Impfdurchbrüche: die wichtigsten Fragen und Antworten
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Eine bettlägerige Heimbewohnerin der Seniorenresidenz Marthahaus erhält ihre Drittimpfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer.
© Quelle: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa
Infektionen bei Geimpften sind für einen immer größeren Anteil der symptomatischen Neuinfektionen verantwortlich, zeigt ein aktueller Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Impfdurchbrüche.
Wie ist ein Impfdurchbruch definiert?
Das RKI definiert einen Impfdurchbruch als eine Infektion bei vollständig Geimpften, die auch mit Symptomen einhergeht. Symptomlose Infektionen bei Geimpften werden hingegen nicht als Impfdurchbruch gewertet und werden in den allermeisten Fällen wohl auch nicht erkannt. Seit einigen Monaten veröffentlicht das RKI Zahlen dazu, wie hoch der Anteil der auf diese Weise definierten Impfdurchbrüche an den symptomatischen Neuinfektionen ist, in seinem Wochenbericht.
Welche Rolle spielen Impfdurchbrüche für das Infektionsgeschehen?
Impfdurchbrüche machen inzwischen einen deutlich höheren Anteil der Neuinfektionen aus, als noch vor wenigen Monaten und die Tendenz ist weiterhin steigend. Das geht aus einem aktuellen Wochenbericht des RKIs hervor.
So waren 58,9 Prozent der über 60-Jährigen, die zwischen dem 27. September und 24. Oktober an Covid-19 erkrankten, geimpft, sowie 43,7 Prozent der über 60-Jährigen, die deswegen im Krankenhaus behandelt werden mussten, und 33,4 Prozent der Intensivpatienten aus dieser Altersgruppe. Von den über 60-Jährigen, die im genannten Zeitraum an Covid-19 verstorben sind, waren 45 Prozent geimpft.
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Bei den 18- bis 59-Jährigen waren zwischen dem 27. September und 24. Oktober 37,5 Prozent der symptomatischen Neuinfektionen Impfdurchbrüche, in der Altersgruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen waren es 3,6 Prozent (allerdings gibt es für diese Gruppe noch keine Langzeitdaten, weil sie erst seit Kurzem geimpft wird). „Da für einen Teil der Covid-19-Fälle die Angaben zum Impfstatus unvollständig sind, ist von einer Untererfassung der geimpften Covid-Fälle auszugehen“, schreibt das RKI ferner.
Ist die Delta-Variante der Grund?
Die Zahl der Impfdurchbrüche hat sich seit der Ausbreitung der Delta-Variante erhöht, dies wurde in mehreren Ländern beobachtet. Dafür werden zum Teil die Mutationen des Erregers verantwortlich gemacht. Allerdings wurde auch festgestellt, dass die Schutzwirkung der Impfung nach einigen Monaten nachlässt. Parallel zur Ausbreitung der Delta-Variante ist auch der zeitliche Abstand zum Impfbeginn größer geworden, auch dies dürfte eine wichtige Rolle bei der Zunahme der Impfdurchbrüche spielen.
Wie gut schützt die Impfung?
Bei der Schutzwirkung der Impfung ist zwischen dem Schutz vor Infektionen und dem Schutz vor milden oder schweren Verläufen zu unterscheiden. Nach Einschätzung des RKIs schützt eine Impfung noch zu mehr als 80 Prozent vor schwerem Covid-19, was für alle in Deutschland verwendeten Impfstoffe gelte (Stand 28.10.2021). Zu beachten ist insgesamt, dass die Impfwirkung mit der Zeit abnimmt und die Wirkung vor allem bei älteren oder immunsupprimierten Menschen geringer ausfallen kann als im Durchschnitt.
Laut einer Studie des Imperial College London konnte eine Impfung Infektionen mit der Delta-Variante nur noch zu etwa 49 Prozent verhindern, wenn asymptomatische Infektionen mitgezählt wurden, wobei nicht nach einzelnen Impfstoffen unterschieden wurde. Den Schutz vor symptomatischen Infektionen schätzten die Forschenden auf etwa 59 Prozent.
Wird eine Auffrischimpfung benötigt?
Die Ständige Impfkommission empfiehlt Auffrischungsimpfungen derzeit nur für bestimmte Personengruppen. Dazu zählen Personen über 70 Jahren, Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitenden in Alten- und Pflegeheimen, medizinisches Personal mit direktem Patientenkontakt sowie immungeschwächte Menschen.
Laut der aktuellen Impfverordnung haben aber grundsätzlich alle Menschen in Deutschland, für die in Europa ein Corona-Impfstoff zugelassen ist, Anspruch auf eine Boosterimpfung. Sechs Monate nach der Zweitimpfung sollen sie eine weitere Dosis eines mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer oder Moderna erhalten.
Eine zusätzliche Impfdosis ist jedoch politisch umstritten. So hat die Weltgesundheitsorganisation den Beginn von Auffrischungsimpfungen in den Industrienationen kritisiert und gefordert, den Impfstoff stattdessen ärmeren Ländern zur Verfügung zu stellen. Dort hatten selbst Risikogruppen zum Teil noch keinen Zugang zur Erstimpfung.
Können Geimpfte andere anstecken?
Ja, das ist möglich. Auch wenn Infektionen bei Geimpften tendenziell milder verlaufen, haben sie im Fall einer Infektion eine ähnlich hohe Viruslast wie Ungeimpfte, sind also womöglich ähnlich ansteckend. Geimpfte sind aber offenbar für einen kürzeren Zeitraum infektiös als Ungeimpfte. Das RKI empfiehlt wegen des möglichen Ansteckungsrisikos auch nach einer vollständigen Impfung die allgemeinen Schutzmaßnahmen (AHA+L-Regeln) weiterhin einzuhalten.
Wie erkenne ich als Geimpfter oder Geimpfte, ob ich infiziert bin?
Die aktuellen staatlichen Corona-Beschränkungen wie die 3G-Regel oder die 2G-Regel sehen keine Testpflicht für Geimpfte vor. Infektionen werden daher wahrscheinlich häufiger übersehen, als bei Ungeimpften. Wer als vollständig Geimpfter Symptome aufweist, die auf eine Atemwegserkrankung hindeuten, sollte sich in jedem Fall freiwillig testen lassen.
Das gilt vor allem dann, wenn man in regelmäßigem Kontakt mit Risikopersonen ist. In der „Zoe Covid Symptoms“-Studie des King’s College London wurde festgestellt, dass die ersten Symptome bei Infektionen mit der Delta-Variante etwas anders ausfallen können als bei Infektionen mit vorherigen Varianten. So kommen Husten, Atemnot und Geruchs- oder Geschmacksverlust offenbar seltener vor. Dafür sind die typischen Symptome nun Kopfschmerzen, Halsweh, eine laufende Nase und Niesen. Vor allem Niesen soll bei Geimpften häufiger vorkommen als bei Ungeimpften, die sich ein erstes Mal infizieren.
Wir haben diesen Artikel am 29. Oktober aktualisiert.