Nachbarschaftshilfe: Wie wir Risikogruppen im Corona-Alltag unterstützen können
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Bitte nicht abschotten: Solidarität in Zeiten der Pandemie kann auch in der Nachbarschaft und Hausgemeinschaft gelebt werden.
© Quelle: Pixabay
Berlin. Weltweit breitet sich Sars-CoV-2 aus, weltweit stellen sich Menschen die Frage: Wie soll ich mich jetzt verhalten, mich und andere vor dem unsichtbaren Virus und der dadurch ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 schützen? Die Antwort lautet: Distanz zu anderen Menschen und Hygieneregeln einhalten. Denn Impfstoff und Medikamente fehlen bislang. Trotzdem kann Solidarität in Zeiten der Pandemie aber in der Nachbarschaft und Hausgemeinschaft gelebt werden.
In Deutschland und Europa gehe es jetzt vor allem darum, die Übertragungen des Virus zu verlangsamen, betonen Virologen und Gesundheitsbehörden. Denn nur so komme es nicht zu einer Überforderung des Gesundheitssystems. Das bedeutet, dass der Alltag der meisten Menschen in vielen Bereichen eingeschränkt wird.
Solidarität vor allem während der Pandemie
Es gilt, den alten und pflegebedürftigen Menschen von nebenan in den Blick zu nehmen.
Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz
Jeder sei bei der Eindämmung des Virus gefragt, betont das Robert-Koch-Institut, junge wie ältere Menschen. Einfach mal zuhause bleiben, Menschenansammlungen meiden, auf Freizeitaktivitäten und Reisen verzichten. Zum Schutz derer, die als Risikopatienten bezeichnet werden: Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen, chronisch Kranke. Wir sollten uns solidarisch miteinander zeigen, betonte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Abseits dessen kann Solidarität im Alltag auch über die Nachbarschaftshilfe gelebt werden. “Selbst wer den persönlichen Kontakt scheut, kann sich um andere kümmern", betont Eugen Brysch, der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Er wirbt in Zeiten wie diesen für die Nachbarschaftshilfe. “Es gilt, den alten und pflegebedürftigen Menschen von nebenan in den Blick zu nehmen.” Bei aller gebotener Vorsicht könne sehr viel Gutes getan werden.
#Nachbarschaftschallenge: Einkaufen für Risikogruppen
So könne man Einkäufe mitbringen, Rezepte vom Arzt oder Medikamente aus der Apotheke holen. Auch ein Telefonanruf beim Nachbarn oder einen persönlichen Aushang im Treppenhaus bis zu Nachrichten im Briefkasten könnten helfen. “Ein Einkaufszettel kann die Verbindung von Mensch zu Mensch sein", sagt Brysch. “Das sind wichtige Zeichen der Hilfsbereitschaft.”
Coronavirus: Wie kann ich mich schützen?
Die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen, um sich gegen das Coronavirus zu schützen.
© Quelle: RND
Kreative Ideen dazu, wie sich Nachbarn untereinander vernetzen können, gibt es bereits auf Internetplattformen: Unter #Nachbarschaftschallenge rufen überall in Deutschland und Österreich Twitter-Nutzer dazu auf, sich unter Nachbarn gegenseitig zu unterstützen und vor allem älteren Menschen im Alltag unter die Arme zu greifen. Einfach und schnell aufgehängt ist beispielsweise ein Aushang im Treppenhaus.
Erfunden wurde die Aktion nach eigenen Angaben von Frederika Ferkova aus Wien. Sie ließ sich auf Twitter von Meldungen inspirieren, in denen eine Frau in häuslicher Isolation zu Solidarität aufrief. “Was kann man machen, um so schnell wie möglich für Hilfe zu sorgen”, diese Frage habe sie sich gestellt - und die #NachbarschaftsChallenge ins Leben gerufen. “Inzwischen machen sich die Leute schon eigene Vorlagen, es berichten internationale und nationale Medien. Das ist total schön”, erzählt die Social-Media-Managerin, die für eine Partei in der österreichischen Hauptstadt arbeitet.
Die Aufrufe zur Solidarität aus der häuslichen Isolation kamen von Natascha Strobl. Die Politikwissenschaftlerin ist zwar nicht mit dem neuen Coronavirus infiziert, ihre kleine Tochter gehört aufgrund einer Erkrankung aber zur Risikogruppe. Daher muss sie mit ihren beiden Kindern derzeit zu Hause bleiben. “Der Lagerkoller macht sich schon ein wenig breit”, gibt die Politikwissenschaftlerin zu.
Über die #NachbarschaftsChallenge freut sie sich aber sehr. “Wir müssen jetzt von Angst und Panik auf Solidarität umdenken.” Auf Twitter regte sie am Donnerstag an, über den Hashtag #NachbarschaftsChallenge auch Telefonate für Menschen anzubieten, die einfach mal ein wenig reden wollen.
Wer auf der Suche nach einem Flyer für den Treppenflur oder den Briefkasten ist, findet dazu auch schon die passenden Vorlagen zum Ausdrucken im Internet.
mit dpa