Corona-Krise: Was Menschen wirklich brauchen, um zufrieden zu sein

Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein: Ausreichend Schlaf ist Menschen wichtiger als ein hohes Einkommen.

Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein: Ausreichend Schlaf ist Menschen wichtiger als ein hohes Einkommen.

Berlin. Geld macht nicht glücklich. Und Gesundheit ist das Wichtigste. Das klingt banal, ist jetzt aber soziologisch untermauert. In der Corona-Krise denken viele darüber nach, was sie glücklich – oder zumindest – zufrieden macht. Der irische Schriftsteller Oscar Wilde (1854-1900) hatte da eine simple und zugleich komplizierte Lösung parat: “Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden.”

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Bei Wilhelm Busch (1832-1908) im Kinderbuchklassiker “Max und Moritz” reichte dagegen im Vierten Streich dem Lehrer Lämpel schon das dankbar angezündete Pfeifchen: ""Ach!", spricht er, “Die größte Freud – Ist doch die Zufriedenheit!"”

Und heute? Werden uns ständig viele Rezepte zu einem vollkommenen Leben verkauft. Angeblich können es Reisen, gesunde Ernährung, Sport, Erfolg im Beruf, ein schön aufgeräumtes Zuhause, ein dickes Auto, guter Sex, politisch-korrekter Konsum sein. Es gibt unzählige Ratgeber zur Zufriedenheit. Doch wann sind Menschen tatsächlich zufrieden im Leben? Allein oder in einer Beziehung? Im Vollzeit- oder Teilzeitjob? Kann man das überhaupt empirisch herausfinden?

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Langzeitstudie: Schlaf viel wichtiger als hohes Einkommen

“Um zu beantworten, was Menschen wirklich zufrieden macht, bräuchte man eigentlich die Daten von Zehntausenden Menschen, die anonym zugeben, in welchen Situationen es ihnen gut oder schlecht geht”, sagt der Marburger Soziologe Martin Schröder. “Doch wo soll man solche Daten herbekommen?” Die Antwort gab sich der Professor selbst: Es gibt sie schon in Deutschland – im sogenannten sozio-ökonomischen Panel, in dem mehr als 30 Jahre lang 80.000 Menschen auch Auskünfte über ihre Zufriedenheit gegeben haben.

Schröder hat dies untersucht und zu einem Buch verarbeitet: “Wann sind wir wirklich zufrieden? Überraschende Erkenntnisse zu Arbeit, Liebe, Kindern, Geld. Auf Basis der größten Langzeitstudie mit über 600.000 Befragungen”.

In seinem Buch “Wann sind wir wirklich zufrieden?" berichtet Autor Martin Schröder von überraschenden Erkenntnissen zu Arbeit, Liebe, Kindern und Geld.

In seinem Buch “Wann sind wir wirklich zufrieden?" berichtet Autor Martin Schröder von überraschenden Erkenntnissen zu Arbeit, Liebe, Kindern und Geld.

Laut Schröder ergeben sich bei den mehr als 70 Effekten, die er herausfand, überraschende Erkenntnisse: "So ist Gesundheit das Wichtigste und ausreichend Schlaf viel wichtiger als ein hohes Einkommen. Fünf gute Freunde reichen vollkommen aus. Ob wir Kinder bekommen oder nicht, spielt fast keine Rolle. Je patriotischer jemand ist, umso zufriedener ist er. Und es kann das Glück einer Beziehung auf die Probe stellen, wenn die Frau mehr verdient als der Mann."

Mehr Arbeit macht Väter glücklicher – Mütter jedoch nicht

Schröder wunderte sich nach eigenen Worten über einiges: “So sind Väter im Gegensatz zu Müttern umso zufriedener, desto mehr sie arbeiten. Mütter, die länger arbeiten, werden aber nicht zufriedener. Sie sind aber zufriedener, wenn der Vater ihrer Kinder länger aus dem Haus ist und mehr arbeitet.” Doch die Konsequenzen aus den Studienergebnissen seien nicht ganz so eindeutig.

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Die althergebrachte Geschlechterrollenverteilung führt nicht automatisch zum Glück. So gebe es beispielsweise neben dem Befund, dass Väter zufriedener sind, wenn sie länger arbeiten, auch das Ergebnis, dass sie auch zufrieden seien, wenn sie sich bewusst für Elternzeit entschieden.

“Wer Kinder hat, ist hingegen nicht zufriedener als vorher und auch nicht zufriedener als Kinderlose in vergleichbaren Lebenslagen”, sagt Schröder. Dafür seien Menschen, die öfter mal einen trinken gehen, sehr wohl zufriedener. “Und immer mehr Geld bringt nichts, sobald man etwa 2000 Euro pro Monat hat.”

Corona: Lange Trennung von Freunden macht unzufrieden

Für die derzeitige Corona-Krise könne die Untersuchung Anhaltspunkte liefern. "Wer beispielsweise seine Freunde seltener sieht, wird bis zu vier Punkte unzufriedener, allerdings erst, wenn die Isolation über einen Monat andauert. Auch wer meint, weniger Kontrolle über sein Leben zu haben, wird unzufriedener. Der Effekt ist vergleichbar negativ wie arbeitslos zu werden."

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Die Daten zeigten jedoch auch, dass das zurzeit gestiegene Gemeinschaftsgefühl, dass alle zusammen etwas gegen das Virus tun müssen, einen positiven Effekt auf die Lebenszufriedenheit der Menschen haben könnte. “Damit kann die Corona-Krise vielleicht sogar noch etwas Gutes bewirken.”

RND/dpa

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