Kinderwunsch: Sechs Gründe, die für eine Corona-Impfung sprechen

Eine junge Frau wird geimpft bei einer Corona-Impfaktion der Stadt Köln vor dem Hauptbahnhof und Kölner Dom.

Eine junge Frau wird geimpft bei einer Corona-Impfaktion der Stadt Köln vor dem Hauptbahnhof und Kölner Dom.

Frauen mit Kinderwunsch können sich gegen Covid-19 impfen lassen. Die verfügbaren Covid-19 Impfstoffe wurden in umfangreichen klinischen Studien an Erwachsenen – auch an Frauen mit Kinderwunsch – getestet. Sie wurden für sicher und wirksam befunden. Eine aktuelle Umfrage im Rahmen der Cosmo-Studie zeigt aber, dass jüngere Frauen häufiger zögerlich sind, wenn es um die Entscheidung für eine Impfung geht.

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Um Fehlinformationen entgegenzuwirken, hat die Ständige Impfkommission (Stiko) deshalb noch einmal explizit auf die Impfung bei Kinderwunsch hingewiesen. Das Expertengremium empfiehlt in einem am vergangenen Freitag aktualisierten Beschlussentwurf „ausdrücklich allen noch nicht oder unvollständig Geimpften im gebärfähigen Alter die Impfung gegen Covid-19″. Gerade bei Kinderwunsch sprechen mehrere Gründe für eine Impfung vorab:

1) Die Schwangerschaft ist ein Risikofaktor bei Covid

Die Stiko spricht sich nach einer systematischen Datenauswertung inzwischen für eine generelle Covid-19-Impfung für alle Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel aus – sowie auch Stillende. Bis zum Beginn der Schwangerschaft warten sollten Frauen bei einem Kinderwunsch nach Möglichkeit aber trotzdem nicht. Nur so könne bereits vorher ein ausreichender Immunschutz vor der Erkrankung aufgebaut werden – und die Impfung die gesamte Schwangerschaft über vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützen, erklärte Stiko-Mitglied und Immunologe Christian Bogdan.

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Durch die Impfung lässt sich das Risiko für eine Reihe von Komplikationen während der Schwangerschaft verringern. Internationale Studien haben inzwischen klar zeigen können, dass Schwangere mit Covid-19 ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Im Vergleich zu nicht Schwangeren haben sie ein 1,5-fach höheres Risiko, auf die Intensivstation eingewiesen zu werden und ein 1,7-fach höheres Risiko für maschinelle Beatmung.

Schwangere mit Covid-19 litten auch eher an Präeklampsie. Das ist eine ernsthafte Erkrankung in der Schwangerschaft, einhergehend mit hohem Blutdruck und Nierenschäden. Auch wurde beobachtet, dass Frühgeburten häufiger auftraten – allerdings nicht als akute Reaktion auf die Virusinfektion, sondern erst im Verlauf der Schwangerschaft.

2) Die vierte Welle lässt das Ansteckungsrisiko steigen

Die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung mit dem Coronavirus ist im Moment höher als noch im Sommer und trifft vor allem die Ungeimpften. Weil sich die hochinfektiöse Delta-Variante ausgebreitet hat, sei während der vierten Welle zu erwarten, dass auch bei ungeimpften Schwangeren „ein erhöhter Infektionsdruck“ besteht, sagte die Expertin, Stiko-Mitglied und Gynäkologin Marianne Röbl-Mathieu gegenüber dem Science Media Center (SMC).

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3) Mütterliche Antikörper können den Fötus schützen

Eine Impfung noch vor der Schwangerschaft kann auch dem Ungeborenen selbst zugutekommen. Kinder können vom Immunschutz der Mutter profitieren. Das ist auch schon von anderen Impfungen bekannt, etwa gegen Keuchhusten. „Wir wissen inzwischen, dass auch durch die Covid-19-Impfung der Mutter Antikörper auf Ungeborene über die Plazenta übertragen werden“, sagt Kindermediziner Mario Rüdiger, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM). „Neugeborene haben dann einen gewissen Nestschutz, gerade in der besonders empfindlichen Phase nach der Geburt.“ Es sei davon auszugehen, dass dieser rund ein halbes Jahr bestehen bleibe. Forschende haben auch in der Muttermilch von geimpften Frauen neutralisierende Antikörper gefunden.

