Warum Detoxkuren nicht das halten, was sie versprechen
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Heimliche Kalorienbomben: Smoothies sind eher eine Mahlzeit als ein Getränk – allerdings ohne Sättigungseffekt.
© Quelle: dpa
Menschen, die sich einer Entgiftungskur oder einem Detox unterziehen, machen das mit dem Ziel, ihren Körper oder einzelne Organe von Giften zu befreien, Krankheiten vorzubeugen und ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Dafür gibt es verschiedene Mittel, die hauptsächlich kommerziell angeboten werden wie Saftpakete, Tees, Vitamine, Bäder und Nahrungsergänzungsmittel. Die Produkte, die zum Zweck einer Entgiftungskur angeboten werden, versprechen oftmals mehr Energie, ein gestärktes Immunsystem und die Reduzierung des Körpergewichts.
Bei einer Detoxkur verändern die Personen in den meisten Fällen ihr normales Essverhalten, verzichten auf bestimmte Lebensmittel oder für eine gewisse Anzahl Tage komplett auf feste Nahrung und nehmen nur bestimmte Säfte, Smoothies oder Tees zu sich. Dabei soll der Körper von den Giftstoffen, denen man jeden Tag ausgesetzt ist, komplett befreit werden.
„Schlacke“ kann im Körper nicht nachgewiesen werden
Allerdings können diese Behauptungen nicht von der Wissenschaft bestätigt werden. Die giftigen Stoffe, auch „Schlacke“ genannt, die laut der Werbung dieser Produkte aus dem Körper gespült werden sollen, lassen sich im Organismus der Menschen überhaupt nicht nachweisen. Außerdem hat der Körper Werkzeuge, um giftige Stoffe aus dem Körper zu entfernen: Leber und Nieren.
Dr. Veronique Chachay, Expertin für Ernährung an der University of Queensland, erklärt in einem Artikel, dass es „keine wissenschaftliche Grundlage und keine stichhaltigen Beweise für den Nutzen kommerzieller Kurzzeit-Entgiftungsprogramme“ gebe. Das bestätigt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE): „Eine Reinigung des Körpers von Schadstoffen ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht nötig, zumal es keine Aussage darüber gibt, um welche Gifte oder Schadstoffe es sich dabei genau handelt, und auch nicht darüber, wie diese dann abgebaut werden sollen.“
Kein Grund für Reinigung mit Detoxkuren
Laut dem Gesundheitsportal „Medical News Today“ können Entgiftungsprogramme sogar kontraproduktiv sein: „Leider enthalten die meisten Entgiftungsdiätpläne zu wenig Eiweiß, was die Entgiftungsfähigkeit des Körpers beeinträchtigen kann.“ Und auch der angepriesene Gewichtsverlust wird zwar während der Durchführung der Entgiftungskur erreicht, wird aber meist unmittelbar nach der Beendigung wieder rückgängig gemacht. Dazu schreibt die DGE: „Dazu kommt, dass der kurze Zeitraum, in dem die Detoxdiät durchgeführt wird, vor allem auf einer Abnahme von Wasser und nicht von Körperfett beruht. Ebenso wie bei verschiedenen Fastenmethoden kann die restriktive Energiezufuhr dazu führen, dass der Grundumsatz gesenkt wird, was wiederum den Jo-Jo-Effekt begünstigen kann.“
Allerdings können die Entgiftungsdiäten auch etwas Positives bewirken. Dazu äußert sich die DGE ebenfalls: „Möglicherweise kann eine Detoxkur einen Einstieg in eine Änderung des Essverhaltens darstellen.“ Weiterhin erklärt der Verein, dass „eine Erhöhung des Gemüse- und Obstverzehrs aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu begrüßen“ sei. Dennoch sollte diese Erhöhung nicht in „Form von Saft oder Smoothie“ geschehen, da diese kaum sättigend seien. Außerdem erhalte der Körper auf diese Weise sehr viel weniger Ballaststoffe, als wenn das Obst und Gemüse auf die herkömmliche Weise zu sich genommen werde.
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Smoothie- und Saftkuren sollen laut Werbung dabei helfen, den Körper von Giftstoffen zu befreien.
© Quelle: Pixabay
Nach Aussage der DGE gibt es keine Veranlassung für eine Entgiftungskur: „In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerungen von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden.“
RND/mkr