Wie Banken ihre Kunden bei Auslandsüberweisungen abzocken
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Überweisungsvordruck: teils zweistellige Wachstumsraten bei den Gebühren.
© Quelle: dpa
Berlin. Bankkunden, die Geld aus Deutschland in ein Land mit fremder Währung überweisen möchten, müssen dafür immer höhere Gebühren bezahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Consumer Intelligence, das die Preise der fünf größten Anbieter von Auslandsüberweisungen in Deutschland miteinander verglichen hat. Auftraggeber der Studie, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt, ist das Finanzunternehmen Transferwise.
Laut der Erhebung sind die Kosten bei den großen deutschen Privatkundenbanken Commerzbank, Deutsche Bank, Postbank, Sparkassen-Finanzgruppe sowie dem Finanzdienstleister Western Union allein zwischen März und November 2018 um im Schnitt zweistellige Prozentbeträge angestiegen.
Die Kosten für Überweisungen nach Polen sind explodiert
Kostete eine Überweisung von 1000 Euro in den Dollar-Raum im März 2018 durchschnittlich 20,55 Euro, wurden im November bereits 22,95 Euro fällig. Ein Preisanstieg von fast zwölf Prozent. Wer 1000 Euro auf die britischen Inseln überweisen wollte, musste dafür im November im Schnitt 30,39 Euro bezahlen. Das waren 21 Prozent mehr als noch im März. Regelrecht explodiert sind die Kosten für Überweisungen von 1000 Euro nach Polen. Von 24,35 Euro im März legten sie bis November auf 33,34 Euro zu – ein Anstieg um fast 37 Prozent.
Die Preise zwischen den einzelnen Instituten schwankten stark. So variierten die Gesamtkosten der fünf untersuchten Anbieter bei einer Überweisung von 1.000 Euro in Britische Pfund zwischen 17,51 und 62,54 Euro. Der Gebührenanteil der Überweisung schwankte damit zwischen 1,75 Prozent und 6,25 Prozent der Überweisungssumme.
Die Autoren der Studien berücksichtigen sowohl die ausgewiesenen Überweisungsgebühren als auch die für Verbraucher meist unsichtbaren sogenannten versteckten Kosten, die durch Aufschläge auf den offiziellen Wechselkurs entstehen. Während die ausgewiesenen Gebühren in vielen Fällen stabil blieben, stiegen die versteckten Beträge im Untersuchungszeitraum deutlich an.
Die EU will das Problem versteckter Kosten bei Überweisungen lösen
Der rasante Kostenanstieg kommt überraschend, das Problem der versteckten Kosten bei Auslandsüberweisungen allerdings nicht. Die EU-Kommission versucht seit Längerem, hier für mehr Transparenz zu sorgen. Im Dezember 2018 hatten sich Kommission, Europaparlament und Europäischer Rat nach langen Verhandlungen auf eine Initiative geeinigt, die Anbieter verpflichtet, bei Online-Überweisungen sämtliche Kosten offenzulegen. Ab 2020 sollen in den Mitgliedstaaten entsprechende Vorgaben gelten, allerdings nur für Online-Überweisungen innerhalb der EU.
Studienauftraggeber Transferwise ist das zu wenig: Flora Coleman, die sich bei dem Finanzdienstleister um die Beziehungen zu staatlichen Stellen sowie Nichtregierungsorganisationen kümmert, fordert, dass die neuen Vorgaben für sämtliche Geldtransfers aus EU-Ländern gelten müssen. „Wir brauchen einheitliche Standards, die sowohl für Online- aber auch Telefonüberweisungen und direkt in Filialen in Auftrag gegebene Geldtransfers gelten“, sagt sie. Und: „Die Transparenz-Regeln müssen auch bei Überweisungen in Nicht-EU-Länder eingehalten werden.“
Transferwise ist ein Startup-Unternehmen aus der Finanzbranche, das Auslandsüberweisungen nach eigenen Angaben deutlich günstiger als die etablierten Institute anbietet.
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Von Andreas Niesmann/RND