Immunologe: „Um die Stärke des Impfschutzes nachzuweisen, eignen sich Antikörpertests nicht“

Professor Georg Behrens und Doktorandin Anne Cossmann von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Professor Georg Behrens und Doktorandin Anne Cossmann von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Hannover. Nach der Impfung oder einer durchgestandenen Covid-19-Erkrankung steht noch eine Frage im Raum: Besteht nun Immunität gegen das Coronavirus? Antikörpertests versprechen bei dieser Frage Abhilfe. Dass sie allerdings keine absolute Gewissheit über den Immunschutz bringen, weiß Georg Behrens, Facharzt für Innere Medizin und Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Er warnte gegenüber der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ) vor zu hohen Erwartungen an die Ergebnisse der Tests.

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„Antikörper sind wichtig, liefern aber keine klaren Aussagen”, sagte der MHH-Professor der Tageszeitung. „Die Werte sind schwer interpretierbar. Sie können für den einen unzureichend, für den anderen ausreichend sein.“ Bei all jenen, die zuvor mit Sicherheit keine Corona-Infektion durchgemacht haben, sei der Antikörpertest zwar in der Lage dazu, eine Reaktion des Körpers auf die Impfung nachzuweisen. „Um die Stärke oder Dauer des Impfschutzes nachzuweisen, eignen sich solche Tests aber nicht“, betonte Behrens.

Darüber hinaus gebe es Menschen mit einer leichten Infektion, bei der die Konzentration an Antikörpern zügig wieder sinke. Obwohl infolgedessen möglicherweise ein Schutz bestehe, falle ein entsprechender Test hier schnell negativ aus. Ein ähnliches Szenario sei bei vollständig Geimpften denkbar.

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Antikörper sind nur ein Teil des Immunsystems

Wegen der unterschiedlichen Immunantworten verschiedener Menschen rät der Mediziner im Gespräch mit der „HAZ“ daher von Messungen dieser Art ab: „Immungeschwächte, Transplantations- und Dialysepatienten bilden vermutlich höchstens ein Drittel der Antikörper anderer Menschen.“ Daher strebe er eine individuelle Einordnung der Werte an – zumal Antikörper mit Blick auf die Gedächtniszellen nur ein Teil der Immunantwort des Körpers seien.

Hinzu kommt: Im Einzelfall ist es trotz hoher Antikörperkonzentration möglich, sich mit dem Virus zu infizieren und schwer zu erkranken. Behrens sprach sich nichtsdestotrotz für eine dritte schützende Spritze für Risikogruppen im Herbst aus: „Impfungen helfen und wirken. Gebildete Antikörper gehen zwar mit der Zeit zurück, aber auch wenige Antikörper bieten ausreichend Schutz. Es gilt, clever nachzujustieren und später die Impfung aufzufrischen.”

RND/jo

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