Unfruchtbarkeit, Impfschäden, Magnetismus: fünf Corona-Impfmythen im Faktencheck

Es gibt zahlreiche Gerüchte rund um die Impfstoffe gegen das Coronavirus.

Es gibt zahlreiche Gerüchte rund um die Impfstoffe gegen das Coronavirus.

Es gibt sie, die Momente des Zögerns, der Skepsis, des fehlenden Vertrauens in die noch nicht allzu lange existierenden und in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe von Biontech, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson. Das zumindest geht aus einer aktuellen Umfrage des Corona Snapshot Monitoring (Cosmo) hervor, das regelmäßig rund tausend Menschen in Deutschland zu ihrer Einstellung zum Impfen befragt.

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Einige noch ungeimpfte Teilnehmende berichteten demnach, dass ihr Vertrauen in die Impfung zu nie­drig ausfalle und ein erhöhter Bedarf an einer Nutzen-Risiko-Abschätzung bestehe. Verunsicherung kann unter anderem auch entstehen, wenn irreführende Falschmeldungen und Gerüchte zu den Impfungen gegen Covid-19 im Umlauf sind. Die sozialen Medien sind seit Pandemiebeginn voll davon. Fünf Beispiele im Faktencheck:

Mythos 1: Die Covid-19-Impfung verschlechtert die Fruchtbarkeit

Die These: In sozialen Medien kursierte die Behauptung, dass eine Corona-Schutzimpfung unfruchtbar machen könne, weil sich Spike-Proteine des Coronavirus und das Protein Syncytin-1, das für die Bildung der Plazenta verantwortlich ist, ähneln. Daraus wurde geschlussfolgert: Bildet der Körper der Geimpften nach der Impfung Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus, richten sich diese auch gegen das Syncytin-1-Protein und beeinträchtigen somit die Bildung einer Plazenta.

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Was die Wissenschaft sagt: „Nein, die Impfung hat keine Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Frau“, fasst Frauenärztin Marianne Röbl-Mathieu, die auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) ist, in einem Aufklärungsvideo zusammen. Die verfügbaren Covid-19-Impfstoffe sind vor der Zulassung an Tausenden von Erwachsenen getestet worden. Darunter waren auch viele Frauen im gebärfähigen Alter und mit Kinderwunsch. In den Studien gab es keine Hinweise darauf, dass die Impfungen zu Schädigungen an den Fortpflanzungsorganen führen könnten – oder zu einer Beeinträchtigung der weiblichen Fruchtbarkeit.

Würde die Impfung unfruchtbar machen, würde auch eine durchgemachte Covid-19-Infektion dazu führen. Unfruchtbarkeit nach einer Infektion ist aber weltweit nicht beobachtet worden. Da die Ähnlichkeit zwischen den beiden Proteinen nur sehr minimal ist, kann eine Kreuzreaktion des Covid-19-Impfstoffs laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgeschlossen werden. Und selbst wenn sich Corona-Antikörper tatsächlich gegen das Syncytin-1-Protein richten könnten, hätte dies bei einer Covid-19-Erkrankung durch die Antikörperbildung zu erhöhten Zahlen an Fehlgeburten oder Komplikationen führen müssen. Das ist aber nicht der Fall.

Für Frauen mit Kinderwunsch empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe explizit eine Immunisierung vor Schwangerschaftseintritt. Das könne die Infektionsgefahr während einer Schwangerschaft und die damit verbundenen Risiken minimieren. Es sei wichtig, dass es „bisher keine Hinweise darauf gibt, dass mRNA-Impfstoffe die Fertilität beeinträchtigen“, betont auch die Fachgesellschaft.

Mythos 2: Die Impfung erzeugt eine Corona-Infektion und schädigt die DNA

Die These: Es gibt die Behauptung, dass mRNA-Impfstoffe nach der Injektion eine Corona-Infektion und in der Folge auch eine Covid-19-Erkrankung im Körper auslösen können. Die Argumentation: Die Impfstoffe enthielten das krank machende Spike-Protein, das zudem auch eine Genmanipulation am Menschen verursachen könne.

