Studie: Hirnschäden treten schon bei leichten Covid-19-Symptomen auf
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Covid-19 ist mehr als eine eine herkömmliche Atemwegserkrankung. Forscher finden immer mehr Hinweise darauf, dass das gesamte Nervensystem mitsamt Gehirn, Rückenmark und Nerven betroffen ist.
© Quelle: Peter Kneffel/dpa
Britische Forscher haben bei der Untersuchung von Covid-19-Patienten festgestellt, dass selbst diejenigen mit leichten Symptomen unter schwerwiegenden Hirnschäden leiden können. Demnach kommt es häufiger als bisher vermutet zu Folgeschäden, darunter Nervenschäden, Fieberwahn und Schlaganfälle, wie Forscher vom University College London berichten. Das könne auch zum Tode führen. Auch bei bereits als genesen Geltenden wurden Schäden festgestellt, heißt es in der in der medizinischen Fachzeitschrift “Brain” veröffentlichten Studie.
Hirnentzündung und Nervenschäden häufiger als vermutet
Die Art und Weise, wie Covid-19 das Gehirn attackiert, haben wir bei anderen Viren noch nie zuvor gesehen.
Michael Zandi, Studienautor
“Wir konnten mehr Patienten mit neurologischen Schäden wie Entzündungen im Gehirn identifizieren als gedacht”, sagte Michael Zandi vom Forscherteam. An der Studie nahmen 43 Menschen teil, die an Covid-19 erkrankt sind oder bei denen eine Infektion vermutet wurde. Das Ergebnis: Zwölf der Probanden hatten eine Hirnentzündung, zehn eine vorübergehende Hirnfunktionsstörung und acht Nervenschäden. Nicht jedem Befund ging eine schwere Covid-19-Erkrankung voraus - Hirnschäden sind also auch nach einem eher milden Verlauf der Erkrankung möglich. “Die Art und Weise, wie Covid-19 das Gehirn attackiert, haben wir bei anderen Viren noch nie zuvor gesehen”, sagte Zandi.
Auch wenn bei der Studie bei vielen der Corona-Patienten Hirn-Komplikationen festgestellt wurden, heißt das nach Ansicht der Forscher nicht zwangsläufig, dass Hirnschäden bei Covid-19 weit verbreitet sind. Die Langzeitschäden der neuartigen Lungenkrankheit seien noch nicht umfassend bekannt. Dennoch sollten sich Ärzte die Gefahr von Hirnschäden bewusst machen, betont Ross Paterson vom Forscherteam aus London: “Ärzte müssen sich über mögliche neurologische Schäden bewusst sein, da eine frühzeitige Diagnose den Krankheitsverlauf verbessern kann”, rät er.
Chronologie des Coronavirus
Der Beginn des verheerenden Coronavirus war vermutlich ein Tiermarkt in Wuhan/China. In nur wenigen Wochen erreichte das Virus auch Europa.
© Quelle: RND
Studien zeigen: Corona-Patienten leiden auch an Psychosen und Delirien
Ärzte von der Uniklinik Southampton haben Berichte über neurologische Komplikationen nach einer Infektion mit dem Coronavirus ausgewertet, die britischen Neurologen und Psychiaterverbänden gemeldet wurden. In 153 Meldungen wurde vor allem über Folgen wie Schlaganfälle, Delirium oder auch erstmals auftretende Psychosen berichtet, wie die Experten in dem Fachjournal “The Lancet” mitteilten. 66 Covid-19-Patienten erlitten einen Schlaganfall, 39 litten an Bewusstseinsveränderungen und weitere zehn hatten eine Psychose.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Forscher der Universität Liverpool: Von 125 Patienten mit einem schwerem Krankheitsverlauf hatten 23 Komplikationen wie veränderte Geisteszustände und Verwirrung. Auch Psychosen, demenzähnliche Zustände und Wahrnehmungsstörungen wurden diagnostiziert. Das Alter spielte keine Rolle: Sowohl jüngere als auch ältere Patienten waren betroffen.
Zuckerberg kritisiert Trumps Krisenmanagement
In einem Interview mit dem Infektiologen Anthony Fauci sagt Facebook-Chef Mark Zuckerberg, die US-Regierung manage die Pandemie schlechter, als andere Länder.
© Quelle: Reuters
Covid-19: Neurologische Schäden sind keine Einzelfälle
Covid-19, ausgelöst durch das Coronavirus Sars-CoV-2, ist also mehr als eine herkömmliche Lungenentzündung. Das beobachten Ärzte seit Pandemiebeginn und mit mehr Patienten auf den Intensivstationen. Das Virus befällt mehrere Organe massiv, neben der Lunge auch Herz, die Niere, weitere Gefäße. Auch neurologische Schäden wurden schon mehrfach beobachtet, wie zahlreiche Studien zeigen. Eine im Fachjournal “Annals of Neurology” veröffentlichte US-Studie zeigt, dass die Hälfte aller Corona-Patienten im Krankenhaus an neurologischen Symptomen wie Schwindel, Krampfanfälle und Geruchs- und Geschmacksverlust.
“Für die breite Öffentlichkeit und die Ärzte ist es wichtig, sich dessen bewusst zu sein, da eine Sars-CoV-2- Infektion zunächst neurologische Symptome aufweisen kann, bevor Fieber, Husten oder Atemprobleme auftreten”, sagt der leitende Studienautor Igor Koralnik. Er ist Professor für Neurologie an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University.
Eine Erklärung für die neurologischen Funktionsstörungen sei, dass die Covid-19 verschiedene Organe wie Lunge, Niere und Herz betreffe. So könne auch das Gehirn etwa unter Sauerstoffmangel oder Gerinnungsstörungen leiden. Das Virus kann laut der Studie auch eine direkte Infektion des Gehirns und der Hirnhäute verursachen.