Studie: Genesene können noch nach Wochen positiv auf Corona getestet werden

Es ist noch nicht endgültig bewiesen, wie lange Patienten nach einer Covid-19-Erkrankung noch infektiös sind.

Es ist noch nicht endgültig bewiesen, wie lange Patienten nach einer Covid-19-Erkrankung noch infektiös sind.

Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Sars-CoV-2 auch nach einer offiziell bestätigten Genesung von Covid-19 noch wochenlang im Körper verbleiben und womöglich ausgeschieden werden kann. Chinesische Wissenschaftler haben in einer Querschnitts-Studie festgestellt, dass zehn von 60 als genesen geltenden Covid-19-Patienten nach einem Krankenhaus-Aufenthalt noch zwischen vier und 24 Tage lang erneut positive Testergebnisse auf das Coronavirus vorwiesen.

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In einem Mitte Mai in der medizinischen Fachzeitschrift „Jama Network" erschienenen Bericht erläutern die Forscher ihr Vorgehen. Alle in der Studie berücksichtigten Covid-19-Patienten sind demnach vor dem 27. Februar 2020 aus einem Krankenhaus in der chinesischen Stadt Loudi entlassen worden. Sie galten als genesen, hatten keine Symptome, keine radiologischen Befunde und wurden bei PCR-Tests (so nennt sich der Schnelltest) zweimal negativ getestet. Zwei dieser Patienten wurden danach aber wegen für Covid-19 typischen Symptomen erneut ins Krankenhaus eingeliefert. Das Testergebnis fiel bei beiden plötzlich wieder positiv aus.

Wie lange bleibt Corona im Rachen und Stuhlgang?

Diese Beobachtung nahmen die Forscher zum Anlass, von weiteren 58 bereits entlassenen und als genesen geltenden Patienten aus der Klinik erneut Abstrichproben aus dem Nasen-Rachenraum und dem Magen-Darm-Trakt zu entnehmen, „um die potenzielle Viruspersistenz zu bewerten." Das heißt, sie wollten feststellen, ob der Erreger auch nach dem Ausheilen der Krankheit im Körper seines Wirts, dem Menschen, verweilt und gegebenenfalls noch ausgeschieden wird.

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Das Ergebnis: Zehn der 60 Patienten wurden zwischen vier und 24 Tagen nach Entlassung positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Acht von den positiv getesteten Personen verspürten keinerlei klinische Symptome, zwei fielen mit gelegentlichem Husten auf, litten aber auch unter mehreren Grunderkrankungen. Laut Studie sei das Virus bei einem der Patienten mit Husten sogar 56 Tage nach Krankheitsbeginn im Magen-Darm-Trakt und im Rachen nachgewiesen worden. Das deute darauf hin, dass der Patient das Virus in diesem Zeitraum auch in der Umwelt freigesetzt haben könne.

Eine erneute Corona-Infektion bei den Patienten schlossen die Wissenschaftler hingegen aus. Die entlassenen Patienten seien auch nach der Krankenhaus-Entlassung isoliert zu Hause verblieben und Corona-Fälle in ihrem örtlichen Umfeld seien selten vorgekommen.

Unklarheit über Infektiosität nach Abheilen der Krankheit

„Die Infektiosität bleibt jedoch unklar, nach unserem Kenntnisstand wurden keine infektiösen Viren aus Stuhlproben isoliert", heißt es in der Studie. Die Wissenschaftler räumen ein, dass die Studie auf eine kleine Anzahl entlassener Patienten beschränkt ist. „Weitere Studien unter Verwendung einer größeren Kohorte und der Isolierung des lebensfähigen Virus anstelle von RT-PCR-Tests sind erforderlich, um die Infektiosität für das fortgesetzte Krankheitsmanagement nach Entlassung aus dem Krankenhaus zu definieren”, heißt es im Bericht.

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Ein negatives PCR-Ergebnis schließt laut dem Infektiologen Matthias Stoll von der Medizinischen Hochschule Hannover die Möglichkeit einer Infektion mit Sars-CoV-2 leider grundsätzlich nicht aus. Ein weiteres Problem: Abstriche erfolgten häufig aus dem Mundraum oder Naseneingang statt aus dem Rachen. „Ein Grund dafür ist, dass die für die richtige Abstrichtechnik notwendigen, über 10 Zentimeter langen Abstrichtupfer in Deutschland nicht ausreichend verfügbar sind", erklärt Stoll.

