Studie zur Immunität: Menge der Antikörper im Blut kann nach Corona-Infektion schwanken
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/FHHMG75DZJFKNKIUK2VM6YHT3A.jpeg)
Die Menge der Antikörper im Blut Genesener kann Hinweise darauf liefern, wie lange die Immunantwort gegen Sars-CoV-2 schützt.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/
Italienische Forschende haben über einen längeren Zeitraum das Blut von Genesenen nach einer Sars-CoV-2-Infektion untersucht. Dabei bemerkten sie, dass die Titer neutralisierender Antikörper bei einem Großteil der Untersuchten noch mindestens neun Monate lang auf hohem Niveau blieben – bei einigen aber auch schwankten. Eine Studie dazu veröffentlichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Mitte Juli in der Fachzeitschrift „Nature“.
Für ihre Untersuchung wählten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die 3300-Einwohner-Gemeinde Vo in Nordostitalien aus. Der Ort war nach dem ersten größeren Ausbruch im chinesischen Wuhan einer der ersten in Italien, in dem Mitte Februar Coronavirus-Infektionen und ‑Erkrankungen festgestellt wurden. Die Zeitspanne, um das Level von Antikörpern bei Genesenen zu untersuchen, ist dort also besonders lang. Im Mai und im November 2020 wurden Blutseren genauer analysiert.
Antikörperspiegel bei einigen Genesenen erneut gestiegen
Die Antikörperantwort blieb bei den meisten im Untersuchungszeitraum robust. Allerdings bemerkten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass der Spiegel bei einigen auch schwankte. Und bei einem Bruchteil der Teilnehmenden stieg der Antikörperspiegel plötzlich wieder deutlich an. Wie kann das sein?
Einzelne berichteten davon, nicht erkrankt gewesen zu sein, aber erneut Kontakt zu Sars-CoV-2-Infizierten gehabt zu haben. Sie könnten sich also erneut angesteckt haben, ohne es zu bemerken. Das deute laut den Studienautorinnen und ‑autoren darauf hin, dass eine Immunisierung – entweder über eine natürliche Infektion oder eine Impfung – zwar vor symptomatischer Erkrankung schützt, „aber ein gewisses Maß an Virusreplikation und damit Weiterübertragung ermöglichen kann“.
Auch das Alter habe eine Rolle dabei gespielt, inwieweit die Antikörperzahlen sanken. Es habe sich hingegen nicht bestätigt – wie andere Studien bemerkten –, dass asymptomatische bis milde Verläufe zu einem niedrigeren Antikörperspiegel führen, resümieren die Forschenden. Ein Faktor für unterschiedliche Ergebnisse bei den Einwohnerinnen und Einwohnern der Gemeinde Vo könnte allerdings auch die Methodik sein, wie die Forschenden selbst einräumen. Sie nutzten für das Bestimmen der Titer drei unterschiedliche kommerzielle Antikörpertests, die mit unterschiedlichen Antigenen arbeiten.
Immunschutz: Nicht nur Antikörper sind entscheidend
Dass noch Monate nach der Erstinfektion neutralisierende Antikörper nachweisbar sind, ist ein gutes Zeichen, wenn es um die Frage nach dem Langzeitschutz geht. Allerdings ist noch unklar, inwiefern diese Komponente der Immunantwort mit einem Schutz vor Reinfektion und schwerer Covid-19-Erkrankung korreliert. Es gibt nicht den einen Wert, der den ausreichenden langfristigen Immunschutz nach Impfung oder Genesung anzeigt und garantiert.
Deshalb hat beispielsweise auch ein Bluttest auf Antikörper keine ausreichende Aussagekraft – und kann lediglich Hinweise liefern, wie sich der Immunschutz entwickelt. Außerdem hat das Immunsystem noch eine Reihe weiterer Mechanismen, die für eine gezielte Abwehr sorgen können und die durch die Impfung oder die Infektion aktiviert werden – etwa B‑Gedächtniszellen und T‑Killerzellen.
Das Gute: Bei Genesenen und Geimpften konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass diese Mechanismen neben den Antikörpern eine wichtige Rolle spielen. Bei den mRNA-Impfstoffen ließ sich beispielsweise nach einem Jahr in ersten größeren Studien zeigen, dass die T‑Zell-Antwort noch solide ausfällt und auch weiterhin neutralisierende Antikörper gebildet werden. Impfstoffexpertinnen und ‑experten gehen deshalb davon aus, dass zumindest bei den Jüngeren ein guter Immunschutz auf lange Sicht anhalten könnte. Komplett ohne Immunschutz gegen Sars-CoV-2 werden Genesene und Geimpfte wahrscheinlich nicht mehr dastehen, auch wenn sie sich noch infizieren und das Virus weitertragen können.