Ärzte warnen: Corona-Infektion könnte Diabetes auslösen

Forscher vermuten, dass Sars-CoV-2 bei einer Infektion den Stoffwechsel durcheinander bringen kann.

Forscher vermuten, dass Sars-CoV-2 bei einer Infektion den Stoffwechsel durcheinander bringen kann.

Ein schwerer Verlauf von Covid-19 könnte Diabetes bei Patienten auslösen. Darauf macht ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine (NEJM) aufmerksam. Auch ein Fall aus Kiel sorgte kürzlich für Aufmerksamkeit. Ein 19-Jähriger litt nach einer Covid-19-Erkrankung plötzlich unter Typ-1-Diabetes, wie die Forscher im Fachmagazin Nature Metabolism veröffentlichten.

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Schon länger ist bekannt, dass Diabetes-Patienten bei schlechten Blutzuckerwerten zur Risikogruppe gehören können und bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 eher schwer erkranken. Bei bereits an Diabetes Erkrankten bemerkten Ärzte verstärkt Komplikationen.

Covid-19: Stoffwechsel gerät außer Kontrolle

“Bei Patienten mit Covid-19 wurde eine neu auftretende Diabetes-Erkrankung und schwere metabolische Komplikationen bei bereits bestehendem Diabetes beobachtet, einschließlich diabetischer Ketoazidose und Hyperosmolarität, für die außergewöhnlich hohe Insulindosen erforderlich sind”, erklären die Mediziner in ihrem Bericht. Sprich: Durch die Verbindung aus Covid-19 und Diabetes könnte der Stoffwechsel außer Kontrolle geraten. Mediziner sprechen dann von Stoffwechselentgleisungen, der Patient leidet an schwerer Über- oder Unterzuckerung und einem Mangel an Insulin. In besonders schweren Fällen könne das auch zum Tod führen.

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Diese rasterelektronenmikroskopische Aufnahme zeigt Sars-CoV-2 (orange), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen (grün) austritt. Wenn die Viren in den Körper gelangen, docken sie an den ACE2-Rezeptor an und bringen mit Hilfe dieses Enzyms ihre Erbsubstanz in den Organismus und vermehren sich.

Diese rasterelektronenmikroskopische Aufnahme zeigt Sars-CoV-2 (orange), das aus der Oberfläche von im Labor kultivierten Zellen (grün) austritt. Wenn die Viren in den Körper gelangen, docken sie an den ACE2-Rezeptor an und bringen mit Hilfe dieses Enzyms ihre Erbsubstanz in den Organismus und vermehren sich.

Wie aber läuft das auf der Zellebene ab? Nach bisherigen Erkenntnissen haften sich die Coronaviren an sogenannte ACE2-Rezeptoren. Diese befinden sich unter anderem in Lungen-, Nieren- und Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse.

Julian Hamilton-Shield, Professor für Diabetes und metabolische Endokrinologie an der Universität Bristol, geht davon aus, dass Covid-19 die normale Zellfunktion stört. Das führe zu Abnormalitäten in genau den Bereichen, die den Blutzucker durch Insulinsekretion aufrechterhalten. Es sei auch möglich, dass die Zellinvasion der Viren zu einer akuten Entzündung führt, die Inselzellen abtötet, erklärte Hamilton-Shield in einem im Wissenschafts-Newsportal “Conversation” erschienen Beitrag.

Auch andere Viren lösen Diabetes aus

Schon länger ist bekannt, dass bestimmte Virus-Infektionen Diabetes auslösen können. Zum Beispiel Röteln. Das ist eine Krankheit mit typischerweise starkem Hautausschlag, die durch das Rubella-Virus ausgelöst wird. “Mögliche Wirkung bei der Zuckerkrankheit sind die Zerstörung der Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse und dadurch die Entstehung von Typ-1-Diabetes”, heißt es auf der Homepage des Diabetesinformationsdienstes München.

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Zur Verbindung einer Corona-Infektion als Auslöser von Diabetes sei aber noch vieles unklar, machen die Autoren im “NEJM” deutlich. Etwa, ob die Veränderungen des Glukosestoffwechsels, die bei schwerem Covid-19 plötzlich auftreten, bestehen bleiben oder nachlassen, wenn die Infektion abgeklungen ist. Oder, ob Typ-1- und Typ-2-Diabetes in Zusammenhang mit Covid-19 stehen. Es könnte sich auch um einen komplett neuen Typ von Diabetes handeln.

Chronologie des Coronavirus

Der Beginn des verheerenden Coronavirus war vermutlich ein Tiermarkt in Wuhan/China. In nur wenigen Wochen erreichte das Virus auch Europa.

Um mehr Hinweise auf Verlauf und eine geeignete Versorgung zu bekommen, sei es wichtig, die Patienten während und nach der Erkrankung genau zu beobachten, betonen die Diabetesforscher. Sie haben deshalb ein weltweites Register eingerichtet, um Daten, die im Zusammenhang mit Covid-19 und Diabetes stehen, zu sammeln. Auch Erfahrungen von Medizinern von Covid-19-Patienten mit bereits bestehendem Diabetes mit schwerer akuter Stoffwechselstörung sollen dort einfließen.

Worauf als Diabetes-Patient während der Corona-Pandemie achten?

Wer bereits an Diabetes leidet, kann in Corona-Zeiten zusätzlich zu den empfohlenen Abstands- und Hygieneregeln ein paar Dinge zur Prävention beachten:

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  • “Eine gute Blutzuckereinstellung reduziert das Risiko für eine Infektion mit Sars-CoV-2″, schreibt die Deutsche Diabeteshilfe auf der eigenen Homepage. “Hohe Blutzuckerwerte schwächen die Immunabwehr, daher sollte sich jeder Mensch mit Diabetes mellitus bemühen, eine stabile Stoffwechsellage zu erzielen.”
  • Das Immunsystem sollte grundsätzlich gestärkt werden. “Ernähren Sie sich gesund und abwechslungsreich. Bereiten Sie Ihre Mahlzeiten möglichst selbst aus frischen, unverarbeiteten Zutaten zu”, empfiehlt die Deutsche Diabeteshilfe. “Reduzieren Sie hochverarbeitete Produkte mit hohen Gehalten an Fett, Zucker und Salz.”
  • Wer älter ist und eine schlechte Blutzuckereinstellung hat, sollte Besuche nach Möglichkeit einschränken und körperliche, soziale Kontakte vermeiden.
  • Im Falle eines schweren Krankheitsverlaufs soll laut der Diabeteshilfe eine bestehende Therapie mit oralen Medikamenten durch eine Insulintherapie ersetzt werden. Dadurch seien weniger Nebenwirkungen zu befürchten. Die Glukosewerte könnten einfacher überwacht werden.

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