Forscherurteil: dritte Impfdosis für alle bei der Delta-Variante „nicht angemessen“

Erst weltweit impfen, dann auffrischen: Dadurch werde das Pandemieende eher beschleunigt als mit Auffrischungsimpfungen in einigen Ländern, sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Erst weltweit impfen, dann auffrischen: Dadurch werde das Pandemieende eher beschleunigt als mit Auffrischungsimpfungen in einigen Ländern, sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Ein Impfbooster für die Allgemeinbevölkerung sei nicht angemessen, bei der Delta-Variante blieben die Covid-19-Impfstoffe hochwirksam: Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Forschungsgruppe. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter anderem auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde FDA, haben dafür alle derzeit verfügbaren Studien zu Vor- und Nachteilen einer dritten Auffrischungsimpfung ausgewertet. Die Analyse wurde am Montag in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

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„Die derzeit verfügbaren Studien liefern keine glaubwürdigen Belege für einen deutlich nachlassenden Schutz vor schweren Erkrankungen, dem primären Ziel der Impfung“, wird Hauptautorin Dr. Ana-Maria Henao-Restrepo, die bei der WHO für Forschung und Entwicklung zuständig ist, in einer Mitteilung zitiert. „Auch wenn letztendlich ein gewisser Gewinn durch die Auffrischung erzielt werden kann, wird dies die Vorteile eines anfänglichen Schutzes für Ungeimpfte nicht aufwiegen.“

Delta-Variante: Impfstoffe wirken weiterhin

Wenn Impfstoffe dort eingesetzt würden, wo sie am besten wirken, könnten sie das Ende der Pandemie beschleunigen, indem sie die weitere Entwicklung von Varianten hemmen. Es geht den Forschenden insbesondere darum, vorerst vor allem diejenigen zu impfen, die bislang noch gar kein Vakzin erhalten haben. Sprich: Es gibt ein weltweites Ungleichgewicht in der Impfstoffverteilung. Laut der Statistik „Our World in Data“ von der Oxford University haben erst 42 Prozent der Weltbevölkerung eine erste Impfdosis erhalten – in Ländern mit niedrigem Einkommen nur 1,9 Prozent der Menschen.

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Die Virusvarianten machen dem Review zufolge weniger Sorge. Im Durchschnitt der aus den Beobachtungsstudien berichteten Ergebnisse hatte die Impfung weiterhin eine Wirksamkeit von 95 Prozent gegen schwere Covid-19-Erkrankungen sowohl bei der Delta-Variante als auch bei der Alpha-Variante. Eine Wirksamkeit von über 80 Prozent sei beim Schutz vor jeglicher Infektion durch diese Varianten festgestellt worden, resümieren die Studienautorinnen und Autoren.

Antikörper lassen nach – aber das Immunsystem hat weitere Tricks

Selbst wenn die Antikörperspiegel bei geimpften Personen im Laufe der Zeit nachlassen, bedeute dies nicht unbedingt eine Verringerung der Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen. Denn auch andere Teile der Immunantwort, etwa Gedächtnisreaktionen, könnten dafür sorgen, dass der Schutz im Allgemeinen länger anhalte. Wenn Booster verwendet werden sollen, müssten bestimmte Umstände identifiziert werden, bei denen der Nutzen die Risiken überwiegt, heißt es im Review. Auf längere Sicht empfehlen die Forschenden, auf Booster-Impfungen zu setzen, die speziell für potenzielle zukünftige Varianten entwickelt werden. Dann könne die Wirksamkeit einer Auffrischung größer und längerlebig sein als bei den aktuellen Impfstoffen.

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In einigen Ländern fährt die Politik aber bereits eine andere Strategie – mit den vorhandenen Impfstoffen von Herstellern wie Biontech und Moderna. Länder wie die USA und Israel haben sich für Booster-Impfungen für sämtliche Bürger entschieden. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) denkt seit August öffentlich darüber nach, allen Bürgerinnen und Bürgern eine Auffrischungsimpfung anzubieten. Seit Anfang September werden solche Booster-Impfungen mit einem mRNA-Vakzin aber zunächst älteren Menschen und anderen Risikogruppen ermöglicht, bei denen die Immunantwort eher geringer ausfällt als bei denjenigen ohne Risikofaktor.

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