Gekommen, um zu impfen – aber wen?

Risiken und Nutzen der Impfung richtig abwägen – dabei kann ein Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin helfen.

Risiken und Nutzen der Impfung richtig abwägen – dabei kann ein Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin helfen.

Liebe Leserinnen und Leser,

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erinnern Sie sich noch an den Kampf um die Impftermine? Als die Telefone der Ärztinnen und Ärzte keine Sekunde still blieben? Nun, das ist noch gar nicht so lange her. Inzwischen ist das Kapitel „Mangelware Impfstoff“ aber beendet – zumindest in Deutschland. Jeder und jede kann sich impfen lassen, wenn er oder sie bereit dafür ist.

Fast 52 Millionen Menschen haben das schon getan, rund 62 Prozent aller Deutschen. Das zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung in die Impfstoffe Vertrauen hat – aber eine nicht kleine Minderheit noch skeptisch ist, die Impfstoffe teilweise sogar strikt ablehnt. Die Gründe dafür zeigen aktuelle Umfragen: Die meisten Ungeimpften zögern, weil sie sich unsicher und uninformiert fühlen. Nur ein Bruchteil will mit einer aktiven Entscheidung gegen die Impfung der eigenen Unzufriedenheit mit der Regierung Ausdruck verleihen.

Aufklärung statt Impfdruck

Das ist auch eine gute Nachricht: Kommunikations­expertinnen und ‑experten zeigen sich diese Woche zuversichtlich, dass viele Ungeimpfte noch mit guter Impfaufklärung erreicht werden können. Den Anfang machten Bund und Länder in dieser Woche mit Impfaktionen in Einkaufszentren, Baumärkten und Bibliotheken. Aber kurzfristige Werbung allein reicht noch nicht, um Zweifel auszuräumen.

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Kennen Sie in Ihrem Umfeld Menschen, die noch unentschlossen sind, vielleicht auch überfordert mit der Menge an Informationen? Eltern von noch ungeimpften Kindern, Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere, Menschen, denen eine Hausärztin oder ein Hausarzt für eine individuelle Beratung fehlen? Wir sollten darüber im Austausch bleiben. Welche Gesprächsstrategien bei Impfdiskussionen im Familien- und Freundeskreis helfen können, lesen Sie in unserer Rubrik „Was die Pandemie leichter macht“.

Bleiben Sie stark!

Saskia Heinze

 

Erkenntnis der Woche

Die Stiko spricht sich inzwischen für eine Impfung von Stillenden und Schwangeren ab dem zweiten Trimester aus. Das Gremium empfiehlt zudem „ausdrücklich allen noch nicht oder unvollständig Geimpften im gebärfähigen Alter die Impfung gegen Covid-19, damit bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft ein sehr guter Schutz vor dieser Erkrankung besteht“, wie es in einer am Freitag auf der RKI-Homepage veröffentlichten Mitteilung heißt. Die Impfung sollte mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffes erfolgen.

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Der Nutzen der Impfung überwiegt also das Risiko. Eine generelle Empfehlung ist der Stiko zufolge inzwischen möglich, weil in den vergangenen Wochen eine Reihe von neuen Erkenntnissen aus internationalen Studien systematisch ausgewertet werden konnte. Weitere Fragen und Antworten zur Impfung in Schwangerschaft und Stillzeit können Sie in unserem FAQ nachlesen. Informationen speziell zur Impfung bei Kinderwunsch und sechs Gründe, die dafürsprechen, können Sie hier nachlesen.

 

Pandemie in Zahlen

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Alltagswissen

Alles, was auf eine Covid-19-Infektion hinweisen könnte, sollte dazu führen, dass das Kind lieber nicht in die Kita geht, rät Jörg Dötsch, Präsident der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. „Ich habe selbst Kinder, ich weiß, wie schwer das ist. Aber um Quarantänen zu vermeiden und dass andere Kinder und ihre Familien womöglich in Mitleidenschaft gezogen werden, sollte man das nicht machen.“

Bei Atemwegs­symptomen wie Schnupfen und Husten, aber etwa auch bei Magen-Darm-Problemen sollte das Kind zu Hause bleiben, so der Experte. Gleiches gilt bei Fieber. „Fieber kann aufs Herz gehen, wenn man den Körper belastet“, sagt Dötsch. Deshalb solle ein fieberndes Kind generell weder in die Kita noch in die Schule oder zum Sport gehen, sondern sich daheim auskurieren.

 

Zitat der Woche

Der Staat muss für Verhältnisse sorgen, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichen. Aktuell sehen wir aber, wie die Gesellschaft insbesondere durch 2 G gespalten wird.

Ruth Baumann-Hölzle,

Gesundheitsethikerin, weist im RND-Gespräch auf Gefahren einer Privilegienwirtschaft hin.

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Forschungs­fortschritt

Ein bestimmtes zelluläres Stressprogramm, die Seneszenz, löst wohl die für Covid-19 typische lawinenartige Entzündungs­reaktion aus, an deren Ende die Lungenentzündung steht. Das hat ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Deutschland herausgefunden und nun erste Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Die hoffnungsvolle Nachricht: Werden diese Zellen frühzeitig attackiert, kann die Entzündungsflut teilweise eingedämmt und die Lungenschädigung abgeschwächt werden.

Diesen Therapie­effekt konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Hamstern und Mäusen zeigen. Vier Wirkstoffe wurden dabei genutzt: Navitoclax, Fisetin, Quercetin und Dasatinib. Zwei dieser Wirkstoffe sind pflanzliche, zwei werden für die Krebstherapie genutzt beziehungsweise getestet. Die Ergebnisse seien ermutigend, schreiben die Forschenden. Aber vor einer größeren Anwendung zur Therapie brauche es weitere Untersuchungen.

