Coronavirus: Wann ist ein Antikörpernachweis sinnvoll und was sagt er über die Immunität aus?

Eine Mitarbeiterin eines Labors in Tübingen hält ein Blutentnahmeröhrchen mit Blut für einen Corona-Antikörper-Test in der Hand.

Eine Mitarbeiterin eines Labors in Tübingen hält ein Blutentnahmeröhrchen mit Blut für einen Corona-Antikörper-Test in der Hand.

Mit einer Antikörperbestimmung lässt sich eine durchgemachte Coronavirus-Infektion noch im Nachhinein erkennen. Einige Labors bieten sie inzwischen als Selbstzahlerleistung an, ab etwa 20 Euro. Auch der Arzt kann eine Antikörperbestimmung in Auftrag geben, wenn er diese für sinnvoll hält. Sie wird dann sogar von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Welchen Nutzen hat die Untersuchung und für wen kommt sie in Frage?

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Antikörper, auch Immunglobuline genannt, sind Proteine, die der Körper als Reaktion auf den Kontakt mit Krankheitserregern bildet. Sie können an Viren und Bakterien binden, was dem Immunsystem dabei hilft, diese unschädlich zu machen. Nach einer durchgemachten Infektion lassen sich Antikörper gegen den jeweiligen Erreger im Blut nachweisen, das gilt auch für das Coronavirus: Laut Robert-Koch-Institut sind Antikörper im Blut ein sicherer Hinweis auf eine durchgemachte Infektion.

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Nachweis einer Infektion noch Monate später

Eine Antikörperbestimmung kann für all diejenigen nützlich sein, die wissen wollen, ob sie bereits eine Infektion mit dem Coronavirus durchgemacht haben, ohne es zu bemerken. Schließlich verläuft ein Großteil der Ansteckungen mild oder sogar symptomlos. In anderen Fällen sind die Symptome kaum von denen einer Grippe oder anderen Erkältungskrankheiten zu unterscheiden. Es ist also durchaus möglich, dass eine Coronavirus-Infektion unbemerkt bleibt.

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Wenn erst recht spät der Verdacht aufkommt, ist es für einen PCR-Test mitunter zu spät: Dieser schlägt nur in einem bestimmten Zeitfenster wenige Tage nach der Ansteckung an. Aufschluss gibt dann eine Untersuchung auf Antikörper. Diese lassen sich meist auch noch Monate später im Blut nachweisen. Die Untersuchung sollte sogar erst drei bis vier Wochen nach einer vermuteten Ansteckung erfolgen, erst dann haben sich in der Regel genug Antikörper für einen Nachweis gebildet.

Geringes Risiko, erneut zu erkranken

Falls der Antikörpertest positiv ausfällt, ist von einem gewissen Immunschutz auszugehen: Die Wahrscheinlichkeit, nach einer durchgemachten Infektion erneut zu erkranken, ist äußerst gering. In einer Studie ermittelten Forscher aus Katar für ehemalige Covid-19-Patienten ein Risiko von 0,02 Prozent, erneut zu erkranken. Britische Forscher errechneten in einer Studie ebenfalls ein Risiko von unter einem Prozent. Sie gingen nach einer durchgemachten Infektion von einem Immunschutz von bis zu über 90 Prozent aus – einem ähnlich hohen Schutz also, wie ihn die Impfungen von Biontech/Pfizer oder Moderna für die mittleren Altersgruppen bieten.

In jedem Fall sollte eine Antikörperbestimmung aber von einem Labor durchgeführt werden. Von kommerziell angebotenen Selbsttest für den Heimgebrauch raten Experten ab, da diese zu fehleranfällig seien. So kann es bei Selbsttests häufiger vorkommen, dass sie positiv anschlagen, obwohl gar keine Antikörper gegen das Coronavirus im Blut vorhanden sind. Die Untersuchung durch einen professionellen Anbieter ist aussagekräftiger. Einige Labors geben die Zuverlässigkeit, mit der die Antikörper richtig erkannt werden, mit über 99 Prozent an. Vereinzelt kann es aber auch hierbei zu fehlerhaften Ergebnissen kommen. Nicht immer können zudem Antikörper nachgewiesen werden, selbst wenn eine Infektion durchgemacht wurde.

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Nicht klar, wie lange Immunschutz anhält

Ein weiteres Manko: Antikörper im Blut weisen zwar eine durchgemachte Infektion nach. Es lässt sich aber nicht sagen, wann sie stattgefunden hat. Möglich ist also, dass diese bereits länger zurückliegt und der Immunschutz allmählich schon wieder nachlässt. Wie lange nämlich Immunität besteht, lässt sich momentan weder nach einer durchgemachten Infektion noch nach der Impfung eindeutig sagen.

Um sicher zu prüfen, ob die Menge und Art der Antikörper im Blut noch ausreicht, um Viren zu neutralisieren, wären aufwändigere Tests nötig, die nicht kommerziell angeboten werden. Sie können nur in Sicherheitslabors durchgeführt werden, da das Blut dabei in Kontakt mit dem Erreger gebracht werden muss. In einer aktuellen Untersuchung der Universität Innsbruck hatten 90 Prozent der Studienteilnehmer aber immerhin noch acht Monate nach einer Infektion Antikörper im Blut, die das Coronavirus neutralisieren konnten. Bei ihnen war also von einem Immunschutz auszugehen.

Bei Verdacht auf durchgemachte Infektion sinnvoll

Die meisten Anbieter empfehlen, eine Antikörperbestimmung nur bei begründetem Verdacht auf eine zuvor durchgemachte Infektion durchzuführen. In diesem Fall ließe sich auch der Zeitraum besser eingrenzen, in dem man mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer erneuten Infektion geschützt ist. Ein positiver Antikörpernachweis in zeitlichem Zusammenhang mit Symptomen einer Covid-19-Erkrankung gilt dabei übrigens als offizieller Nachweis einer Infektion. Er muss, wie ein PCR-Testergebnis auch, vom Labor an die Behörden gemeldet werden.

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Fazit: Eine Bestimmung der Antikörper im Blut kann im Nachhinein mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigen, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorgelegen hat und ein vorübergehender Immunschutz besteht. Sinnvoll sein kann sie vor allem dann, wenn eine durchgemachte Infektion vermutet wird, aber kein PCR-Test gemacht wurde. Von einem hundertprozentigen und dauerhaften Schutz ist aber auch bei einem positiven Antikörpernachweis im Blut nicht auszugehen.

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