Umfrage: Immer mehr Menschen sind pandemiemüde
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Schutzmaßnahmen halten die meisten Menschen ein – sind aber zunehmend genervt davon.
© Quelle: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/ZB
Immer mehr Menschen sind pandemiemüde. Das zeigt die aktuelle Umfrage des Covid-19-Snapshot-Monitoring (Cosmo). Außerdem arbeiten noch immer viele Menschen vor Ort bei ihrem Arbeitgeber, obwohl sie im Homeoffice aus infektiologischer Sicht besser aufgehoben wären. Eine weitere Erkenntnis: Das Vertrauen der Deutschen in die Regierung nimmt ab – die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, aber zu.
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Uneinigkeit hingegen herrscht darüber, ob Kitas und Schulen offen oder geschlossen bleiben sollen. Darüber hinaus zeigt sich, dass in einigen Punkten wichtige Informationen bei der Bevölkerung nicht angekommen sind. Ein Überblick zur aktuellen Cosmo-Befragung:
Impfen gegen Corona
Mehr als die Hälfte, 56 Prozent der Befragten, würde sich (eher) gegen Covid-19 impfen lassen. Das sind 8 Prozent mehr als Anfang Dezember. Höher sei die Impfbereitschaft bei Befragten, die darauf vertrauen, dass die Impfung sicher sei und die älter sowie männlich sind. Eine Impfpflicht lehnten die Befragten weiterhin deutlich ab, so die Forscher. Rund ein Viertel der Befragten (27 Prozent) stimmt zu, dass Personen mit bestätigter Corona-Immunität Privilegien haben dürften.
Corona-Pandemie und seelisches Wohlbefinden
Die Pandemiemüdigkeit nimmt zu. Immer mehr Menschen sind es leid, sich einschränken zu müssen. 55 Prozent der Befragten geben an, ihre persönliche Situation momentan als belastend zu empfinden. Insbesondere viele Menschen unter 30 Jahren (64 Prozent) fühlten sich einsam, ängstlich und angespannt. Auch Alleinwohnende fühlten sich einsamer und hoffnungsloser, haben die Wissenschaftler herausgefunden.
Wer sich eher belastet fühlt, neige dazu, die Maßnahmen übertrieben zu finden und sich und andere weniger zu schützen. Die Cosmo-Forscher empfehlen, Ausnahmeregelungen für Alleinwohnende bei einer Verschärfung der Kontaktbeschränkungen in Betracht zu ziehen. Außerdem würden insbesondere junge Menschen psychologische Unterstützung brauchen, da sie weniger psychische Widerstandskraft besitzen würden.
Vertrauen in die Regierung
Vertrauten am Jahresende 2020 noch beinahe die Hälfte der Befragten der Regierung, sind es jetzt nur noch 40 Prozent. „Dies sind die niedrigsten Werte seit Erhebungsbeginn im März 2020. Derselbe sinkende Trend ist für das Vertrauen in alle staatlichen Institutionen des Krisenmanagements beobachtbar”, schreiben die Wissenschaftler. Dass jedes Bundesland seine eigenen Regeln ausformuliert, sorgt für Unverständnis. Mehr als die Hälfte, 55 Prozent der Befragten, findet es (eher) schlecht, dass die Corona-Regelungen sich in ihrem Bundesland von anderen Ländern unterscheiden.
Kitas und Schulen weiterhin schließen
43 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, Krippen und Kitas weiter dicht zu lassen. Rund die Hälfte möchte Grundschulen und weiterführende Schulen geschlossen lassen. Demgegenüber plädieren 41 Prozent dafür, Krippen und Kitas wieder zu öffnen. 39 Prozent meinen, Förder- und Sonderschulen sollten wieder offen sein. 38 Prozent wünschen sich offene Grundschulen, ein Drittel offene weiterführende Schulen. Wer Kinder hat, sei eher dafür, Kitas und Grundschulen zu öffnen.
Coronavirus-Mutationen: Kommt eine Lockdown-Verschärfung?
Die Diskussion über eine zeitnahe Verschärfungen des Lockdowns hat vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen und Mutationen gewaltig an Fahrt aufgenommen.