 

Pandemie im Ausland

Zurück zur Normalität: Passanten spazieren am Nyhavn entlang, dem bei Touristen beliebten Hafen von Kopenhagen mit seinen bunten Häuschen.

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In Dänemark wurde das Ende aller Corona-Maßnahmen eingeläutet. Seit Freitag gelten selbst für Großveranstaltungen und Diskotheken keine Auflagen mehr. Covid-19 wird im Nachbarland nicht mehr länger als „gesellschafts­kritische Krankheit“ eingestuft, wodurch es keine Grundlage für Versammlungsverbote, eine Masken- oder Testpflicht mehr gibt. Die Pandemie sei nicht vorbei, aber „unter Kontrolle“, hatte der dänische Gesundheits­minister Magnus Heunicke mitgeteilt. Das Land wolle höhere Inzidenzen tolerieren und sich an der tatsächlichen Krankheitslast orientieren.

Aufgrund einer vergleichsweise hohen Impfquote gehe die dänische Regierung nicht mehr davon aus, dass noch eine große Zahl schwerer Verläufe droht, berichtete RND-Autorin Irene Habich. Etwa 74 Prozent der Gesamtbevölkerung in Dänemark sind geimpft, insbesondere in der Hauptrisikogruppe der Älteren über 65 Jahre ist die Quote mit 95 Prozent sehr hoch. Zum Vergleich: In Deutschland sind rund 62 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft und etwa 83 Prozent der über 60-Jährigen.

 

Was kommt

Die Ständige Impfkommission (Stiko) will noch im September darüber entscheiden, ob sie Auffrischungs­impfungen empfiehlt. Bund und Länder verimpfen bereits eine dritte Dosis an Hochbetagte und Menschen in Pflege­einrichtungen, weil sich gezeigt hat, dass die Antikörperantwort mit der Zeit nachlassen kann. Israel und die USA bieten so einen Impfbooster allen Menschen an, auch Bundesgesundheits­minister Jens Spahn (CDU) hat das in Erwägung gezogen.

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So eine Impfstrategie sei zu diesem Zeitpunkt der Pandemie allerdings „nicht angemessen“, kritisiert ein internationales Forschungsteam nach der in der Fachzeitschrift „The Lancet“ erschienenen Analyse aller bislang vorhandenen Studien zu Auffrischungs­impfungen. Es gebe keine glaubwürdigen Belege für einen deutlich nachlassenden Schutz vor schweren Erkrankungen, dem primären Ziel der Impfung“, sagte Hauptautorin Ana-Maria Henao-Restrepo, die bei der WHO für Forschung und Entwicklung zuständig ist.

 

Was die Pandemie leichter macht

Wer sich unsicher fühlt, braucht womöglich mehr Aufklärung, bevor ein Impftermin vereinbart wird.

Wer sich unsicher fühlt, braucht womöglich mehr Aufklärung, bevor ein Impftermin vereinbart wird.

Es sei eine sehr gute Idee, im privaten Umfeld zu versuchen, mit ungeimpften Verwandten oder skeptischen Freundinnen und Freunden zur Covid-19-Impfung im Gespräch zu bleiben, erklärt die zur Impfbereitschaft forschende Psychologin Katrin Schmelz. „Die Herausforderung ist dabei, nicht gleich zu werten. Man sollte nachfragen, zuhören und die Sorgen des Gegenübers ernst nehmen.“

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Bei einem guten Bekannten könne man es vielleicht sogar mit einem Rollentausch probieren. „Dann können beide die jeweils andere Perspektive besser nachempfinden, und auch das skeptische Gegenüber kann spielerisch die Impf­befürworter­rolle einnehmen. Das kann Spannung aus der Situation nehmen“, rät die Expertin. Mit erhobenem Zeigefinger und „Wie kannst du nur?“ und „Das ist verantwortungslos!“ komme man hingegen meistens nicht weiter. „Unsichere Menschen wollen mit Argumenten und Informationen überzeugt werden und nicht überredet. Sonst springen innere Widerstände an“, erklärte Schmelz.

 

Was sonst noch wichtig ist

Beim Anblick von Spinnen verspüren viele Menschen Angst und Ekel. Dabei ist Panik rational betrachtet unbegründet. In Deutschland gibt es – mit wenigen Ausnahmen – keine giftigen Arten. Eine Studie des Leipziger Max-Planck-Instituts liefert Hinweise darauf, woher das Unbehagen gegenüber den Krabbeltieren trotz geringer Gefahrenlage kommt.

In Experimenten zeigten Forschende sechs Monate alten Kleinkindern Bilder von Spinnen und Schlangen. Mit sogenannten Eye-Trackern wurde die Pupillen­tätigkeit der Kinder gemessen. Bei Bildern einer Spinne reagierten die Kinder mit vergrößerten Pupillen, ein Signal für eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine Stressreaktion. Das zeige, dass die Angst tatsächlich angeboren sein kann. „Wir vermuten, dass sie eine evolutionär erworbene Bereitschaft haben, Angst mit diesen Tieren zu verknüpfen“, berichtet Stefanie Höhl, Leiterin der Studie.

Um aber eine voll ausgeprägte Angstreaktion oder Ekel zu zeigen, müssten erst Lernerfahrungen gemacht werden. Das Verhalten der Eltern spiele dabei eine große Rolle – weil Kinder sie dabei beobachten, ob sie positiv oder negativ auf Spinnen reagieren.

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