Hülsenfrüchte versus Knolle: Sind Kichererbsen- und Linsenchips gesünder als Kartoffelchips?
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Sind Chips aus Linsen oder Kichererbsen gesünder als der Klassiker aus Kartoffeln?
© Quelle: picture alliance / Norbert Schmidt
Berlin. Hülsenfrüchte gelten als nährstoffreich, günstig und gesund. Aber gilt das auch für Chips, die etwa aus Linsen oder Kichererbsen produziert werden? „40 Prozent weniger fett als Kartoffelchips“ – mit solchen Slogans werden so manche Chips aus Hülsenfrüchten angepriesen. Hersteller versprechen zwischen 30 und 55 Prozent weniger Fett als in herkömmlichen Kartoffelchips – je nach Marke und Chipsart. Sind Chips aus Hülsenfrüchten damit „gesünder“ als die Kartoffelvariante?
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Um das zu beantworten, hat die Stiftung Warentest acht Chipssorten aus Hülsenfrüchten untersucht. Nur zwei Produkte zeichnete sie als „gut“ aus, auch die Note „ausreichend“ wurde vergeben. Neben Markenchips von Funny-Frisch, Lorenz, Heimatgut und Eat Real testete sie Produkte von Aldi, Lidl, Rossmann und dm. Dabei wertete die Stiftung unter anderem den Geschmack und das Aussehen der Chips, ihren Fettgehalt und die Recyclingfähigkeit der Verpackung aus. Auch Nährwerte, Schadstoffe und Keime sowie den Wahrheitsgehalt der Werbeslogans überprüfte sie.
Weniger Fett und mehr Protein – aber kalorienreich
Ihr Fazit: Chips aus Linsen und Kichererbsen sind eine „leichte Konkurrenz“ für Kartoffelchips. Sie enthalten im Schnitt nur halb so viel Fett wie die Sorten aus Kartoffeln. Doch Verbraucherinnen und Verbraucher sollten genau hinschauen: Die Spanne beim Fettgehalt ist zum Teil sehr weit. Und auch die Kalorienersparnis ist nicht besonders groß. Im Schnitt haben Chips aus Hülsenfrüchten rund 15 Prozent weniger Kalorien als der Klassiker aus Kartoffeln. Somit sind Chips aus Hülsenfrüchten zwar fettärmer, aber immer noch sehr energiereich.
Ein anderes Manko: der hohe Salzgehalt. Kartoffelchips enthalten im Schnitt weniger Salz als die Alternative aus Hülsenfrüchten. Auch Zucker wird laut Stiftung Warentest manchen Linsen- und Kichererbsenchips zugesetzt. Dass die Chips hingegen wenig Acrylamid und Mineralölrückstände aufwiesen, bezeichnete die Stiftung Warentest als „erfreulich“. Acrylamid kann erbgutverändernd und krebserzeugend wirken.
Irreführende Produktinformationen
„Einige Anbieter versprechen zu viel“, sagt Janine Schlenker von der Stiftung Warentest. So gibt Lidl auf der Tüte an, die Chips enthielten „14 Prozent Protein“. Die Warentester kamen nur auf 11,6 Prozent. Die Drogerie Rossmann bewirbt ihr Produkt als „reichhaltige Ballaststoffquelle“. Dafür müssten laut EU-Health-Claim-Verordnung auf 100 Gramm Chips mindestens sechs Gramm Ballaststoffe enthalten sein – es sind aber nur vier Gramm.
Deshalb bekam diese Chipssorte wie auch die Marke Heimatgut die Note „ausreichend“ in der Kategorie Deklaration. Heimatgut wirbt als Biomarke damit, keine Konservierungsstoffe zu enthalten. Diese wären bei Biochips aber ohnehin nicht zulässig – und sind bei Chips generell nicht üblich.
Teurer als Kartoffelchips – und gesünder?
Mit einem Preis von rund 2,35 Euro pro 100 Gramm sind Chips aus Linsen und Kichererbsen deutlich teurer als das Pendant aus Kartoffeln: 100 Gramm Kartoffelchips kosten im Schnitt 1,10 Euro. Der höhere Preis fällt Verbraucherinnen und Verbrauchern möglicherweise nicht sofort auf, weil Chips aus Hülsenfrüchten oft in kleineren Verpackungen verkauft werden.
„Gesünder ja, gesund nein“, zieht die Stiftung Warentest ihr Fazit zugunsten von Chips aus Hülsenfrüchten. Chips seien aber immer noch ein Genussmittel und damit in Maßen zu verzehren. Zum gegenteiligen Schluss kam die Verbraucherzentrale NRW, nachdem sie im Jahr 2020 insgesamt 80 verschiedene Alternativen zu Kartoffelchips verglichen hatte: „Chips oder gepuffte Snacks aus alternativen Zutaten wie Hülsenfrüchten, Gemüse oder Getreide sind nicht automatisch gesünder als Kartoffelchips und Erdnussflips.“
Die Chips aus Linsen, Erbsen oder Bohnen würden zwar „geschmackliche Abwechslung ins Snackregal“ bringen, Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich aber nicht täuschen lassen. „Der Kaloriengehalt der alternativen Knabberprodukte ist in den meisten Fällen kaum geringer als bei klassischen Chips und Flips und auch der Salzgehalt ist bei so manchem der betrachteten Produkte alarmierend hoch“, schreibt die Verbraucherzentrale NRW. Eine Alternative könnte es darstellen, Gemüsechips zu Hause selbst zu machen. So lassen sich auch Fettgehalt und Würze selbst bestimmen.
RND/vv