Neuseeland will seine No-Covid-Strategie beibehalten – und trotzdem Grenzen öffnen

Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland, hält eine Rede. Ardern kündigte Pläne an, die neuseeländischen Grenzen für internationale Reisende ab Anfang nächsten Jahres vorsichtig wieder zu öffnen.

Jacinda Ardern, Premierministerin von Neuseeland, hält eine Rede. Ardern kündigte Pläne an, die neuseeländischen Grenzen für internationale Reisende ab Anfang nächsten Jahres vorsichtig wieder zu öffnen.

Neuseeland. Der Inselstaat war bisher eine der Erfolgsgeschichten der Pandemie. Bei einer Analyse der australischen Denkfabrik Lowy-Institut Anfang des Jahres schnitt Neuseeland mit Topnoten ab. Tatsächlich führen die Neuseeländerinnen und Neuseeländer seit Langem wieder ein normales Leben. Die Kinder gehen zur Schule, Restaurants und Cafés sind voll, Theateraufführungen, Konzerte und Sportveranstaltungen gut besucht. Covid-Fälle werden meist nur noch bei Rückkehrenden aus dem Ausland verzeichnet, die sich in Quarantäne befinden.

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Bisher lautete die Erfolgsstrategie: Geschlossene Außengrenzen, ein Quarantänesystem, um den „Import“ von Covid-19 zu verhindern, stringente Tests, flächendeckende Kontaktverfolgung und im Falle einer Neuinfektion in der Gesellschaft Blitzlockdowns von Millionenmetropolen, um eine Ausbreitung des Virus schnell und effektiv zu unterbinden. Dadurch rettete Neuseeland tausende Menschenleben: Der Pazifikstaat registrierte nur etwas über 2900 Fälle und 26 Tote.

Grenze wird „nie mehr dieselbe sein“

Die Frage, die sich in den vergangenen Wochen jedoch immer mehr stellten, war: Wie lässt sich ein so abgeschottetes Land auch wieder öffnen? Auf diese Frage gab Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern am Donnerstag nun erstmals eine Antwort und sprach gleichzeitig eine Warnung aus: „Genau wie nach dem 9. September 2001 wird die Grenze nach Covid nie mehr dieselbe sein“, sagte sie.

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Um sich der Welt wieder zu öffnen, schlägt die Sozialdemokratin einen Stufenplan vor. Ab Oktober sollen geimpfte neuseeländische Geschäftsreisende an einem Pilotprojekt teilnehmen, bei dem sie ins Ausland reisen und sich bei ihrer Rückkehr zu Hause selbst isolieren können, anstatt die derzeit obligatorische zweiwöchige Quarantäne der Regierung zu durchlaufen. Die Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt sollen dann ab 2022 auf geimpfte Neuseeländerinnen und Neuseeländer angewendet werden, die einen internationalen Urlaub planen.

Ab Anfang nächsten Jahres will sich das Land auch für geimpfte Reisende aus Niedrigrisikoländern öffnen und ihnen die Einreise ohne Quarantäne ermöglichen. Wer jedoch aus einem Land mit mittlerem Risiko einreisen will, wird sich in irgendeiner Form selbst isolieren oder einen kürzeren Aufenthalt in einem Quarantänehotel absitzen müssen. Reisende aus Hochrisikoländern oder solche, die nicht geimpft sind, werden zunächst weiterhin auf die von der Regierung organisierte Quarantäne zurückgreifen müssen.

Schwachstelle: Impfkampagne

Gleichzeitig gab Ardern bekannt, die bisher eher schleppend angelaufene Impfkampagne beschleunigen zu wollen, um auf die größere Gefahr, die von der Delta-Variante ausgeht, zu reagieren. Bisher hat nur etwa ein Drittel der knapp fünf Millionen Neuseeländerinnen und Neuseeländer eine Impfdosis erhalten, rund 20 Prozent sind vollständig geimpft. Ab September sollen nun aber alle Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren ihren ersten Termin buchen können.

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Obwohl ein großer Teil der Bevölkerung Arderns Strategie bisher unterstützt hat, stand ihre Regierung zuletzt wegen der langsamen Impfkampagne auch in der Kritik. Eine Umfrage Anfang August ergab, dass die große Popularität der Neuseeländerin deswegen ein wenig ins Wanken geraten ist. Auch die Opposition mahnte bereits an, dass dadurch „die Gefahr“ bestehe, dass Neuseeland zurückbleibe, wie der neuseeländische Oppositionspolitiker Chris Bishop es formulierte.

Covid irgendwann wie Masern behandeln

Trotz der geplanten Öffnung will Ardern keinesfalls die No-Covid-Strategie ihres Landes aufgeben. Stattdessen wolle sie „einen vorsichtigen Ansatz verfolgen“ und Covid-Ausbrüche in der Gesellschaft nach wie vor „eliminieren“. „Wenn wir unseren Eliminierungsansatz zu früh aufgeben, gibt es kein Zurück mehr“, sagte Ardern und verwies auf die Länder, die sich früh während der Einführung von Impfungen geöffnet hätten und nun erneute Covid-Wellen erleben würden. Konkrete Namen nannte sie jedoch nicht.

Lockdowns soll es aber idealerweise künftig nicht mehr geben. Stattdessen will sie Covid-19 irgendwann wie die Masern behandeln. „Masern sind sowohl unglaublich ansteckend als auch potenziell tödlich für ein junges, ungeimpftes Kind“, sagte Ardern. „Wenn wir in Neuseeland Ausbrüche haben, verfolgen wir die Kontakte und isolieren sie.“ Dies solle auch bei Covid-Fällen so passieren.

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