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Was die Wissenschaft sagt: Die Impfung verändert und schädigt das Erbgut nicht, darin sind sich Forscher und Forscherinnen einig. Sie führt auch nicht dazu, dass sich eine Person mit Sars-CoV-2 infiziert und infektiös wird. Denn bei der Verabreichung der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna werden nur kleine Teile der RNA in die Zelle eingeschleust. Und sie transportieren nur den Bauplan des für das Coronavirus typischen Spike-Proteins, nicht infektiöse Virenpartikel. Das Spike-Protein ist nicht nur die schärfste Waffe von Sars-CoV-2, dem es den Eintritt in die Zelle ermöglicht. Es unterstützt nach der Impfung auch dabei, dass die körpereigenen Antikörper das Virus besser erkennen, sich daran binden – und es so als Ziel für die Immunzellen markieren.

Ist dieser Bauplan in den Zellen angekommen, baut er sich innerhalb von Tagen von selbst wieder ab. Danach beginnt der Körper, im Fall der Fälle selbst die relevanten Proteine zu produzieren – damit sich das Immunsystem bei einer möglichen Infektion gegen das Virus wehren kann. Die mRNA aus dem Impfstoff wird also nicht einfach in die DNA des Menschen „eingebaut“. Ein direkter Einbau von RNA in DNA ist aus molekularbiologischer Sicht schon aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur nicht möglich. Die mRNA gelangt auch nicht in den Zellkern, wo die DNA sitzt, nur in das Zellplasma.

Mythos 3: Bei der Impfung werden magnetische Mikrochips gespritzt

Die These: In den sozialen Netzwerken kursieren mehrere Beiträge über Menschen, deren Arme magnetisch sein sollen – angeblich an der Stelle, wo sie zuvor mit einem Corona-Vakzin geimpft wurden. Damit soll offenbar gezeigt werden, dass ihnen durch die Impfung etwas aus Metall gespritzt worden sei.

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Selbst wenn man jemandem ein extrem magnetisches Partikel injiziert, wäre es immer noch so klein, dass es nicht genug Kraft hätte, um einen Magneten an der Haut zu halten.

Eric Palm,

Magnetforscher

Was die Wissenschaft sagt: In den Corona-Impfstoffen ist nichts enthalten, was dazu führen könnte, dass Magnete an der Haut haften. Oberflächenhaftung hat nichts mit Magnetismus zu tun. Die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer sowie die Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson enthalten laut Inhaltsstoffliste keine magnetischen Materialien wie etwa Metalle.

In einem BBC-Video erklärt der Wissenschaftler und Magnetforscher Eric Palm, dass es keinen Grund zu der Annahme gebe, dass die Impfstoffe einen Magneten an der Haut haften lassen. „Die Impfnadeln sind extrem klein. Selbst wenn man jemandem ein extrem magnetisches Partikel injiziert, wäre es immer noch so klein, dass es nicht genug Kraft hätte, um einen Magneten an der Haut zu halten.“

Wie kommt es also zu den Videos von Armen, an denen etwas haften bleibt? Das liegt an der sogenannten Adhäsions- oder auch Anhangskraft. „Diese kann durch Schweiß, Fett oder Öle auf der Hautoberfläche verstärkt werden“, schreibt dazu das Bundesgesundheitsministerium in einer Infografik. Es handelt sich also schlicht um die Oberflächenhaftung. Beispiele dafür sind etwa die Haftung von Wassertropfen auf einer Scheibe oder eben das Haften eines Magneten auf der Hautoberfläche. Neben körpereigenen Stoffen wie Schweiß können auch Rückstände eines Pflasters oder Körpercreme einen Gegenstand kurzzeitig auf der Haut haften lassen.

In anderen Impfstoffen sind zwar metallische Inhaltsstoffe wie etwa Aluminiumverbindungen enthalten, schreibt das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI), aber kein Impfstoff enthalte reines Aluminium. Bestimmte Vakzine wie solche gegen Keuchhusten enthielten Aluminiumverbindungen als Wirkverstärker, heißt es. Aluminium gehört allerdings auch nicht zu den magnetischen Metallen.

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Mythos 4: Die Impfung schützt sowieso nicht mehr gegen Covid-19

Die These: Eine Impfung gegen Covid-19 bringe nichts mehr, weil der Antikörperspiegel sowieso fällt und weil sich weltweit neue Virusvarianten wie Alpha, Delta und Gamma durchsetzen, daher seien die Impfstoffe nicht mehr wirksam und schützten auch nicht mehr vor Erkrankung und Tod.

Was die Wissenschaft sagt: Veränderungen des Erregers führen nach vollständiger Impfung nicht zu einem vollständigen Verlust der Wirksamkeit. Alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe verhindern trotz bislang kursierender Virusvarianten wie Alpha und Delta schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Das belegen Daten der Impfstoffhersteller und der Gesundheitsbehörden aus Großbritannien und Israel.