© Quelle: dpa
Arbeiten im Home-Office während Corona
Drei Viertel der Befragten arbeiten wenigstens gelegentlich im Homeoffice. Ein Viertel arbeitet nie von zu Hause, obwohl ihr Beruf es prinzipiell zulassen würde. Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, ihr Beruf eigene sich nicht fürs Homeoffice. 16 Prozent der Umfrageteilnehmer wünschen sich, häufiger im Homeoffice arbeiten zu können – davon arbeiten fast 90 Prozent überwiegend oder immer vor Ort beim Arbeitgeber. 8 Prozent wollen weniger oder kein Homeoffice.
Wer dauerhaft im Homeoffice ist, reduziere seine Kontakte sehr und schätze deshalb die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, als geringer ein als Kollegen, die im Büro beim Arbeitgeber sitzen. Wer im Homeoffice arbeiten darf, bringt seinem Arbeitgeber ein höheres Vertrauen entgegen. Im Umkehrschluss vertrauen Personen, die nicht ins Homeoffice dürfen, ihrem Arbeitgeber weniger.
Knackpunkt: Infos über Aerosole
Nur rund 70 Prozent der Befragten wissen, was Aerosole sind und dass über die kleinen Partikel in der Luft auch das Coronavirus übertragen werden kann. Das ist ein Problem. „Wer nicht weiß, dass Covid-19 auch über Aerosole übertragen wird, zeigt insgesamt weniger Schutzverhalten”, schreiben die Wissenschaftler in der Cosmo-Zusammenfassung. Wer das Risiko einer Übertragung über Aerosole reduzieren will, sollte regelmäßig lüften und andere Menschen draußen treffen.
Einschätzen des persönlichen Infektionsrisikos
Seit Beginn des Shutdowns im November sei „das für Verhalten relevante affektive (gefühlte) Risiko stabil auf erhöhtem Niveau”. Fast alle Befragten haben von der Mutation des Coronavirus gehört.
Umsetzen der Schutzmaßnahmen
Die „AHA-AL”-Verhaltensregeln kennen die meisten Befragten. Das Akronym steht für „Abstand halten, (Hand-)Hygiene, Alltagsmaske tragen, Corona-App nutzen und lüften”. Mehr als 90 Prozent tragen regelmäßig Maske und halten Abstand. Mehr als 80 Prozent der Befragten waschen ihre Hände länger als 20 Sekunden und lüften Räume regelmäßig. Die Corona-App benutzt allerdings nur rund die Hälfte der Befragten.
Ebenfalls bekannt bei fast 90 Prozent der Befragten sind die „drei G”: geschlossene Räume mit schlechter Belüftung, Gruppen und Gedränge sowie Gespräche in engem Kontakt meiden. Mehr als 90 Prozent der Befragten meiden Gedränge, 84 Prozent Gespräche mit engen Kontakten und immerhin drei Viertel geschlossene Räume.
26 Prozent der Befragten finden, die Corona-Schutzmaßnahmen seien übertrieben. 32 Prozent ärgern sich über sie – das sind 10 Prozent mehr als noch zum Jahresende.
Je näher sich Personen emotional stehen, desto weniger achten sie auf Schutzmaßnahmen wie Abstand halten oder Maske tragen. Laut den Cosmo- Forschern ist eine schnelle Reduzierung der Kontakte wichtig, um Infektionsfälle zu reduzieren.
Info: Das ist das Cosmo-Projekt
Seit Beginn der Corona-Pandemie befragen Wissenschaftler für das Projekt „Covid-19-Snapshot-Monitoring“ (Cosmo) Menschen zu ihrer Wahrnehmung der Krise und dem Umsetzen von Schutzmaßnahmen. Die Forscher erarbeiten aus den Ergebnissen Empfehlungen für Politik und Medien zum weiteren Umgang mit der Covid-19-Lage in Deutschland. Cosmo ist ein Gemeinschaftsprojekt, unter anderen von der Universität Erfurt, dem Robert-Koch-Institut und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Die aktuelle Erhebung bezieht sich auf Umfragen am 12. und 13. Januar, also Dienstag und Mittwoch in der vergangenen Woche. 1014 Menschen haben daran teilgenommen.