Vierte Welle und Kinder: Durchseuchung darf nicht die Strategie sein
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Banger Herbstblick: Wie wird sich die Lage in den Schulen entwickeln?
© Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa
Es ist jetzt offiziell: Deutschland befindet sich in der vierten Welle. Diesen Befund hat das Robert Koch-Institut am Donnerstagabend gewohnt nüchtern in Form seines Situationsberichtes auf der behördeneigenen Website mitgeteilt. Die Fallzahlen verdoppeln sich rasant, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bundesweit um die 50, der R-Wert über eins. Die bange Frage lautet: Wen wird die vierte Welle treffen? Bei der Antwort sind sich Wissenschaft und Politik ausnahmsweise einmal einig: Betroffen sind ab jetzt die Ungeimpften. Neben Impfskeptikern sind das vor allem die Kinder.
Kinder und Jugendliche machen 16,4 Prozent der Bevölkerung aus. Unter Zwölf-Jährige können sich mangels Zulassung noch nicht impfen lassen. Für die Älteren kommt die Dosis oft zu spät, weil die Ständige Impfkommission erst Anfang dieser Woche urteilte, dass der Nutzen einer Impfung für diese Altersgruppe die Risiken überwiegt. Der Schulbetrieb jedoch ist in den ersten Bundesländern schon wieder gestartet.
Quarantäneschleifen und Long Covid zu befürchten
Zwar erkranken Kinder und Jugendliche bislang statistisch gesehen nur selten schwer an Covid-19. Die tatsächlichen Folgen jedoch sind ungewiss. Was ist mit Long Covid? Mit Vorerkrankten? Wie viele Quarantäneschleifen halten Familien noch durch? Und wie fühlen sich eigentlich die Jüngsten mit all dem Wissen um dieses hochinfektiöse Virus? Schließlich sind sie es, die in voller Klassenstärke und bei schlechter Belüftung im Präsenzunterricht sitzen. Es ist traurig, aber wahr: Deutschland entscheidet sich gerade dafür, die Kinder und Jugendlichen zu durchseuchen.
Dazu verdichten sich die Hinweise aus der Wissenschaft, dass doppelt Geimpfte anders als zunächst angenommen die Delta-Variante ähnlich häufig wie Ungeimpfte weitergeben können. Die Pandemie ist also immer noch unberechenbar. Solange nicht alle, die es wollen, geschützt sind, braucht es deshalb Schutzmaßnahmen. Dass es das im Corona-Herbst vor allem an den Schulen braucht, hat die Politik zwar besprochen. Aber es ist fatal, dass wie schon im Sommer 2020 kein einheitliches Konzept besteht. Dazu zählen etwa Stoßlüften, Masken in allen Innenräumen, feste Sitzordnungen und regelmäßige Lollitests.
Es liegt aber auch an den Erwachsenen, die Zahl der Infektionen durch Tests, Abstand und Vorsicht so gering wie möglich zu halten. So wie sich die Jüngeren zu Beginn der Pandemie zurückgenommen haben, um die Älteren zu schützen, sollte es jetzt auch umgekehrt laufen.