„Wir hatten Vorfälle, auch mit tödlichem Verlauf“: Warum sich Menschen jetzt gegen Corona impfen lassen
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Menschen stehen vor der Osnabrück-Halle für eine Impfung in einer Schlange an.
© Quelle: Lino Mirgeler/dpa
Die Corona-Zahlen sind so hoch wie nie. Experten und Expertinnen schauen mit Bangen auf die rasante Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland und die Lage auf den Intensivstationen. „Ich habe mir noch nie in der Pandemie so große Sorgen gemacht wie jetzt“, sagte etwa die Ärztin Susanne Johna den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag). Seit Wochen rufen Forschende sowie Politiker und Politikerinnen daher eindringlich zum Impfen auf – ob zur Erstimpfung oder zur Auffrischungsimpfung.
Tatsächlich scheinen die Appelle nicht ohne Wirkung zu bleiben. So ist die Zahl der verabreichten Impfdosen in den vergangenen Tagen wieder gestiegen. Am 12. November wurden in Deutschland laut dem offiziellen Impfdashboard 294.000 Impfdosen verabreicht. Am Donnerstag wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 379.000 Menschen geimpft.
Was bewegt Menschen, sich jetzt impfen zu lassen?
Viele wollen sich boostern lassen
„Ich arbeite in einem Altenpflegeheim und will nicht schuld sein, dass ich jemanden anstecke“, sagte etwa Erika Springer, die in Potsdam am Donnerstag auf ihre Booster-Impfung wartete. Eine andere Frau berichtete, sie wolle im Dezember in die USA fliegen – und brauche dafür noch den Booster, ihr Hausarzt könnte sie erst im Januar boostern. „Unsere Zweitimpfung ist jetzt sechs Monate her, wir haben die erste Gelegenheit genutzt“, sagte Ellen Sprenger, die vergangene Woche gemeinsam mit ihrem Mann in der Region Hannover geimpft wurde, der „HAZ“.
„Fast alle Besucher hier lassen sich ihren Impfschutz auffrischen“, berichtete auch Nele Polossek, die in einem Impfzentrum in Göttingen arbeitet gegenüber dem „Göttinger Tageblatt“. Vor ihrem Impfzentrum bildeten sich am Mittwoch lange Schlangen. Auch der Koordinator einer Impfstelle der Region Hannover, Joachim Gerhardy, schätzt, dass rund die Hälfte der Impfwilligen am Tag der Neueröffnung zur Drittimpfung gekommen sind. Die anderen 30 bis 40 Prozent bestünden aus Personen, die entweder zweitgeimpft werden – insbesondere wegen des kürzeren Impfschutzes des Johnson-&-Johnson-Vakzins – oder ungeimpft waren, sagt Gerhardy.
„Wir hatten Vorfälle, auch mit tödlichem Verlauf“
Auch die Zahlen des Impfdashboards zeigen: Die Mehrzahl der verabreichten Impfdosen sind derzeit Auffrischungen. So waren von den insgesamt 294.000 am Freitag verabreichten Dosen rund 198.000 Booster-Impfungen. Nur 44.000 Menschen erhielten eine Erstimpfung.
Zu denen, die sich in diesen Tagen doch noch umentschieden haben, gehört eine 61-jährige Frau, die sich nun in Laatzen erstmals impfen ließ. „Wir hatten Vorfälle in der Familie, auch mit tödlichem Verlauf“, erzählte ihre Tochter, die sie zum Impftermin begleitet. Das habe ihre Mutter umgestimmt.
Für andere spielten Maßnahmen wie die 2G-Regel eine entscheidende Rolle. „Man kann ja nirgends mehr hin“, sagte Monika Poklekowski, die sich nach einer vor Monaten durchgestandenen Corona-Infektion erstmals impfen lässt. Ein junger Mann, der eigentlich davon ausgegangen war, dass Corona im nächsten Jahr vergessen sei, sagte gegenüber der „OZ“: „Mein Chef hat nun gesagt, dass ich keine Lohnfortzahlung bekomme, falls ich ausfalle.“
Lange Warteschlangen
Wer sich derzeit impfen lassen möchte, muss jedoch vielerorts viel Geduld mitbringen. In Bayern mussten Impfwillige am Samstag aufgrund der hohen Nachfrage mit langen Wartezeiten rechnen. In Augsburg appellierte die Stadt bereits am Samstagvormittag an die Bürgerinnen und Bürger, das Impfzentrum ohne Termin nicht mehr aufzusuchen. Auch an den thüringischen Impfstellen war am Samstag viel los.
RND/asu