Long Covid: Patienten aus Wuhan liefern neue Erkenntnisse

Covid-19 ist eine unberechenbare Krankheit, die durch das Coronavirus Sars-CoV-2 ausgelöst wird. Noch Wochen bis Monate nach der akuten Erkrankung können Symptome vorhanden sein oder neu auftreten – nach einem Krankenhausaufenthalt, aber auch nach mildem Verlauf.

Covid-19 ist eine unberechenbare Krankheit, die durch das Coronavirus Sars-CoV-2 ausgelöst wird. Noch Wochen bis Monate nach der akuten Erkrankung können Symptome vorhanden sein oder neu auftreten – nach einem Krankenhausaufenthalt, aber auch nach mildem Verlauf.

Im Verlauf der Coronavirus-Pandemie zeigen sich inzwischen die möglichen Spätfolgen nach einer Infektion immer klarer. Unter dem Begriff Long Covid lässt sich eine Reihe von Symptomen und Krankheitsbildern zusammenfassen, von denen viele Menschen noch Monate nach einer Akutinfektion berichten. Neben Berichten von Patienten und Ärzten gibt es inzwischen auch erste Studiendaten aus der ganzen Welt. Chinesische Forscher haben nun erstmals nach einem sechsmonatigen und damit recht langen Untersuchungszeitraum Ergebnisse zu lang anhaltenden Beschwerden bei einigen der ersten Covid-19-Patienten aus Wuhan vorgelegt. Dort breitete sich Sars-CoV-2 im Dezember 2019 erstmals nach einem größeren Ausbruch aus.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Anfang Januar in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Ergebnisse der Beobachtungen zeigen: Auch ein halbes Jahr nach der akuten Infektion berichteten rund drei Viertel der Studienteilnehmer von noch mindestens einem Symptom. Dazu zählen hauptsächlich Müdigkeit, Muskelschwäche, Angstzustände, Schlafstörungen und Depressionen. Schwerer erkrankte Klinikpatienten, die auf eine Sauerstoffgabe angewiesen waren, zeigten zudem noch eine stärkere Beeinträchtigung der Lungenfunktion. Das zeigten auch Bilder vom Organ, die auf Schäden hindeuten.

Der Corona Newsletter "Die Pandemie und wir" vom RND.

Die Pandemie und wir

Der neue Alltag mit Corona: In unserem Newsletter ordnen wir die Nachrichten der Woche, erklären die Wissenschaft und geben Tipps für das Leben in der Krise – jeden Donnerstag.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Covid-19: Müdigkeit und Muskelschwäche noch Monate später

Für ihre Ergebnisse haben die Forscher 1733 Patienten aus Wuhan von Anfang Januar bis Ende Mai 2020 beobachtet, Folgeuntersuchungen gab es zwischen Juni und September. Alle Studienteilnehmer wurden im Krankenhaus behandelt, sie waren im Schnitt 57 Jahre alt, 52 Prozent von ihnen war männlich, der Rest weiblich. 76 Prozent der Patienten wiesen nach sechs Monaten mindestens ein Symptom auf. Unter Müdigkeit oder Muskelschwäche litten 63 Prozent der Studienteilnehmer, Angststörungen und Depressionen hatten 23 Prozent der Untersuchten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Forscher untersuchten zudem auch das Blut einiger Genesener und fanden Hinweise auf die Entwicklung der Antikörper gegen Sars-CoV-2. Das Ergebnis: Bei 94 Teilnehmenden fiel die Konzentration der Antikörper und damit die Immunantwort nach einem halben Jahr um rund die Hälfte (52,5 Prozent) geringer aus. Auch andere Studien hätten den Rückgang neutralisierender Antikörper bereits beobachtet, resümieren die Forscher. Das gebe Anlass zur Sorge über eine erneute Sars-CoV-2-Infektion. Die Forscher empfehlen, das Risiko einer erneuten Infektion bei Patienten mit lang anhaltenden Covid-19-Symptomen zu überwachen.

Bislang gibt es noch keine eindeutigen Erkenntnisse dazu, wie die Immunantwort auf das Virus im Körper abläuft. Mehrere Studien haben bereits darauf aufmerksam gemacht, dass weniger Antikörper nicht unbedingt bedeuten müssen, dass Genesene nicht mehr gegen eine erneute Sars-CoV-2-Infektion geschützt sind. Auch andere Bestandteile der Immunantwort auf das Virus könnten für den Aufbau eines Schutzes vor erneuter Infektion relevant sein, etwa sogenannte T-Zellen. Es brauche aber weitere und länger laufende Studien mit mehr Studienteilnehmern, um das gesamte Spektrum der gesundheitlichen Folgen von Covid-19 zu verstehen, betonen die Autoren.

Wie entsteht ein Impfstoff?

Nach einem Impfstoff gegen Covid-19 wird unnachgiebig geforscht. Innerhalb von nur einem Jahr war bereits der erste Kandidat in der Zulassungsphase.

Langzeitfolgen bei Schwerkranken - aber auch nach milden Verläufen möglich

Mannigfaltige und lange nach abgeklungener Infektion auftretende Symptome bei Patienten beobachten Mediziner auch in Deutschland. So berichtete der Infektiologe Clemens Wendtner von der München-Klinik Schwabing dem RedaktionsNetzwerk Deutschland, dass im Schnitt rund die Hälfte der Covid-19-Patienten, die in seinem Krankenhaus behandelt werden, noch rund acht Wochen nach einer Entlassung eine eingeschränkte Lungenfunktion, schwere Nierenschädigungen oder neurologische Defizite aufweisen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Bei Covid-19 können Wochen beziehungsweise Monate nach der akuten Erkrankung noch Symptome vorhanden sein oder neu auftreten, vermerkt inzwischen auch das Robert-Koch-Institut in seinem epidemiologischen Steckbrief zu Sars-CoV-2 und Covid-19. Es ließen sich beispielsweise organspezifische Langzeitfolgen nach Intensivbehandlungen beobachten. „Darüber hinaus kommen, auch bei milderen Verläufen, längerfristige Müdigkeitserscheinungen, Merkstörungen, Gedächtnisprobleme oder Wortfindungsstörungen vor“, heißt es in den Erläuterungen.

In der Forschungsliteratur werde teils auch von ungewöhnlichen Symptomen wie plötzlichem Erbrechen und starkem Schwindel berichtet. Aber: Über den klinischen Verlauf von Covid-19 nach sehr milden Krankheitsverläufen oder asymptomatischen Infektionen ist bislang nur wenig bekannt. „Verlässliche, repräsentative Daten zum Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen liegen derzeitig nicht vor“, resümiert das RKI.

Mehr aus Gesundheit

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken