Corona: Impfstoffzulassung für Curevac verzögert sich
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Das aktuelle Abflauen der Corona-Infektionszahlen verzögert die Zulassung des Impfstoffs, den das Tübinger Biotechnologieunternehmen Curevac entwickelt.
© Quelle: Sebastian Gollnow/dpa
Tübingen. Das aktuelle Abflauen der Corona-Infektionszahlen verzögert die Zulassung des Impfstoffs, den das Tübinger Biotechnologieunternehmen Curevac entwickelt. Das teilte Unternehmenssprecherin Sarah Fakih in Tübingen mit. „Der Grund, dass wir die klinischen Daten der Phase-3-Studie an die europäische Arzneimittelbehörde nicht so schnell liefern konnten wie geplant, ist, dass bisher nicht genügend Infektionen unter den Teilnehmern aufgetreten sind“, sagte Fakih. Bislang sind in der Studie 59 Corona-Fälle aufgetreten. 160 werden benötigt.
Zeitpunkt der Zulassung noch unklar
Das Zulassungsverfahren hake daran, dass sich in den Kontrollgruppen der klinischen Studie aktuell zu wenige Probanden mit dem Coronavirus angesteckt hätten. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die benötigten 160 Infektionen unter den knapp 40.000 Probanden in absehbarer Zeit erreichen“, erklärte Fakih. Dies habe aber nichts damit zu tun, dass Curevac nicht genug Teilnehmer an den Studien habe, sondern dass sich darunter – wegen der abflauenden Ansteckungszahlen – zu wenig Menschen angesteckt hätten. Es müssten keine neuen Teilnehmer für die Studie gesucht werden.
„Wir hoffen, dass wir die letzten Daten unserer klinischen Studie bis Ende Juni bei der EMA vorlegen können“, sagte Fakih. Wann die europäische Arzneimittelagentur die Daten auswerten und eine Zulassung vornehmen werde, sei schwer vorauszusagen.
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Lucha: Zulassung erst im August realistisch
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) hatte am Dienstag unter Berufung auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gesagt, dass nach der derzeitigen Situation erst im August realistisch eine Zulassung zu erwarten sei. Das Bundesgesundheitsministerium widersprach der Meldung auf Nachfrage nicht. Fakih: „Dazu können wir nichts sagen.“ Bisher hatte Curevac Ende Juni als Termin genannt.
Die Aktie des Unternehmens schloss daraufhin 13 Prozentpunkte tiefer und machte am Mittwoch nur geringfügig Boden gut, wie das Manager-Magazin berichtet. Die Verzögerung sorgt auch deshalb für Unruhe, weil Corona-Impfstoff in Deutschland weiterhin knapp ist. Neben Biontech galt Curevac als die zweite deutsche Impfstoff-Hoffnung. Vor einem Jahr stieg die Bundesregierung mit rund 300 Millionen Euro beim Tübinger Unternehmen ein. Die EU hat sich vorab bereits bis zu 405 Millionen Impfdosen gesichert. Bei dem Vakzin handelt es sich wie bei den Mitteln von Biontech/Pfizer und Moderna um einen mRNA-Impfstoff.
Aktuell kein Impfstoff von Curevac eingeplant
Noch Ende Mai hatte es in internen Lieferprognosen der Bundesregierung geheißen, dass bis Ende Juni 1,4 Millionen Dosen von Curevac kommen, bis Ende September 9,4 Millionen und im letzten Quartal 28,9 Millionen. In den aktuellen Plänen zur Belieferung von Ärzten und Impfzentren im Juni ist kein Impfstoff von Curevac mehr einkalkuliert worden.
Je weiter sich die Zulassung für Curevac verzögert, desto mehr gerät das Unternehmen mit seinem Vakzin unter Zeitdruck. Einerseits schreitet die Impfkampagne weiter voran. Damit sich der hohe finanzielle Aufwand lohnt, muss die Firma darauf hoffen, dass regelmäßige Auffrischungen notwendig werden. Zudem müssen die Impfstoffentwickler mit neu auftauchenden Mutanten umgehen, gegen die das Mittel ebenfalls schützen soll. Curevac zufolge seien erste Daten vielversprechend.
An die Praxen sollen in der nächsten Woche insgesamt rund drei Millionen Dosen von Biontech, Astrazeneca und Johnson & Johnson gehen, wie aus einer vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Übersicht mit Stand von Montag hervorgeht. Das ist etwas weniger als in dieser Woche mit 3,4 Millionen Dosen. Die in dieser Woche mit 702.000 Dosen in die Impfungen eingestiegenen Betriebsärzte sollen demnach in der kommenden Woche 602.550 Dosen des Präparats von Biontech bekommen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben rund 40 Millionen Menschen mindestens eine Impfung erhalten. Das entspricht 48,1 Prozent der Bevölkerung (Stand: 11.06.2021).
RND/kau/dpa