Verhütung für Vergessliche: Antibabypille nur noch einmal im Monat nehmen?
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Wer oral verhüten will, muss jeden Tag daran denken, die Anti-Baby-Pille einzunehmen. Forscher arbeiten an einem Modell, dass die Einnahme auf einmal im Monat beschränkt.
© Quelle: Ralf Hirschberger/dpa
Hannover. Es ist der Schreck des Tages. Viele Frauen kennen das gut. Der Moment, in dem einem plötzlich wieder einfällt, dass man noch schnell die Pille einnehmen muss. Um nicht das Risiko einzugehen, ungewollt schwanger zu werden. Ein lästiges Prozedere, tagtäglich, das ganze Jahr über.
Für die von Vergesslichkeit Geplagten könnte es in der Zukunft womöglich aber eine Alternative geben: eine Antibabypille, die Frauen nur einmal im Monat einnehmen müssten.
Einen Prototyp für so eine Spezialpille gibt es offenbar bereits. Erste Ergebnisse vermelden US-Wissenschaftler vom Massachusetts Institute of Technology in der Dezember-Ausgabe des Fachmagazins „Science Translational Medicine“. Und so könnte das Prozedere aussehen: Levonorgestrel ist ein gängiger Wirkstoff der Antibabypille. Dieser werde in einen rund fünfeinhalb Zentimeter großen Kunststoffstern gepackt und dann so zusammengefaltet, dass er in eine Gelatinekapsel passt, schreiben die Autoren des Artikels.
Antibabypille wurde an Schweinen getestet
Die Kapsel ist darauf ausgelegt, fast einen Monat im Magen zu verbleiben.
Aus der US-Studie "A once-a-month oral contraceptive" (2019)
So könnten Frauen die Pille über den Mund aufnehmen. Im Magen entfalte sich der Wirkstoffträger dann aber wieder zu voller Größe. Dadurch bleibe er so lange im Magen gefangen, bis ihn die Magensäure zerstückelt hat. Die Kapsel dosiere dann eigenständig während des Zyklus. Anschließend werde sie mit der Verdauung ausgeschieden. „Die Kapsel ist darauf ausgelegt, fast einen Monat im Magen zu verbleiben“, schreiben die Wissenschaftler.
Noch ist das aber nur ein wissenschaftliches Experiment. Diese spezielle Monatspille sei bislang nur an Schweinen getestet worden. Das sei erfolgreich verlaufen, sagen die Wissenschaftler. Nun gelte es, Studien an Menschen vorzubereiten. Bis dahin müsse aber sichergestellt sein, dass die Kapsel für den Körper unbedenklich ist und das Hormonpräparat zuverlässig und konstant weitergibt.
Verhütung: Die Pille wird oft vergessen
Der Hintergrund: Die Wissenschaftler wiesen in ihrem Artikel darauf hin, dass die täglich einzunehmende Antibabypille als Verhütungsmittel riskant sei und die Gesundheit von Frauen auf der ganzen Welt beeinträchtige. Einer internationalen Umfrage zufolge vergessen zwischen 40 und 50 Prozent der Frauen in einem Zeitraum von drei Monaten mindestens eine Einnahme.
Ebenso viele nähmen das Präparat zum falschen Zeitpunkt ein. Die Konsequenz: Rund 9 Prozent der Frauen, die auf die Antibabypille setzen, würden wegen falscher Einnahme trotzdem schwanger. Eine oral eingenommene Alternative zur Pille gebe es bislang nicht.
Deutschland: Rund die Hälfte der Frauen verhütet mit Pille
In Deutschland sind Pille und Kondom nach wie vor die wichtigsten Verhütungsmittel, stellte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in einer Studie zum Verhütungsverhalten Erwachsener im Jahr 2018 fest. 56 Prozent der 18- bis 29-jährigen Befragten gaben an, die Pille zu nutzen, 45 Prozent der 30- bis 39-Jährigen und 39 Prozent der 40- bis 49-Jährigen.