Corona-Impfung bei Kindern und Jugendlichen: Das ist der aktuelle Stand

Die Kinderärztin Christiane Thiele (links) impft einen Jungen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech-Pfizer.

Die Kinderärztin Christiane Thiele (links) impft einen Jungen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech-Pfizer.

Vor wenigen Wochen hat die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Empfehlung für das Impfen gegen das Coronavirus bei Kindern und Jugendlichen ausgesprochen. Zumindest für Zwölf- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen, wie Adipositas, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder Herzfehler.

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Auch wenn Kontaktpersonen ein hohes Risiko für einen schweren Infektionsverlauf haben, können die unter 18-Jährigen geimpft werden. Die allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche steht noch aus, die Datenlage sei noch zu gering, hieß es vom Expertengremium. Außerdem argumentierte die Stiko, dass das Risiko einer schweren Erkrankung mit Covid-19 für diese Altersgruppe gering sei.

0,8 Prozent der unter 18-Jährigen sind bereits zweifach geimpft

Wie sieht es nun, einen Monat nach der Freigabe des Vakzins Corminaty von Biontech/Pfizer für Zwölf- bis 15-Jährige, mit dem Impffortschritt der unter 18-Jährigen aus?

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Die Zahlen des Robert Koch-Institutes (RKI) zeigen, dass es voran geht – wenn auch nur langsam. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt haben bislang am wenigsten Kinder und Jugendliche eine erste Impfung verabreicht bekommen – die Impfquote beträgt dort 1,8 Prozent. Thüringen liegt bei den Erstimpfungen vorn, mit 3,6 Prozent. Im Durchschnitt sind 2,5 Prozent der unter 18-Jährigen in Deutschland einmal geimpft. Bei der Zweitimpfung hat Bayern die Nase vorn – dort sind bereits 1,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen in dieser Altersspanne doppelt immunisiert. 0,8 Prozent sind es deutschlandweit.

Laut Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung der Bundesrepublik Deutschland könnten mit der derzeitigen Empfehlung etwa 11 Prozent der Kinder und Jugendlichen in diesem Alter geimpft werden. Das sind insgesamt rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche. Nach den Empfehlungen der Stiko können sich Zwölf- bis 17-Jährige auch auf Wunsch der Sorgeberechtigten und nach Aufklärung mit der Ärztin oder dem Arzt impfen lassen.

Gesunde Kinder zu impfen ist immer eine individuelle Entscheidung

Und das wird auch genutzt: Es gebe viele Anfragen von Eltern zur Impfung bei den Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten, , sagt Tanja Brunnert vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Mit den Betroffenen könne man dann anhand der individuellen Vorgeschichte der Kinder und Jugendlichen gemeinsam zu einer Empfehlung bezüglich der Impfung kommen. „Die Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte beraten dazu, dass das Risiko für einen schweren Verlauf in dieser Altersgruppe weiterhin gering ist. Wenn aber Eltern und Patientinnen und Patienten die Impfung wünschen, wird in vielen Kinder- und Jugendarztpraxen dann auch geimpft.“

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So auch bei dem Kinderarzt Thomas Buck aus Hannover. „Es gibt viele Jugendliche, die eine Impfung wollen, damit sie wieder am sozialen Leben teilnehmen können“, sagt er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ). „Wenn sich jemand eine Impfung wünscht, dann impfe ich“, betont er.

Hausarztpraxen würden gern mehr impfen – aber der Impfstoff fehlt

Jedoch scheine es je nach Region Unterschiede in der Lieferbarkeit der Impfstoffe zu geben, betont Brunnert: „Insbesondere in den Hausarztpraxen würden viele Kolleginnen und Kollegen auch mehr impfen, wenn der Impfstoff ohne Probleme in der jeweils gewünschten Menge lieferbar ist. Dies ist bisher nicht der Fall.“

Ihr sei wichtig, dass im Herbst insbesondere alle Erwachsenen und neben den Risikopatientinnen und -patienten hier vor allem auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher geimpft sind, damit der Schul- und Kita-Betrieb ohne Einschränkungen stattfinden kann. Auch fordere der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, dass eine Teilhabe am sozialen Leben und das Recht auf Bildung von Kindern und Jugendlichen nicht von deren Impfstatus abhängig gemacht wird. Einer Studie unter der Leitung des Virologen Christian Drosten zufolge sind Kinder und Jugendliche ähnlich ansteckend wie Erwachsene. Die sogenannte Viruslast sei in allen Altersgruppen in etwa gleich, berichten die Forscherinnen und Forscher im Fachmagazin „Science“.

Im Moment gibt es Kritik an den derzeitigen Empfehlungen der Stiko. SPD-Politiker Karl Lauterbach fordert von der Impfkommission, die eingeschränkte Empfehlung zur Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen zu überdenken. In Großbritannien seien bereits viele Kinder mit Covid in der Klinik, sagt er der „Rheinischen Post“. Seiner Ansicht nach sei die Delta-Variante für Kinder nicht harmlos.

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Berufsverband erwartet aktualisierte Empfehlung der Stiko

„Bisher liegen mir keine verlässlichen Daten zu einer eventuell erhöhten Anzahl komplizierter Verläufe der Delta-Variante bei Kindern und Jugendlichen vor“, sagt Tanja Brunnert. Das Virus müsse in Deutschland weiter gut analysiert werden, dann werde man in den nächsten Wochen und Monaten mehr dazu wissen. „Bisher haben wir häufig bei neuen Varianten vermutet, dass diese auch für Kinder und Jugendliche gefährlicher sein könnten. Dies hat sich bisher Gott sei Dank nicht bestätigt. Eine Garantie für die Zukunft ist dies aber nicht. Wir werden sehr wachsam sein müssen“, sagt sie.

Es müsse abgewogen werden, ob mit Ausbreitung der Delta-Variante eine Empfehlung für alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren sinnvoll sei, sagt Brunnert weiter. „Wir erwarten als Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte hier von der Stiko eine aktualisierte Empfehlung unter Berücksichtigung der dann vorliegenden Daten zur Verbreitung des Virus und Verträglichkeit des Impfstoffes in der genannten Altersgruppe.“

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