Drosten über Omikron: „Das perfekte Nach­durchseuchungs­virus“ – und ab Januar ein Problem

Christian Drosten hat im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ angesichts der hohen Wachstums­geschwindigkeit vor einem entspannte Umgang mit Omikron gewarnt.

Christian Drosten hat im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ angesichts der hohen Wachstums­geschwindigkeit vor einem entspannte Umgang mit Omikron gewarnt.

Angesichts der Omikron-Variante des Coronavirus hat der Charité-Virologe Christian Drosten mit Nachdruck auf ein Schließen der Impflücke gepocht. Im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ sagte er, die neue Corona-Variante weise sowohl in Südafrika als auch in England hohe Wachstums­raten von 25 Prozent auf. Alle drei bis vier Tage verdopple sich also die Zahl der Infizierten, sagte er im Gespräch mit Wissenschafts­journalistin Korinna Hennig. „Das ist erschreckend viel. Und darum würde ich im Moment auch nicht sagen, bis Ostern ist in Deutschland die Pandemie vorbei, wenn Omikron übernimmt“, sagte der Wissenschaftler.

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Ob es in Deutschland ähnlich wie in Afrika sein wird, sei unklar. Denn Deutschland fahre durch die 2G-Maßnahmen bereits „mit angezogener Handbremse“. Es sei aber anzunehmen, dass Omikron sich auch hier schnell entwickle. Bisher seien ihm hierzulande aus dem Austausch mit Kollegen ungefähr 25 bis 30 Omikron-Fälle bekannt, berichtete Drosten. Die Zahl sei nicht vollständig und werde „in ganz kurzer Zeit“ zunehmen.

Omikron ab Januar ein Problem

Grundsätzlich rechne er aber ab Januar damit, dass Omikron zu einem Problem werden wird. „Das Delta-Virus ist unser Problem bis in den Januar hinein. Und das Omicron-Virus ist unser Problem bis zum Sommer“, prognostizierte Drosten.

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Es handle sich bei Omikron um das „perfekte Nach­durchseuchungs­virus“. Nur, dass Deutschland angesichts der großen Impflücke insbesondere bei den Älteren noch nicht bereit für einen Übergang in die endemische Phase sei. „Wir brauchen eine höhere Impf­immunität, um uns den Eintritt in die endemische Phase leisten zu können“, sagte Drosten. Tatsächlich ist die Impf­kampagne inzwischen auf Touren gekommen, nach Angaben des Robert Koch-Instituts haben inzwischen 14,6 Millionen Menschen in Deutschland eine Auffrischungs­impfung erhalten.

Nach Booster-Impfung: Testpflichtbefreiung soll ausgeweitet werden
ARCHIV - 01.04.2021, Nordrhein-Westfalen, Bonn: Eine Frau f��llt vor einer Apotheke ein Formular f��r einen Covid-19-Test aus. (zu dpa: ��Kostenlose B��rgertests Ende November fast verdoppelt��) Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Befreiung von verpflichtenden Corona-Tests für Menschen mit Booster-Impfung soll möglicherweise ausgeweitet werden.

Zu wenig Corona-Impfstoff?

Ärzte­verbände beklagen aber nach wie vor einen Mangel an Verlässlichkeit bei der Lieferung von Corona-Impfstoffen. „Bei diesem Tempo ist das Ziel von 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten nicht völlig unrealistisch“, sagte Andreas Gassen, Vorstands­vorsitzender der Kassen­ärztlichen Bundes­vereinigung (KBV), dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Mittwoch). Der Fortschritt werde aber von der Politik ausgebremst. Für die Impfungen in dieser Woche hätten Vertrags- und Betriebs­ärzte sowie der Öffentliche Gesundheits­dienst insgesamt rund 6,5 Millionen Dosen Biontech bestellt. „Geliefert werden wohl aber nur 2,9 Millionen Dosen und damit weniger als die Hälfte.“

Der scheidende Bundes­gesundheits­minister Jens Spahn (CDU) versicherte am Dienstag­abend im ZDF noch einmal, dass es genügend Impfstoff gebe, um in den nächsten Wochen das Ziel von 30 Millionen Impfungen zu erreichen. Er verstehe, dass es im Praxis­alltag Frust und Wut gebe. „Dafür kann ich mich nur entschuldigen.“ Geboostert wird mit den Mitteln von Biontech und Moderna, wobei der Bund für Biontech kürzlich bis auf weiteres Bestell­obergrenzen einführte – denn für den bisher am häufigsten genutzten Impfstoff leeren sich die Lager schnell. In vielen Praxen wirbelte bereits das die Termin­planungen durcheinander.

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Omikron: Immunescape und intrinsische Fitness

Bislang wisse man nur sehr wenig über das Virus, aber das erhöhte Infektions­geschehen insbesondere bei Kindern in Südafrika zeige, dass das Virus bei Ungeimpften nicht harmlos sei. Dass der Verlauf in Südafrika teils milder sei, liege auch daran, dass fast jeder dort schon eine Infektion durchgemacht habe. Eine Immunisierung durch Infektion sei aber nicht so ein konstanter Schutz gegen das Virus wie eine Impfung.

Außerdem habe man es offensichtlich mit einem Virus zu tun, das zusätzlich zur Immunescape auch einen Anstieg der intrinsischen Fitness des Virus hat. „Wir haben bisher immer gesehen, dass ein Anstieg der intrinsischen Fitness auch mit einem Anstieg der Krankheits­schwere einher­gegangen ist“, sagt Drosten. „Das wird natürlich besonders die Ungeimpften treffen.“

Viele offene Fragen um Variante

Der Virologe betonte jedoch, dass es rund um die Variante noch viele offene Fragen gebe und mehr Daten abgewartet werden müssten. Mehrfach sprach Drosten von einer „Rate­stunde“. Die Ausgangs­lagen in Südafrika und England, wo Omikron sich in besorgnis­erregender Geschwindigkeit ausbreite, seien zudem anders als in Deutschland. Er wolle auch nicht den Teufel an die Wand malen, halte aber Vorsicht angesichts der Veränderungen des Virus für geboten, sagte der Charité-Forscher.

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Der US-Immunologe Anthony Fauci wies am Dienstag zwar auf die Möglichkeit milderer Verläufe bei einer Infektion mit der Omikron-Variante hin, mahnte jedoch, dass es zu früh sei für eine abschließende Bewertung. Die beobachteten verhältnismäßig milden Verläufe könnten auch damit zu tun haben, dass vor allem jüngere Menschen betroffen seien.

RND/kb/dpa

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