An der Studie sei sehr beunruhigend, dass unter den Fällen mit positiver PCR auch Spender von Rekonvaleszentenplasma waren. „Das würde bedeuten, dass von diesem Plasma, von dem bisher noch nicht bewiesen ist, dass es vor Covid-19 schützt oder die Krankheit günstig beeinflusst, Gefahren der Ansteckung mit Sars-CoV-2 ausgehen würden”, sagt der Infektiologe.

RKI startet Corona-Studie in Kupferzell
KUPFERZELL, GERMANY - MAY 20: Medical worker Beatrice Schlaegel works with blood sample from local residents in a mobile laboratory during a study to analyse the presence of Covid-19 antibodies on May 20, 2020 in Kupferzell, Germany. The study has been launched in cooperation with the Robert Koch Institute, Germany's main agency for the prevention of the spread of infectious diseases, and seeks to gain data on what portion of the local population carries the Covid-19 antibody in communities where coronavirus infection has spiked. Kupferzell, where approximately 2,000 residents will take part, is the first community to undergo the study, and will be followed by three more communities in coming weeks and months. (Photo by Thomas Lohnes/Getty Images)

Das Robert-Koch-Institut beginnt mit einer Studie zu dem Coronavirus im Corona-Hotspot Kupferzell.

Viral Shedding: Bruchstücke oder vermehrungsfähiges Virus?

Ähnliche Ergebnisse zum Virusnachweis bei bereits Genesenen seien bereits seit Ende März aus China und anderen vorwiegend asiatischen Ländern berichtet worden und deckten sich auch mit Erfahrungen aus Deutschland. „Es wird dabei jedes Mal vom ‘viral shedding’ gesprochen – und die Frage bleibt offen, inwiefern es sich nur um ein Ausscheiden von Bruchstücken des Virus oder aber um vermehrungsfähiges Virus handelt”, erklärt Stoll.

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Es gebe dazu bislang nur wenige Untersuchungen und Berichte, noch weniger davon wissenschaftlich untersucht. Deren Tenor: Vermutlich ist jenseits von vierzehn Tagen nach Symptom-Beginn und/oder drei Tagen nach Symptom-Ende ein positives PCR-Signal „meist“ nicht mit einer Ausscheidung von vermehrungsfähigen Viren verbunden. „Aber das wird derzeit niemand für den Einzelfall garantieren können und wollen”, sagt Stoll.

Übertragung und Ansteckung: Zwei ungewisse Komponenten

So sieht das auch das Robert-Koch-Institut: „Anhand der bisher verfügbaren Datenlage und der bislang nicht gut untersuchten Einflussfaktoren (zum Beispiel Krankheitsschwere) lassen sich abschließend keine sicheren Angaben zur Infektiositätsdauer und insbesondere zum Ende der infektiösen Periode ableiten”, heißt es auf der Homepage.

Nach bisherigen Daten wird laut RKI davon ausgegangen, dass eine „relevante Infektiosität” bereits zwei Tage vor Symptombeginn vorhanden ist, einen Tag vor Symptombeginn besonders hoch. Nach Symptombeginn bewegten sich die Infektionszeiträume von durchschnittlich fünf bis sieben Tagen mit im Verlauf abnehmender Infektiosität. Auch die Schwere der Erkrankung hat laut RKI vermutlich einen Einfluss auf die Dauer der Infektiosität.

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Bezüglich der Übertragungswege geht das Robert-Koch-Institut derzeit davon aus, dass die meisten Ansteckungen in einer infektiösen Phase über Tröpfcheninfektion stattfinden, auch eine Übertragung über Aerosole (Luftwolken) spiele eine Rolle. Bei Covid-19-Patienten seien vereinzelt auch PCR-positive Stuhlproben identifiziert worden. „Für eine Ansteckung über Stuhl müssen Viren jedoch vermehrungsfähig sein”, heißt es auf der RKI-Homepage. „Dies konnte bisher zwar in einer Studie gezeigt werden, aber auch da gelang der Nachweis eher selten.”

Coronavirus: Diese Maßnahmen schützen mich

Um eine zweite Ansteckungswelle in Deutschland zu vermeiden, sind einige Verhaltens- und Hygieneregeln zu beachten.

Wann werden Covid-19-Patienten in Deutschland aus dem Krankenhaus entlassen?

Um ohne Auflagen aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, gibt das RKI bestimmte Kriterien vor. So muss der Patient mindestens 48 Stunden symptomfrei sein in Bezug auf die akute Covid-19-Erkrankung. Außerdem muss eine PCR-Untersuchung mit zwei zeitgleich durchgeführten Abstrichen in Mund- und Rachenhöhle sowie Nasen- und Rachenhöhle negativ ausfallen. In der Umsetzung der einzelnen Bundesländer könnten die Entlasskriterien laut RKI allerdings variieren.

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