Macron trifft umstrittenen Chloroquin-Befürworter und Mediziner Raoult

Emmanuel Macron (l), Präsident von Frankreich, besucht Didier Raoult (3.v.l), Mediziner aus Frankreich, in dessen Forschungsinstitut «Mediterranee Infection».

Emmanuel Macron (l), Präsident von Frankreich, besucht Didier Raoult (3.v.l), Mediziner aus Frankreich, in dessen Forschungsinstitut «Mediterranee Infection».

Marseille/Paris. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in Marseille den bekannten Arzt Didier Raoult getroffen - einen Verfechter des Medikaments Hydroxychloroquin im Kampf gegen Covid-19. Macron kam am Donnerstagnachmittag in der Hafenstadt an, wo Raoult praktiziert.

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Zuvor hatte er ein Universitätskrankenhaus in Paris besucht. Ziel sei es, sich mit allen therapeutischen Ansätzen zur Behandlung von Covid-19 auseinanderzusetzen, so der Élysée-Palast. Macron will sich am Ostermontag erneut in einer Fernsehansprache an die Französinnen und Franzosen wenden. Derzeit testen mehrere Experten weltweit die Wirkung des Malaria-Medikamentes Hydroxychloroquin auf das Coronavirus.

Kollegen werfen Raoult unzureichende Belege vor

Der 68-jährige Raoult stand in den vergangenen Wochen im Fokus öffentlichen Interesses. Der Biologe und Mediziner mit den langen weißen Haaren preist Hydroxychloroquin im Kampf gegen das Virus an. An Raoult scheiden sich die Geister - er ist ein international anerkannter Mikrobiologe. Kolleginnen und Kollegen werfen ihm jedoch vor, mit seinen Studien nicht ausreichend Belege für die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin vorgelegt zu haben.

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Öffentliches Aufsehen erregte auch, dass sich vor dem Forschungsinstitut "Méditerranée Infection" in Marseille jüngst sogar lange Schlangen bildeten, weil Raoult dort umstrittene Coronavirus-Schnelltests propagierte. Raoult beriet zeitweise auch die französische Regierung in der Corona-Krise - er verließ jedoch zuletzt den wissenschaftlichen Rat. Dennoch dürfte es auch seine öffentliche Präsenz gewesen sein, die die Regierung dazu veranlasste, die Anwendung von Hydroxychloroquin bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten zu erlaubten.

Robert-Koch-Institut: Es ist nicht von Entspannung auszugehen
BERLIN, GERMANY - APRIL 09: Robert Koch Institute Lothar Wieler speaks to the media during the coronavirus crisis on April 9, 2020 in Berlin, Germany. The number of confirmed coronavirus cases in Germany has surpassed 100,000 and the number of deaths continues to rise. While public support for the measures imposed by authorities to limit public life in an effort to slow the spread of virus remains strong, people are wondering how long the measures will last, especially as the economic impact of the disruptions becomes more acute. (Photo by Omer Messinger-Pool/Getty Images)

Der Präsident des RKI, Lothar Wieler, kann nach eigenen Angaben keine Entwarnung geben. Zuletzt habe sich die Zahl der neu übermittelten Fälle sogar erhöht.

Raoult hat prominente Unterstützer, etwa den Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, der sich von ihm mit Chloroquin behandeln ließ, sowie Rechtspopulistin Marine Le Pen. Auch unter Verschwörungstheoretikern hatte Raoult hohe Wellen geschlagen. Zahlreiche Theorien machen im Netz die Runde, warum Hydroxychloroquin nicht längst standardmäßig als Medikament gegen Covid-19 eingesetzt wird.

In Frankreich ging zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie die Zahl der Menschen auf Intensivstationen zurück. Wie Gesundheitsdirektor Jérôme Salomon am Donnerstagabend erklärte, wurden 7066 Patienten dort behandelt, 82 weniger als am Tag zuvor. 12 210 Menschen starben bisher, davon rund ein Drittel in Alten- und Pflegeheimen.

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RND/dpa

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