4) Fruchtbarkeit wird durch die Impfung nicht beeinträchtigt

In sozialen Medien kursiert seit einiger Zeit die Behauptung, dass eine Corona-Schutzimpfung unfruchtbar machen könnte, weil sich Spike-Proteine des Coronavirus und das Protein Syncytin-1, das für die Bildung der Plazenta verantwortlich ist, ähneln. Daraus wurde geschlussfolgert: Bildet der Körper der Geimpften nach der Impfung Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus, richten sich diese auch gegen das Syncytin-1-Protein und beeinträchtigen somit die Bildung einer Plazenta. Das Robert Koch-Institut (RKI) und die Stiko bezeichnen diese Behauptung aber klar als Fehlinformation.

Kinderleicht: Impfen auf dem Schulhof

Bei der bundesweiten Aktionswoche zum Thema Corona-Impfung, wird sogar auf dem Schulhof geimpft. So wie an dieser Realschule in Bonn.

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Die Moleküle auf dem Virus und auf der Plazenta, über die diskutiert wird, haben nichts Wesentliches gemeinsam. Die verfügbaren Covid-19-Impfstoffe sind auch vor der Zulassung an Tausenden von Erwachsenen getestet worden. Darunter waren auch viele Frauen im gebärfähigen Alter und mit Kinderwunsch. In den Studien gab es keine Hinweise darauf, dass die Impfungen zu Schädigungen an den Fortpflanzungsorganen führen könnten – oder zu einer Beeinträchtigung der weiblichen Fruchtbarkeit. Und: Würde die Impfung unfruchtbar machen, würde auch eine durchgemachte Covid-19-Infektion dazu führen. Unfruchtbarkeit nach einer Infektion ist aber weltweit nicht beobachtet worden.

5) Kinderwunsch muss nach der Impfung nicht aufgeschoben werden

Wer sich gegen Covid-19 impfen lässt, muss nicht abwarten und den Kinderwunsch zeitlich nach hinten verschieben. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna sind sogenannte Totimpfstoffe. Das heißt, sie beinhalten keine vermehrungsfähigen Viren, sondern enthalten nur Baupläne für Virusproteine. Es gibt von den Fachgesellschaften deshalb keine Wartezeitempfehlung – weder für Frau noch Mann.

Anders sieht es bei Lebendimpfstoffen aus – etwa gegen Windpocken, Masern und Röteln. Dann wird sicherheitshalber dazu geraten, erst nach einem Monat schwanger zu werden. Deshalb empfiehlt die Stiko, bei Kinderwunsch rechtzeitig vor einer Schwangerschaft den Impfschutz zu prüfen. Hausarzt und Hausärztin können dabei beraten.

6) Zyklusstörungen nach Impfung: Keine Belege für kausalen Zusammenhang

In Internet­foren und in den Medien wurde im Laufe der Impfkampagne vermehrt über Zyklus­störungen nach der Covid-19-Impfung diskutiert: etwa Zwischen­blutungen, verstärkte Menstruation oder Schmerzen. Das ist aber keine offiziell aufgenommene Nebenwirkung, die Behörden sehen bislang kein Risikosignal. Sowohl die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) als auch das in Deutschland für die Impfstoffsicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut sehen keine Belege für einen ursächlichen Zusammenhang.

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Bis zum 31. Juli wurden in Deutschland 310 solcher Fälle an die Behörde gemeldet, davon 157 nach Comirnaty, 25 Fälle nach Spikevax, 127 Fälle nach Vaxzevria und ein Fall nach Johnson & Johnson. 9,3 Prozent der Fälle wurden von den Betroffenen selbst als schwer­wiegend bezeichnet. Dies hat das Paul-Ehrlich-Institut zum Anlass genommen, die Meldungen über Zyklus­störungen in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung zu prüfen. Das PEI verweist aber auch darauf, dass es bei bis zu einem Drittel aller Frauen im Laufe ihres Lebens zu anormalen Gebärmutter­blutungen kommen kann.

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