Coronavirus in Italien: Das befürchten Virologen für Deutschland

Das Symbol für die unsichtbaren Viren: die Atemschutzmaske. Zwei Frauen in Mailand tragen einen Mundschutz.

Das Symbol für die unsichtbaren Viren: die Atemschutzmaske. Zwei Frauen in Mailand tragen einen Mundschutz.

Die Coronavirus-Infektionswelle hat Europa endgültig erreicht. Die Zahl der Infizierten und Todesfälle durch die durch Sars-CoV-2 ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 stieg am Montag weiter. “Deswegen müssen wir damit rechnen, dass sich das Virus auch in Deutschland weiter ausbreiten kann", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei einer Pressekonferenz am Montag.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Behandlung von Coronavirus: Vielversprechende Wirkstoffe

Virologen arbeiten in internationalen Teams unter Hochdruck an Behandlungsmethoden. „Natürlich brauchen wir auf Dauer einen Impfstoff”, betonte Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Montag. Geben werde es diesen aber nach derzeitigen Prognosen nicht vor Ende des Jahres. Neben der Impfstoff-Forschung, die global koordiniert werde, sei es aber auch wichtig, nach Therapeutika zu suchen. “Es gibt eine Reihe von vielversprechenden Wirkstoffen”, sagte Wieler. Zugelassen seien diese aber noch nicht.

Coronavirus: Italien isoliert zwölf Städte

Aus Furcht vor dem neuartigen Coronavirus sind in Norditalien elf Städte mit insgesamt 52.000 Einwohnern isoliert worden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Coronavirus in Deutschland: Bürger sollen vorsichtig sein

Wieler und Spahn betonen: Die Bürger in Deutschland könnten auch durch das eigene Verhalten dazu beitragen, dass es in Deutschland und Europa nicht zu einem weiteren Infektionsgeschehen kommt: zum Beispiel mit einer Grippeimpfung, regelmäßigem Händewaschen und sich daran zu erinnern, sich möglichst wenig ins Gesicht zu fassen.

Um verlässlichere Daten zu bekommen, inwieweit sich die Sars-CoV-2-Viren in Deutschland weiter verbreiten, hat die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) das neuartige Coronavirus am Montag in das Spektrum der zu untersuchenden Erreger integriert. Das meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Homepage.

Die Arbeitsgemeinschaft ist ein Netzwerk von rund 700 Haus- und Kinderärzten. Sie teilen dem RKI das ganze Jahr über auf freiwilliger Basis einmal die Woche die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen mit, etwa auch durch klassische Grippe- und Rhinoviren.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

WHO: Epidemien in einzelnen Ländern - keine Pandemie

Trotz der zahlreichen neuen Infektionen mit Sars-CoV-2 in Italien und anderswo gibt sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) optimistisch. Es sei sehr ermutigend, dass die Fallzahlen in China zurückgingen, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. Die Ausbreitung des Virus könne noch gestoppt werden. Die Zahlen aus Italien, dem Iran und Südkorea seien gleichwohl sehr beunruhigend, sagte er.

Nach WHO-Einschätzung handele es sich bislang nicht um eine Pandemie, sondern Epidemien in einzelnen Ländern. Mit Pandemie bezeichnet man die Verbreitung eines neuen Virus auf der ganzen Welt. Es gebe bislang keine unkontrollierte globale Ausweitung des Virus, sagte Tedros. Von einer Pandemie zu sprechen würde Angst schüren und es sei im Prinzip unerheblich, sagte Tedros. „Es würde kein Menschenleben retten.“ Die WHO habe bereits mit der Ausrufung einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite ihre höchste Alarmstufe verhängt. Jetzt sei es an der Zeit, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. „Allein verliert jeder, zusammen können wir gewinnen“, sagte Tedros.

Virologen skeptisch: Lässt sich eine Corona-Pandemie aufhalten?

