Später Kinderwunsch: Mütter in Deutschland werden immer älter

Bei rund 42.800 Geburten im vergangenen Jahr waren die Mütter älter als 40 Jahre.

Bei rund 42.800 Geburten im vergangenen Jahr waren die Mütter älter als 40 Jahre.

Mehr als 787.500 Neugeborene erblickten im vergangenen Jahr das Licht der Welt. Das sind rund 2600 Kinder mehr als noch 2017, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau blieb stabil bei 1,57 Kindern. Das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes lag bei 30 Jahren.

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Besonders beachtenswert ist die steigende Zahl der älteren Mütter. 2018 brachten Frauen ab 40 Jahren rund 42.800 Babys zur Welt. Zwar war die Häufigkeit mit 88 Kindern je 1000 Frauen immer noch relativ gering. Gegenüber 1990 hat sich die Zahl der späten Geburten jedoch fast vervierfacht.

Frauen konzentrieren sich auf Ausbildung und Studium

Mathias Lerch vom Max-Planck-Institut für Demografische Forschung in Rostock ist nicht überrascht über die Statistikergebnisse. Zum einen habe sich die Bevölkerungsstruktur verändert: „Die zahlreicheren Baby-Boomer, die in den 50er-Jahren geboren wurden, hatten damals alle im Schnitt noch zwei Kinder – und diese Kinder sind heute im höheren gebärfähigen Alter“, erklärt der stellvertretende Leiter des Arbeitsbereichs Fertilität und Wohlbefinden am Institut.

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Hinzu komme eben der aufgeschobene Kinderwunsch: Frauen wollten nicht in ihren Zwanzigern gleich ein Kind, sondern konzentrierten sich auf Ausbildung oder Studium. Sie wollten beruflich Fuß fassen, aber auch reisen und das Leben genießen. „Und wenn die erste Geburt erst nach dem 30. Lebensjahr stattfindet, dann ist das Risiko hoch, dass die zweite nach dem 40. stattfinden wird“, sagte Lerch über die späten Mütter.

Ältere Eltern fühlen sich glücklicher als jüngere

Das späte Kinderglück sei da wohl wörtlich zu nehmen: Studien zufolge fühlten sich ältere Eltern nach der Geburt ihres Kindes glücklicher als jüngere. „Ältere Eltern haben sich diese Geburt wahrscheinlich schon länger gewünscht“, vermutet Lerch. Für jüngere Eltern hingegen könne es bei aller Freude über den Nachwuchs auch Konflikte geben mit den individuellen Plänen: „Die Jüngeren haben ihre individuellen Pläne vielleicht noch nicht umgesetzt, sind vielleicht noch in Ausbildung und arbeiten an ihrer Karriere. Da ist es natürlich eine Herausforderung, jetzt auch noch an der Familie zu arbeiten. Aber auf der anderen Seite sind die auch jünger und haben mehr Power und Energie, um das alles zu bewältigen.“

Dass jüngere Familien mehr Probleme haben, von spontanen Partys und Reisen plötzlich auf schlafarme Nächte und die Versorgung eines Babys umzusteigen als ältere Paare, glaubt der Wissenschaftler aber nicht: „Wenn man 20 Jahre lang die große Freiheit gelebt hat und plötzlich ist alles ganz anders, ist das vielleicht noch eine größere Umstellung, als wenn man das vielleicht nur fünf Jahre nach dem Studium erlebt hat und dann Eltern wird.“

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Großstädte besonders geburtenreich

Auffällig ist aber nicht nur, in welchem Lebensalter der Nachwuchs kommt, sondern auch der Ort: Bezogen auf die Einwohnerzahl waren die Stadtstaaten 2018 besonders geburtenreich. An erster Stelle standen hier Hamburg mit zwölf Kindern sowie Berlin und Bremen mit jeweils elf Kindern je 1000 Einwohner. In den Bundesländern mit einer verhältnismäßig alten Bevölkerung und weniger potenziellen Eltern wurden dagegen im Verhältnis zur Einwohnerzahl weniger Kinder geboren.

„Es gibt eine geografische Verschiebung der Fruchtbarkeit rund um die Ballungszentren", sagt auch Demografieforscher Lerch. Das könne man nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern beobachten, wo die „Speckgürtel“ der Städte durch die hohe Anzahl von Familien geprägt seien. Dort sei die Fruchtbarkeit größer als in den innerstädtischen Zentren oder an der Peripherie.

dpa/RND/mkr

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