Die Schutzwirkung bleibt also hoch, aber ein Restrisiko bleibt, weil die Schutzwirkung – wie es auch schon beim Ursprungs­typ des Virus der Fall war – nicht 100 Prozent beträgt. Was allerdings durch die Ausbreitung der Virusvarianten angesichts der aktuellen Datenlage wahrscheinlicher geworden ist, ist eine Infektion mit Sars-CoV-2. Die verläuft dann wegen der Impfung asymptomatisch oder mild – kann aber noch ein Risiko für nicht oder noch nicht vollständig Geimpfte darstellen.

Es stimmt, dass die durch Impfung oder Infektion erzeugten relevanten Antikörperspiegel nach einigen Monaten abfallen können. Trotzdem gehen Forscher und Forscherinnen davon aus, dass in den allermeisten Fällen langfristig eine schützende Immunantwort durch die Impfung erreicht werden kann. Denn mit einer Impfung werden neben bestimmten neu­tra­li­sie­ren­den Antikörpern auch sogenannte Gedächtniszellen (die T-Zellen etwa) trainiert, die coronainfizierte Zellen erkennen und zerstören können.

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Wie lange und wie gut der Schutz in Zukunft anhalten wird, untersuchen derzeit auch groß angelegte klinische Prüfungen. Impfstoffhersteller arbeiten zudem für den Fall der Fälle an Auffrischungsimpfungen, durch welche die Immunantwort erneut stimuliert werden könnte.

Mythos 5: Die Impfstoffe können nicht sicher sein

Die These: Immer wieder ist von vermeintlichen noch unerkannten Gefahren durch die Impfstoffe die Rede, weil sie zu schnell entwickelt worden sein sollen und ausreichend Daten fehlten. Auch von „Menschenexperimenten“ ist die Rede, bei denen die Sicherheit der Vakzine nicht gewährleistet sei.

Was die Wissenschaft sagt: Alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe sind sicher, wirksam und verträglich. Zu diesem Ergebnis kommen alle relevanten Impfstoffexpertinnen und -experten. Das sind die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), die auch für die weitere Überwachung von seltener auftretenden Nebenwirkungen und die Bewertung solcher Ereignisse zuständig ist – aber auch das in Deutschland für die Impfstoffsicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Expertengremium für die Impfempfehlung, die Ständige Impfkommission (Stiko).

Die Vakzine wurden bereits vor ihrer Zulassung in umfangreichen Studien mit Tausenden bis Zehntausenden Probanden untersucht – und von internationalen wie nationalen Kontrollbehörden ebenso umfangreich geprüft. Um angesichts der akuten pandemischen Bedrohung Zeit zu gewinnen, wurden die verschiedenen Phasen I, II und III der von den Herstellern betreuten klinischen Studien parallel und nicht wie sonst üblich nacheinander durchgeführt.

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Und für das besonders dringliche und eigentlich sehr zeitaufwendige Zulassungsverfahren wurde bei den Behörden der Prozess des Rolling Review eingeführt. Das bedeutet, dass Teile des Antrags zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit des Arzneimittelprodukts schon vor der kompletten Antragstellung zur Bewertung eingereicht wurden. Fragen konnten also früher geklärt werden und die Expertinnen und Experten Vorabbewertungen erstellen.

Zudem konnten anders als bei vielen anderen Infektionskrankheiten weltweit sehr schnell viele Erkenntnisse zum Virus und zu Covid-19 gewonnen werden, weil es eben auch sehr viele Infizierte gab. Zudem meldeten sich viele Freiwillige für die Teilnahme an den klinischen Studien – weil die Pandemie weltweit alle betrifft.

Noch nie gab es eine Impfkampagne, bei der weltweit so viele Menschen auf einmal geimpft wurden. Sehr selten auftretende Nebenwirkungen können sich deshalb im Verlauf zeigen – wie es etwa beim Mittel von Astrazeneca und selten aufgetretenen speziellen Thrombosefällen der Fall war. Diese werden überwacht und geprüft.

Seit der Zulassung informiert beispielsweise das Paul-Ehrlich-Institut regelmäßig in öffentlich einsehbaren Sicherheits­berichten über alle in Deutschland gemeldeten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gegen Covid-19. Auch ob ein kausaler Zusammenhang besteht, wird geprüft.

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