Der Berliner Virologe Christian Drosten ist skeptischer, was das Aufhalten einer Pandemie angeht. „Eine Eindämmung in letzter Sekunde ist wohl auch mit allen verfügbaren Kräften nicht mehr erreichbar“, sagte der Experte für Coronaviren am Sonntag. Das wohl auf einem Wildtiermarkt in Wuhan auf den Menschen übergesprungene Virus spielt seinen Trumpf aus: Weil die meisten Infektionen mit Sars-CoV-2 mild verlaufen, sind sie kaum erfassbar.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Seine Eigenschaften ermöglichten Sars-CoV-2 eine unbemerkte Übertragung, erklärt Drosten. Wer nur milde oder keine Symptome hat, geht nicht zum Arzt und wird nicht getestet - kann das Virus aber auf Dutzende andere Menschen übertragen, die es wiederum in ihr Netz von Sozial- und Arbeitskontakten tragen. Nach einer Modellrechnung des Imperial College London würden geschätzt nur ein Drittel aller importierten Fälle aus China überhaupt wahrgenommen, so Drosten. „Ich glaube nicht mehr daran, dass eine Pandemie vermeidbar ist.“

Coronavirus verbreitet sich ohne starke Symptome

Zu ähnlichen Einschätzungen gelangten zuletzt auch andere Mediziner weltweit. „Das Zeitfenster für die Eindämmung des Ausbruchs schließt sich nun sehr schnell“, zitierte etwa die britische Zeitung „The Telegraph“ am Montag Devi Sridhar, die an der Universität Edinburgh zur weltweiten öffentlichen Gesundheit forscht.

Nathalie MacDermott, Expertin für Infektionskrankheiten am renommierten King’s College in London, nannte vor allem die Situation in Italien, Südkorea und Iran „sehr besorgniserregend“. Dort sei nicht klar, bei wem sich die Menschen infiziert hätten. Dies weise darauf hin, dass sich die Betroffenen bei Personen angesteckt hätten, die keine oder kaum Symptome zeigten und nichts von ihrer eigenen Infektion wüssten.

Somit könne sich der Erreger schnell ausbreiten, bevor die ersten Fälle überhaupt nachgewiesen werden. „Es ist klar, dass nun alle Voraussetzungen für eine Pandemie vorhanden sind“, sagte Bharat Pankhania von der Universität Exeter. „Es ist besser ehrlich zu sein und es zu sagen.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Coronavirus-Welle in Deutschland: Sind die Kliniken bereit?

Was würde eine Coronavirus-Infektionswelle für die Versorgungssituation in Deutschland bedeuten? Bundesgesundheitsminister Spahn zeigte sich am Montag optimistisch. “Das Gesundheitssystem in Deutschland ist eines der besten weltweit”, betonte er bei der Pressekonferenz in Berlin.

“Das ist keine einfache Frage”, schätzte hingegen der Charité-Virologe Christian Drosten aus wissenschaftlicher Sicht bei einem vom Science Media Center organisierten Podiumstreffen Mitte Februar ein. In den Kliniken werde mit vollen Wartebereichen gerechnet. “Da müssen wir uns einfach darauf einstellen, wenn es zu einer Infektionswelle kommt”, sagte Drosten.

Dadurch werde es schwieriger werden, die normale Versorgung aufrechtzuerhalten. Ausgewählte Operationen müssten vielleicht warten, weil Intensivbetten voll sind, die eigentlich für Operationspatienten benötigt würden. Gesundheitsämter könnten überlastet sein, weil sie personell relativ dünn ausgestattet seien.

Covid-19: Folgen schwer abzuschätzen

Es sei nicht genau abzuschätzen, wie die Schwere, Sterblichkeit und die Risiko-Gruppen aussähen, wenn Covid-19 große Bevölkerungsteile Deutschlands erfassen würde, sagt Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

mit dpa



Mehr aus Gesundheit

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken