Zweite Booster-Impfung: Ab wann ist die vierte Dosis sinnvoll?
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Eine Schale mit Booster-Impfdosen von Moderna.
© Quelle: André Großmann
65,3 Prozent der Deutschen haben ihren ersten Booster erhalten (Stand 17. Februar), da bringt die Ständige Impfkommission (Stiko) bereits eine vierte Impfung ins Spiel. Das Gremium hatte sich Anfang Februar für eine zweite Corona-Auffrischimpfung ausgesprochen – für gesundheitlich besonders gefährdete und exponierte Gruppen. Wem wird die vierte Dosis nun also empfohlen? Und welche Impfstoffe sollen dafür verwendet werden? Ein Überblick.
Worauf basiert die Stiko-Empfehlung?
Die Stiko stützt ihre Argumentation auf aktuelle Daten aus Israel. Studienergebnisse haben gezeigt, dass bei Menschen ab 70 Jahren und Menschen mit Immunschwäche, die am gefährdetsten für einen schweren Verlauf sind, der Schutz vor Infektion nach der ersten Auffrischimpfung gegen die Omikron-Variante schon binnen drei Monate deutlich schwinden kann. Gleichzeitig zeigen vorläufige Ergebnisse, dass die Rate der Infektionen nach einer vierten Impfung zweifach niedriger war als bei dreifach Geimpften. Die Rate der schweren Covid-19-Erkrankungen war sogar um das 4,3-fache niedriger. Über den längerfristigen Schutz einer vierten Impfung ist auf dieser Grundlage noch keine Aussage möglich.
In Israel hatte ein Expertenrat, der für das Gesundheitsministerium arbeitet, Ende Januar eine vierte Impfung gegen das Coronavirus für alle Personen mit Risikofaktoren für schwere Erkrankungen bei einer Corona-Infektion sowie deren Betreuer ab 18 Jahren empfohlen. Außerdem berechtigt sind Erwachsene, die bei ihrer Arbeit einer besonderen Gefährdung für eine Infektion ausgesetzt sind. Voraussetzung für die vierte Impfung ist, dass die dritte Impfung mindestens vier Monate zurückliegt.
Welche Gruppen sollten in Deutschland zunächst geimpft werden?
Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren sowie Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen sollen zunächst eine zweite Auffrischdosis erhalten, wie aus einer Pressemitteilung der Stiko hervorgeht. Bei gesundheitlich gefährdeten Menschen solle diese frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischimpfung erfolgen, Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen soll den zweiten Booster frühestens nach sechs Monaten erhalten.
Sollte mit dem Boostern auf spezielle, auf die Omikron-Variante abgestimmte Impfstoffe gewartet werden?
Nein, auch wenn auf Omikron angepasste Impfstoffe von den Herstellern angekündigt wurden. „Mit Blick auf die Impfstoffe, die an die Omikron-Variante angepasst wurden, muss die Kommission zunächst auf die Daten aus den klinischen Studien von Moderna und Biontech/Pfizer warten“, sagte Stiko-Chef Mertens. Eine zweite Auffrischimpfung soll es bis dahin mit einem der bereits bestehenden mRNA-Impfstoffe von Pfizer oder Moderna geben – nach abgeschlossener Grundimmunisierung und der ersten Auffrischimpfung.
Was ist, wenn ich mich nach der ersten Booster-Impfung infiziert habe – und wie sieht es mit Johnson & Johnson aus?
Für Menschen, die nach der ersten Auffrischimpfung eine Corona-Infektion durchgemacht haben, werde kein weiterer Booster empfohlen, so die Ständige Impfkommission. Sie verfügten im Anschluss an die Booster-Impfung über einen sehr hohen Immunschutz.
Was Johnson & Johnson anbelangt, so gilt weiter die Stiko-Empfehlung von Mitte Januar. Alle ab 18 Jahren, die ihre erste Impfstoffdosis des Mittels von Johnson & Johnson erhalten haben, sollten ihre Grundimmunisierung mit einer zweiten Impfstoffdosis ab vier Wochen nach der ersten Gabe erhöhen. Empfohlen wird die Kreuzimpfung mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech oder Moderna. Die Stiko spricht dabei von einer „Optimierung der Grundimmunisierung“.
Von einer Auffrischimpfung spricht die Stiko hingegen erst, wenn noch einmal eine weitere Dosis mit den Mitteln von Biontech oder Moderna verabreicht wird. Der Abstand zur vorherigen Impfung soll mindestens drei Monate betragen. Insgesamt wird man also dreimal geimpft – einmal mit Johnson & Johnson, zweimal mit einem mRNA-Impfstoff.
Wie sieht es mit Nebenwirkungen bei einer vierten Impfstoffgabe aus?
Die Stiko geht beim zweiten Booster von einer ähnlichen Verträglichkeit aus wie bei der ersten Auffrischungsimpfung. Allerdings hieß es in der Mitteilung des Gremiums einschränkend, „dass die Datenlage zur Effektivität und zur Sicherheit einer zweiten Auffrischimpfung noch limitiert ist“.
Hat es überhaupt Sinn, sich boostern zu lassen, wenn man sich trotzdem noch infizieren kann?
Unbedingt. Das Risiko für eine Ansteckung geht zwar nicht gegen null, sinkt aber mit einer weiteren Impfung. Außerdem belegen zahlreiche Studien, dass bereits beim ersten Booster die Risiken für einen schweren oder gar tödlichen Krankheitsverlauf stark minimiert werden. „Es konnte gezeigt werden, dass der Schutz vor Infektion und auch schwerem Covid-19-Verlauf bei Erwachsenen durch eine Auffrischimpfung wieder deutlich verbessert werden kann“, betont auch die Ständige Impfkommission (Stiko) in ihrer aktualisierten Impfempfehlung.
Außerdem sollte man es keinesfalls darauf ankommen lassen, sich vorsätzlich zu infizieren. „Es ist sicherlich nicht sinnvoll zu sagen, jetzt bin ich frisch geboostert, dann kann ich mich infizieren“, sagte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek im NDR Info-Podcast „Coronavirus Update“. Da würde sie entschieden abraten – insbesondere weil das Gesundheitssystem stark belastet sei, in den Krankenhäusern wie in den hausärztlichen Praxen. „Man steckt sich ja auch nicht absichtlich mit Hepatitis C an, nur weil man es gut behandeln kann“, erklärte die Wissenschaftlerin. Das sei nicht der richtige Weg.
Mit dpa/ Dieser Artikel wurde am 17. Februar aktualisiert.