitag wird wieder in den Zentren in Erfurt und Gera geimpft“, sagte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums Silke Fließ der Deutschen Presse-Agentur. In den Impfzentren in Erfurt und Gera waren laut der Sprecherin diese Woche ungefähr 10.000 Termine ausgefallen. Sie würden nun in den nächsten Wochen nachgeholt. Alle Betroffenen würden automatisch benachrichtigt.

RND/dpa

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