Stiko-Chef zweifelt an Corona-Massentests für Schüler – Lauterbach für Tests
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Die Schulleiterin ein Grundschule in Thüringen packt einen „Lolli-Test" für die Grundschüler zum Nachweis von SARS-CoV-2-Erregern aus.
© Quelle: Michael Reichel/dpa
Ravensburg. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, zweifelt an der Sinnhaftigkeit von Massentests für Schüler. „Ich frage mich, wie wichtig es tatsächlich ist, jedes symptomlos infizierte Kind durch Testung zu entdecken“, sagte Mertens der „Schwäbischen Zeitung“ (Montagausgabe) in Ravensburg.
„Würde es möglicherweise reichen, jedes Kind mit Symptomen frühzeitig zu identifizieren und zu isolieren? Das mag zwar ketzerisch klingen, aber man sollte darüber nachdenken.“ Mertens betonte, alle Maßnahmen zum Infektionsschutz an Schulen sollten „auch hinsichtlich ihrer spezifischen Wirksamkeit“ überprüft werden. Diese solle man „möglichst sinnvoll“ einsetzen.
Lauterbach für Massentests
Der vorgeschlagenen Vorgehensweise von Mertens widerspricht Karl Lauterbach. „Testen plus Impfen wäre der bessere Schutz der Kinder“, schrieb der SPD-Gesundheitsexperte bei Twitter.
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Würden Kinder weder geimpft noch getestet, sei die „unausgesprochene Strategie“ eine Durchseuchung der Schulen mit der Delta-Variante des Coronavirus. Dieses Vorgehen hält Lauterbach für zu riskant. „Zu viele Kinder würden schwerer erkranken oder hätten mit Long Covid zu rechnen“, schreibt der SPD-Politiker.
Virologin Melanie Brink für Pool-Corona-Tests
Ähnlich blickt Melanie Brinkmann auf die Thematik und die Situation in den Schulen nach den Sommerferien. „Kinder und Jugendliche müssen weiterhin regelmäßig getestet werden, um Infektionen frühzeitig zu erkennen und um Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen“, sagt die Virologin im Interview mit dem RND. Für empfehlenswerter als die Schnelltests, die momentan im Einsatz sind, hält sie sogenannte Lollitests oder einen Gurgeltest. „Das spart Kosten und kann per PCR ausgewertet werden. Ein fantastisches Tool bei der derzeitigen niedrigen Inzidenz, das sehr effektiv ist, wenn es regelmäßig durchgeführt wird“, lautet die Einschätzung der Expertin.
Masken und gut durchlüftete Klassenzimmer seien wichtig. Für letzteres seien Ventilatoren direkt in den Fensterscheiben eine gute Lösung sowie spezielle Luftfiltergeräte als Ergänzung. „Aber mal ehrlich: Dass jedes Klassenzimmer deutschlandweit bis nach den Ferien ein individuell zugeschnittenes Belüftungssystem hat, halte ich für illusorisch“, meint Brinkmann. So viele und gute Vorsichtsmaßnahmen wie möglich seien unabkömmlich. Denn: Über die Langzeitfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus wisse man noch zu wenig. „Von daher ist es nach wie vor keine sinnvolle Option, die Gesellschaft durchseuchen zu lassen“, sagt die Virologin.
RND/dpa/saf