Wegen Nebenwirkungen: Astrazeneca-Impfungen an mehreren Orten gestoppt

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca hat jetzt in Schweden zu massenhaften Nebenwirkungen geführt.

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca hat jetzt in Schweden zu massenhaften Nebenwirkungen geführt.

Wegen überraschend häufig auftretender Nebenwirkungen wurde die Verabreichung des Covid-19-Impfstoffes von Astrazeneca im niedersächsischen Emden, Braunschweig und im nordrhein-westfälischen Kreis Minden-Lübbecke am Wochenende vorübergehend ausgesetzt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Der Corona Newsletter "Die Pandemie und wir" vom RND.

Die Pandemie und wir

Der neue Alltag mit Corona: In unserem Newsletter ordnen wir die Nachrichten der Woche, erklären die Wissenschaft und geben Tipps für das Leben in der Krise – jeden Donnerstag.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Impfreaktionen deutlich stärker ausgefallen als gedacht

So berichtete die „Neue Westfälische“, dass am Freitag 21 Beschäftigte einer Rettungswache im Kreis Minden-Lübbecke nach der Erstimpfung mit Astrazeneca krankheitsbedingt ausgefallen seien. Das habe auch Konsequenzen für die Einsatzbereitschaft gehabt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In Emden meldeten sich knapp 30 Krankenhausmitarbeiter krank, weil sie nach der ersten Corona-Impfung Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen und teilweise hohes Fieber entwickelt hatten. „Die Impfreaktionen sind bei dieser Impfrunde deutlich stärker ausgefallen als gedacht“, sagte der Impfkoordinator der Klinik, Matthias Drüner, im Gespräch mit der Nordwest-Zeitung.

Infektionsimmunologe: Impfreaktionen sind „überhaupt nicht unerwartet“

Über den Vorfall in Emden hatte auch der NDR berichtet. Laut der Rundfunkanstalt wurden die Impfungen im Krankenhaus wegen der aufgetretenen Symptome kurzzeitig ausgesetzt. Mehr als 190 Klinikmitarbeiter – darunter Pflegekräfte und Ärzte – seien am vergangenen Freitag und Samstag geimpft worden. Die knapp 30 Krankheitsausfälle hätten keine negativen Auswirkungen auf die Patientenversorgung, teilte die Emdener Klinik mit.

Astrazeneca-Impfstoff wirkt wohl gegen Virus-Übertragung
07.01.2021, Gro������������������britannien, Edinburgh: Eine Ampulle des Corona-Impfstoffs der Universit������������������t Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca. Die Europ������������������ische Arzneimittelbeh������������������rde (EMA) hat eine Sitzung des Ausschusses f������������������r Humanarzneimittel anberaumt. Ziel der Sitzung ist es, die letzten Daten f������������������r die Bewertung des Impfstoffs zu ������������������berpr������������������fen und die Beurteilung nach M������������������glichkeit abzuschlie������������������en. Die endg������������������ltige Entscheidung ������������������ber die Zulassung trifft die EU-Kommission. Bislang sind in der EU nur die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen. Foto: Russell Cheyne/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Impfstoff des britischen Pharmakonzerns Astrazeneca soll ersten Erkenntnissen zufolge auch gegen die Übertragung des Coronavirus wirken.

Ähnliche Fälle wurden auch aus einer weiteren niedersächsischen Stadt gemeldet. Das Herzogin-Elisabeth-Hospital in Braunschweig teilte am Dienstag auf Anfrage mit, nach Klagen von Klinik-Angestellten über Nebenwirkungen, geplante Impfungen mit diesem Präparat zu verschieben. Zunächst hatte die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In der Braunschweiger Klinik traten von 88 Beschäftigten, die am Donnerstag geimpft wurden, 37 wegen „Impfreaktionen“ vorübergehend nicht zur Arbeit an. Die weiteren Impfungen würden nun ausgesetzt - auch, um den Betrieb nicht zu gefährden, sagte eine Sprecherin.

Immunologe: Reaktion „überhaupt nicht unerwartet“

Dem Robert Koch-Institut zufolge können Impfreaktionen sowohl bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna als auch beim Vektor-basierten Astrazeneca-Vakzin auftreten. Sie beginnen demnach in der Regel kurz nach der Impfung. Beim Astrazeneca-Impfstoff zählen Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Krankheitsgefühle zu den häufigsten Nebenwirkungen. Die Impfreaktion etwa bei den in Emden berichteten Fällen sei „überhaupt nicht unerwartet“, sagte der Erlanger Infektionsimmunologe Christian Bogdan der Deutschen Presse-Agentur.

