Biontech/Pfizer-Vakzine: Israelische Studie zeigt schlechteren Schutz vor südafrikanischer Variante
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Der Impfstoff von Pfizer/Biontech schützt wohl doch schlechter vor Infektionen mit der südafrikanischen Variante.
© Quelle: Jens Schlueter
Tel Aviv. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer scheint doch schlechter vor Infektionen mit der südafrikanischen Variante B.1.351 des Coronavirus zu schützen. In einer Studie israelischer Forscher, die jetzt als Preprint veröffentlicht wurde, kam es vermehrt zu Impfdurchbrüchen. Die Studienergebnisse stehen im Widerspruch zu den letzten Angaben des Herstellers: Biontech hatte erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass sein Impfstoff wahrscheinlich auch gut vor B.1.351 schützt.
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© Quelle: dpa
Studien mit Geimpften in Südafrika, wo B.1.351 die vorherrschende Variante sei, würden auf eine Wirksamkeit von 100 Prozent hindeuten, hieß es in einer Pressemitteilung von Biontech vom 1. April. Dies passe zu den Ergebnissen früherer Antikörperstudien, in denen der Pfizerimpfstoff eine „robuste“ Immunantwort auch bei der südafrikanischen Variante ausgelöst habe. Auch wenn diese Immunantwort schwächer ausfalle als bei der Ursprungsvariante, scheine das nicht die hohe Wirksamkeit gegen B1.351 zu beeinträchtigen, hatte Biontech mitgeteilt.
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B1.351 sorgte für achtmal mehr Impfdurchbrüche
Tatsächlich hatte sich bereits in Laborversuchen gezeigt, dass im Blut Geimpfter weniger Antikörper gegen die Variante B1.351 als gegen die Ursprungsvariante gebildet werden. Unklar war aber, ob die Immunreaktion trotzdem ausreichen würde, um Infektionen zu verhindern. So ist die Bildung von Antikörpern ein wichtiger Indikator für einen Immunschutz, aber nicht der einzige. Zudem lässt sich anhand von Laborversuchen nicht immer genau vorhersagen, welche Wirksamkeit eine Impfung unter realen Bedingungen zeigen wird.
Neue Erkenntnisse dazu liefert nun die Untersuchung aus Israel. Ein Team um Adi Stern von der Uni Tel Aviv hatte verglichen, wie oft und womit sich 400 Geimpfte im Vergleich zu 400 Ungeimpften infizierten. Bei den 150 Personen, die sich zwei Wochen nach Erhalt der zweiten Impfdosis trotzdem infizierten, wurde besonders oft die südafrikanische Variante nachgewiesen. So gab es achtmal mehr Impfdurchbrüche durch Infektionen mit B.1.351 – obwohl diese Variante nach Angaben der Forscher in Israel noch nicht besonders stark verbreitet ist.
Geimpfte, die erst eine Dosis erhalten hatten, infizierten sich hingegen besonders oft mit der britischen Variante B.1.1.7, was auf eine schwächere Schutzwirkung auch gegen diese Linie hindeuten könnte. Nach zwei Impfdosen sei aber ein guter Schutz gegen B.1.1.7 erreicht worden, so die Studienautoren.
Nicht klar, ob schwere Verläufe verhindert werden
Wie auch Biontech verweisen die israelischen Wissenschaftler auf die zuvor erfolgten Antikörperstudien, kommen aber zu einer anderen Schlussfolgerung. So hatte Biontech behauptet, es würden zwar weniger, aber immer noch ausreichend viele Antikörper gegen B.1.351 gebildet. Die israelischen Forscher hingegen schreiben, bei einer erniedrigten Antikörperproduktion in Laborversuchen sei entsprechend auch von einer Beeinträchtigung des Impfschutzes auszugehen. Aus der neuen Studie lässt sich allerdings nicht ableiten, dass die Impfung gegen B.1.351 völlig wirkungslos wäre. Zudem war nicht untersucht worden, inwieweit vielleicht nicht die Infektion mit der südafrikanischen Variante, aber zumindest schwere Verläufe nach einer Ansteckung verhindert werden können.
Auch beim Impfstoff von Moderna hatte sich in Antikörperstudien eine schlechtere Wirksamkeit gegen die Variante B.1.351 gezeigt. Impfungen mit der Vakzine von Astrazeneca waren in Südafrika sogar ausgesetzt worden: Nicht wegen des Verdachts auf gefährliche Nebenwirkungen, wie in Europa, sondern wegen der offenbar nur sehr geringen Wirksamkeit gegen B.1.351.
Nach einem Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) von Ende März ist in Deutschland derzeit keine starke Ausbreitung der Variante B.1.351 zu beobachten. Ihr Anteil an den Neuinfektionen sei zudem seit einigen Wochen konstant, heißt es in der Veröffentlichung. Ende März wurde nur bei 0,8 Prozent der sequenzierten Proben eine Infektion mit B.1.351 festgestellt.