Vermehrte Impfreaktionen in Schweden festgestellt

Auch zwei schwedische Provinzen hatten die Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca gestoppt. Wie Schwedens öffentlich-rechtliches Fernsehen SVT berichtet, erwogen weitere Regionen wie die Provinz Jönköping ähnliche Maßnahmen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Sowohl in Sörmland wie in Gävleborg seien jeweils etwa 400 Angestellte des Gesundheitswesens mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens geimpft worden. Rund ein Viertel von ihnen hätten danach über Krankheitssymptome geklagt und sich arbeitsunfähig schreiben lassen, berichtete SVT. Der massive Ausfall führte in den beiden Provinzen zu einem akuten Personalnotstand.

Personalmangel wieder im Griff

„Wir stoppen die Verabreichung bis auf Weiteres, um das Ganze zu untersuchen und um Personalmangel zu verhindern“, kommentierte Magnus Johansson, Arzneimittelverantwortlicher für die schwedische Region Sörmland.

Trotz Schwächen des Corona-Impfstoffs: WHO empfiehlt Einsatz von Astrazeneca
ARCHIV - 07.01.2021, Gro��britannien, Edinburgh: Eine Ampulle des Corona-Impfstoffs der Universit��t Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca. (zu dpa ��Experten und WHO��empfehlen Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs ��) Foto: Russell Cheyne/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Wirkstoff des Corona-Impfstoffs Astrazeneca wird bei der in Südafrika zirkulierenden Virusvariante in Frage gestellt.

Inzwischen habe man den Personalmangel wieder im Griff, sagte er gegenüber SVT. In Sörmland soll nun eine Analyse der Vorfälle erstellt werden. Sie geht dann an die nationale Medikamentenbehörde und den Hersteller für weitere Prüfungen und Stellungnahmen. Bei den Nebenwirkungen handelt es sich mehrheitlich um Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Diese grippeähnlichen Symptome kommen bei Anti-Viral-Vakzinen relativ häufig vor, auch bei dem Astrazeneca-Produkt, wie das Unternehmen mitteilte. Die Symptomatik verlaufe meist mild, allerdings sei eine Häufigkeit von annähernd 25 Prozent alarmierend. Astrazeneca hatte bei den Verträglichkeitsstudien im Vorfeld der Zulassung eine Nebenwirkungsquote von rund zehn Prozent ausgemacht.

Astrazeneca: „Wir nehmen das sehr ernst“

Andreas Heddini, medizinischer Chef von Astrazeneca in Nordeuropa, bedauerte die Personalausfälle: „Das ist gar nicht gut“, sagte er gegenüber SVT. „Es sieht so aus, als sei der Anteil der Nebenwirkungen höher gewesen als von uns erwartet. In unseren Studien haben wir etwa zehn Prozent mit Nebenwirkungen dieser Ausprägung gesehen. Wir nehmen das sehr ernst.“

Die schwedische Medikamentenbehörde sieht allerdings bislang keinen Grund, ihre Impfpolitik zu ändern. „Wir haben Kontakt zum Hersteller und haben mit den leitenden Ärzten in den betroffenen Regionen gesprochen. Die Medikamentenbehörde sieht angesichts der aktuellen Lage keine Veranlassung, im Grundsatz etwas an den geplanten Impfungen mit Astrazeneca zu ändern“, hieße es in einer schriftlichen Stellungnahme der Behörde. Man werde die Lage aber weiter beobachten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Unterdessen berichteten französische Medien, dass ein Krankenhaus in der Nähe von Rouen die Impfungen aus demselben Grund gestoppt habe. Am Wochenende habe das Rotkreuz-Hospital in Bois-Guillaume bei Rouen die Personalimpfungen ausgesetzt, nachdem sieben von 20 Angestellten nach der ersten Gabe von Astrazeneca krankgeschrieben worden seien. „Es ist normal, dass Reaktionen nach einer Impfung auftreten, aber diese Anzahl an Nebenwirkungen ist disproportional hoch“, sagte Oberarzt Bruno Legallicier dem Sender France 3.

RND/aa/dk/lb/dpa

Mehr aus Gesundheit

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken